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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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sagte Er’ril schließlich, als die Pferde noch langsamer wurden.
    »Noch ist nicht alles verloren«, entgegnete der Og’er. »Solange wir uns bewegen, besteht noch Hoffnung.«
    Während er diese Worte aussprach, verendete das Pferd auf der linken Seite; es brach zusammen, stürzte in den Dreck, und sein Geschirr riss sich vom Wagen los. Das andere Pferd zappelte, hatte sich in den Beinen des toten Tieres verfangen. Dann stürzte es auch zu Boden - geschlagen, besiegt. Das geschundene Tier versuchte nicht einmal aufzustehen, sondern reckte nur einmal kurz den Hals und blickte zum Wagen, als ob es sich entschuldigen wollte; dann brach der Tod sein Augenlicht.
    Im Wald herrschte jetzt Totenstille.
    Sie waren nur noch ein kleines Stück vom rettenden Durchbruch entfernt, doch genauso gut hätten es tausend Meilen sein können.
    Plötzlich wurde Er’ril zur Seite gestoßen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Tol’chuk durch die Vorderklappe der Plane stürmte und aus dem Wagen sprang.
    Er’ril richtete sich wieder auf. »Was machst du da?« rief er.
    Tol’chuk hielt ein Messer in der Hand. Schnell schnitt der Og’er die Pferde los und grub die Krallen in die Rücken ihrer von Spinnen überkrusteten Kadaver. Er grunzte zweimal laut und schleuderte die Pferdeleichname beiseite, dann warf er sich die Geschirre selbst über die Schulter. Spinnen schwärmten jetzt über den Rücken und die Beine des Og’ers.
    » Tol’chuk …?« Er’rils Stimme erstarb in der Kehle. Was hätte er sagen sollen? Der Tod lauerte ebenso im Wagen wie außerhalb.
    »Solange wir uns bewegen, besteht Hoffnung«, wiederholte Tol’chuk. Der Og’er stemmte sich in die Geschirre, und seine Füße versanken im Schlamm. Er machte einen Schritt, dann einen zweiten. Als der Wagen erst einmal ins Rollen gekommen war, stapften die kräftigen Beine des Og’ers in gleichmäßigerem Gang weiter.
    Er’ril rutschte unruhig auf seiner Bank herum; er überlegte fieberhaft, wie er helfen könnte, aber es fiel ihm nichts ein. Noch nie war er sich so nutzlos vorgekommen. Er konnte nichts anderes tun, als zuzusehen, wie der Og’er die Muskeln spannte und den Wagen hinter sich herzog.
    Sie kamen mit quälender Langsamkeit voran. Blut pochte in Er’rils Ohren, und die Zeit schien stillzustehen.
    Er’ril musste zusehen, wie Spinnen Tol’chuk peinigten, doch zum Glück war der Großteil der Horde mit den Pferdekadavern beschäftigt, die eine leichtere Mahlzeit darstellten als der dickhäutige Og’er. Trotzdem waren noch genügend Spinnen übrig, um Tol’chuks Beine mit einer dicken Schicht zu bedecken. Und obwohl sich der Og’er bei früheren Gelegenheiten gern mit dem dicken Fell seines Volkes gebrüstet hatte, machte sich die Horde, für deren Vernichtungswut selbst Baumrinde kein Hindernis darstellte, gierig über in her. Von seinem Platz aus sah Er’ril, wie Schwaden grünen Rauchs von Tol’chuks Schenkeln aufstiegen, da das Gift an seinem Fleisch fraß. Spuren der Qual zeichneten den Rücken und Hals des Og’ers.
    Tol’chuk würde nicht mehr lange durchhalten können.
    Plötzlich wehte eine kräftige Windbö über den Pfad und fegte den Rauch hinweg. Süße Mutter! Die Wiesen waren nur noch eine Pferdelänge weit entfernt! Er’ril sprang auf. In dem dichten Asche- und Rauchgestöber hatte er keine Ahnung gehabt, dass sie der Rettung schon so nahe waren. »Gleich hast du es geschafft!« rief er dem schwer schuftenden Og’er anfeuernd zu.
    Tol’chuk hob das Gesicht, dann stolperte er einen Schritt bei dem Anblick. Er gewann jedoch sofort das Gleichgewicht wieder und stemmte sich noch verbissener in das Geschirr. Seine kraftvollen Beine brachten das letzte Stück hinter sich, und bald rollte der Wagen in die offene Wiese.
    Sobald sie das Grasland erreicht hatten, ließen die Spinnen von Tol’chuks Körper ab und flüchteten zurück zu ihren Bäumen. Anscheinend fürchtete sich die Horde davor, den schattigen Unterschlupf des Waldes zu verlassen. Trotzdem zog Tol’chuk den Wagen weiter, bis wirklich kein Baum mehr in ihrer Nähe stand und sie nur noch von grünem Gras umgeben waren.
    Nachdem sie die Gefahr endlich überwunden hatten, hielt Tol’chuk mit wackeligen Beinen inne und ließ das Geschirr fallen. Er versuchte, sich zum Wagen umzudrehen, doch seine Beine gaben nach, und er fiel in der nassen Wiese auf die Knie.
    Er’ril sprang vom Wagen und eilte zu dem Og’er. Tol’chuks blanke Haut war bedeckt mit weißen Striemen und Pusteln vom

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