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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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eine Leere in ihrer Brust. Betta beugte sich besorgt über sie.
    »Was ist los, mein Kind?«
    Vira’ni schwieg und rief sich erneut das Bild der Frauenhand vor Augen, die vor wilder Magik leuchtete. Sie wusste, wer sich da mit dem Feuer einen Weg durch ihre Kinder brannte. Es war die Hexe! Jene, nach der ihr Herr verlangte. Mit zitternder Hand spielte Vira’ni mit der weißen Locke, die in ihr schwarzes Haar eingebettet war. Sie hatte ihre Pflicht nicht vergessen. Sie musste dem Herrn dienen.
    Sie erblasste, als ihr bewusst wurde, wie nahe sie daran gewesen war, vor dem Herrn der Dunklen Mächte zu versagen. Die Hexe hatte sie von ihrem Posten vertrieben und wäre beinahe an ihr vorbeigeschlüpft. Aber die Hexe hatte einen Fehler begangen. Der Herr hatte Vira’ni für die schwarzen Künste feinfühlig gemacht. Bei der ersten Berührung der Horde durch diesen Tod hatte Vira’ni die Magik gespürt, die sie vor der Anwesenheit der Hexe warnte. Törichte Kleine! Nun, da sie auf der Hut war, würde Vira’ni ihrem Herrn gegenüber kein zweites Mal versagen. Sie würde dafür sorgen, dass die Hexe leiden musste und sich in Qualen winden würde, so wie all die Spinnen, die in den brennenden Netzen umgekommen waren.
    Aber sie brauchte Hilfe. Vira’ni hob den Blick zu Bettas besorgten Augen und erkannte eine mächtige Verbündete, jemand, der ihr bei der Erfüllung ihrer Pflicht helfen würde. Mit ein bisschen Überzeugungskunst …
    Vira’ni unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, nicht mehr. »Jetzt erinnere ich mich!« stöhnte sie laut. »Mein Geist hat versucht, es zu verdrängen … die Erinnerung an die Schrecknisse auszulöschen … Doch jetzt kommt alles mit grausamer Deutlichkeit zurück! Feuer und Tod!« Sie richtete sich in den Kissen auf und umklammerte Bettas Arm. »Diejenigen, die das Feuer gelegt und meine Kinder umgebracht haben, kommen auch hierher.«
    Betta riss die Augen weit auf, dann kniff sie sie zusammen. »Du weißt, wer euren Wald in Brand gesteckt hat?«
    »Ja … ja …« Vira’ni sah in Bettas sich rötendes Gesicht. »Sie kommt mit vielen anderen. Ich habe den Wagen gesehen.« Vira’ni zwang ihre Schultern zu einem Beben. »Sie morden alles, was ihnen in den Weg kommt.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    Vira’ni richtete sich noch weiter auf und brachte ein fieberhaftes Krächzen zustande. »Gemeine Mörder … und Kindesverächter. Keine Menschen, sondern wilde Tiere!«
    Bettas Augen funkelten vor Hass; alles Blut wich aus ihren Lippen. Sie sprach schnell. »Unsere Ältesten haben davor gewarnt, dass dieser Wald vom Bösen befallen ist, dass die giftigen Tiere unnatürliche Zeichen der Verderbnis sind. Wir wurden hierher geschickt, um den Wald zu bewachen und dafür zu sorgen, dass sich die Spinnen nicht bis zu den Wiesen ausbreiten. Die Viecher verbergen sich schon seit Monaten zwischen den Bäumen und scheuen das Licht der Sonne. Doch jetzt … Süße Mutter! Also, wenn du die Wahrheit sprichst, dann ist das Böse im Begriff, seine Übel bringende Reichweite zu vergrößern … und das Feuer ist der Vorbote.« Die Frau löste Vira’nis Griff von ihrem Arm und stand auf. »Ich muss die anderen warnen. Diese Ungeheuer werden dieses Gebiet nicht durchschreiten.«
    Vira’ni sah der Frau nach, die aus dem Zelt lief. Bettas Stimme verkündete bereits lautstark die Warnung. Nein, dachte Vira’ni, wobei sie sich den Bauch rieb und ein giftiges Spinnenlächeln auf ihren Lippen gefror. Nein, die Mörder ihrer Kinder würden diesen Hügeln nicht entkommen.
     

 
     
    5
     
    Die Magik floss in Strömen kalten Feuers aus Elenas geöffneter Handfläche, während blaue Flammen wie Irrlichter um ihr Handgelenk tanzten. Mit Schweißperlen auf der Stirn widmete sie sich vollkommen ihrer Aufgabe und bemühte sich nach Kräften, ihre Magik im Zaum zu halten. Obwohl Er’ril ihr Grundkenntnisse in der Handhabung der Magik beigebracht hatte - einfache Lektionen, die er selbst gelernt hatte, während er als Lehnsmann dem Orden diente -, überstieg jegliche komplizierte Nutzung ihrer Talente ihre gegenwärtigen Fähigkeiten.
    Doch was Elena an Geschick fehlte, machte sie durch pure Kraft wett. Wilde Magie war eine Macht, der nur wenige Dinge widerstehen konnten. Als der Strom kalten Feuers an den Rand des von Spinnweben eingehüllten Waldstücks brandete, erstarrte alles, was er berührte, zu Raureif und Eis. Baumstämme brachen mit lautem Krachen auseinander. Gefrorene Wurzeln konnten sich

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