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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Tier im hohen Gras - schon gar nicht bei Nacht. Nein, morgen früh werden wir uns auf die Spur des Dämons machen. Falls das Ungeheuer sich noch in dieser Gegend aufhält, vertreiben wir es - oder töten es. Sei dessen versichert!«
    Vira’ni wusste nicht, wie sie die Frau dazu überreden sollte, die Hexe noch in dieser Nacht zu verfolgen. Während sie sich noch angestrengt einen Plan überlegte, spürte sie ein krampfartiges Ziehen im Bauch. Vor Schmerz keuchte sie laut auf; nun hatte ihr Zustand Vorrang vor allem anderen. Bevor der erste Krampf ganz vorbei war, erschütterte ein zweites schmerzhaftes Beben ihren Körper, und Vira’ni fiel in die Kissen zurück, einen Schrei auf den Lippen.
    Betta war neben ihr und griff unter die Decke, die Vira’nis Nacktheit verbarg. Die große Frau legte die schwielige Hand auf Vira’nis fiebrigen Bauch. In diesem Augenblick durchfuhr der Schmerz erneut Vira’nis geschwollenen Leib, so stark, als würden ihre Eingeweide zerrissen; und gleichzeitig ergoss sich eine heiße Flüssigkeit über ihre Beine. Sofort füllte der Geruch von Verderbnis das Zelt.
    »Dein Bauch schiebt, und dein Fruchtwasser fließt«, sagte Betta und rümpfte dabei angewidert die Nase. »Das sind Anzeichen dafür, dass dein Kind kommt, aber irgendetwas stimmt nicht.« Betta stand hastig auf und eilte zum Zelteingang. »Ich muss die Hebamme holen und Josa die Sache mit dem Dämonenmädchen erzählen.« Und schon war sie weg.
    Als sie allein war, stieß Vira’ni die Decke mit den Füßen weg und stützte sich auf die Ellbogen, da der Schmerz für den Augenblick nachgelassen hatte. Zwischen ihren Beinen sah sie eine grünlich schwarze Flüssigkeit, die sich auf den Kissen ausbreitete. Sie stank ekelhaft nach Fäulnis. Es war kein Fruchtwasser, das aus ihrem Bauch floss, sondern eine brackige Lake.
    Vira’ni sank wieder auf die Kissen zurück. Sie hatte schon einmal eine solche Geburt durchgemacht. Im Verlies von Schwarzhall hatten die Wachen sie aufs Übelste missbraucht; und eines Nachts, als sie auf einem Altar ausgestreckt lag, war ein geflügeltes Ungeheuer gekommen und hatte seinen Samen in sie eingeführt. Monate später hatte sie auf dem schmutzigen Stroh am Boden des Verlieses ein totes Kind entbunden. Auch damals war ihr Fruchtwasser schwarz gewesen, und der Gestank des Todes war ihrem Leib entströmt. In all dem Schmutz hatte sie das tote Kind in den Armen gewiegt und getrauert. Sie hatte so laut geweint, dass ihr Herr Mitleid mit ihr empfand und ihr das tote Kind wegnahm. Er verwandelte es durch seine schwarze Magik in die Horde. Aus einem Wesen wurden viele. Nachdem das vollbracht war, setzte das Schwarze Herz die jetzt lebende Brut wieder in ihren Bauch ein, damit sie wachsen und gedeihen und sie niemals verlassen würde. Selbst jetzt noch traten ihr Tränen in die Augen bei der süßen Erinnerung.
    Plötzlich wühlte ein grauenvoller Schmerz in Vira’nis Becken und holte sie in die Gegenwart zurück. Sie spürte, wie das Kind in ihrem Leib wild um sich schlug. Ihr Gesicht glänzte von Schweiß, doch sie lächelte trotz der Qual.
    Diesmal würde es keine Totgeburt sein.
    In dem Moment stürmte eine alte Frau durch die Zeltöffnung herein, beladen mit zwei Eimern Wasser, von denen einer dampfte, und einem Berg Tüchern. Der Gestank im Zelt traf sie anscheinend wie ein Schlag. Die Frau verzog das Gesicht und näherte sich Vira’ni mit einem leichten Kopfschütteln.
    »Schätzchen«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Alter kratzig klang, »keine Bange. Ich bin schon seit vierzig Wintern Hebamme und kenn mich damit aus, wie man die Kleinen auf die Welt bringt. Alles wird gut.«
    Vira’ni entgingen jedoch nicht die Sorgenfalten im Gesicht der Alten, und sie spürte, dass die Hebamme den Geruch des Todes erkannt hatte. Trotzdem nickte Vira’ni einfach nur.
    Die Frau stellte die Wassereimer neben den Kissen ab, dann kramte sie ein paar getrocknete Minzeblätter aus einer Tasche hervor und zerkrümelte sie ins Wasser. »Ich heiße Greddie, aber alle nennen mich Tante Dedi«, sagte sie, während sie weiter arbeitete. »Also entspann dich, und überlass es Tante Dedi, sich um dich und dein Kleines zu kümmern.«
    Plötzlich durchbohrte ein Schmerz Vira’ni, als ob sich riesige knorrige Baumwurzeln in ihr ausbreiteten. Ihr Schrei brachte Tante Dedi in Windeseile an ihre Seite. Vor lauter Schmerz merkte Vira’ni kaum, dass die Alte ihr ein kaltes Tuch auf die heiße Stirn legte und sich dann

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