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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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wird sterben.‹« Tyrus steckte das Schwert zurück in die Scheide und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Nun wandte sich Mikela an Kral. »Der Nordwall ist reich an elementarer Magik. Er ist ein Quell der Energie, die unmittelbar aus dem Herzen des Landes entspringt. Als ich noch zu suchen vermochte, zog mich diese Energie wie ein Magnet an. Ihr Ruf lockte mich nach Norden, wo ich von den Meistern der Burg Mryl den Schwertkampf erlernte. Dort erfuhr ich auch von König Rys besonderer Gabe. Er konnte die Zukunft sehen, wenn er sich mit den Steinen verband. Obschon die Prophezeiungen des alten Mannes rar waren, erwiesen sie sich stets als wahr.« Mikela warf einen Blick zu Tyrus. »Mit der Deutung seiner Weissagungen verhielt es sich jedoch immer schwierig. Also nimm dich in Acht, Mann aus den Bergen, wenn du deine Entscheidung aufgrund dieser Worte triffst.«
    Kral fühlte sich hin und her gerissen, die zwei Möglichkeiten führten in seinem Herzen Krieg gegeneinander. Der Teil seines Geistes, der im Dunkelfeuer geschmiedet worden war, weigerte sich, die Suche nach der Hexe aufzugeben, denn diese Aufgabe hatte ihm der Herr der Dunklen Mächte ins Blut gebrannt. Aber wie in allen anderen Bösewächtern auch, hatte sich in ihm ein Splitter seines ursprünglichen Ichs bewahrt, ein Funken des elementaren Feuers, das den Bann des Schwarzen Herzens nährte. Und dieses kleine Stück seines Geistes konnte den Ruf der Heimat nicht missachten. Es schwoll mit all den Hoffnungen seines Volkes an.
    In jedem anderen Wesen wäre der Kampf kein echter gewesen, denn das Brandzeichen des Dunklen Herzens wurde gemeinhin mit einer Flamme eingebrannt, die niemand auslöschen konnte. Aber Kral war nicht nur ein Mensch. In seinen Adern floss auch die Magik, die durch die Granitwurzeln der Berge strömte. Und Granit widerstand selbst den heißesten Flammen. Zwar hatte man ihm das Brandmal mit Dunkelfeuer eingebrannt, doch reichte es nicht so tief in Krals steinerne Entschlossenheit, dass er den Ruf ganzer Generationen seiner Vorfahren missachten konnte.
    Der Eisthron galt als Sitz seiner Familie, und er, Kral, würde sein Erbe zurückverlangen! Wehe dem, der sich ihm dabei in den Weg stellte!
    Kral kraulte sich den Bart, wandte sich schließlich an Tyrus und studierte das Gesicht des Piraten. »Ich werde mit Euch kommen«, krächzte er mit heiserer Stimme.
    Tyrus lächelte und nickte zufrieden. Er hatte anscheinend nichts anderes erwartet.
    Die Stirn des Gebirglers jedoch legte sich in Falten. Der Bann, den ihm das Schwarze Herz auferlegt hatte, nagte in ihm und stellte seinen Vorsatz sogleich wieder infrage. Aber Kral konnte auch die letzten inneren Gefechte mit einem Gedanken beschwichtigen: Wenn er den Thron einmal zurückerobert hatte, würde er sich damit belohnen, Elena schließlich doch noch aufzustöbern und ihr Herz zu zerreißen. Er würde seine Pflicht gegenüber dem Schwarzen Herzen nicht vergessen sondern nur verschieben.
    Kral verbarg ein hartes Lächeln in seinem schwarzen Bart.
    Nichts würde Legion verweigert werden weder der Thron noch das süße Blut der Hexe.
    Die Bleicher Hengst war fertig zum Auslaufen, und die Gruppe hatte sich aufgeteilt: Die auf der Pier wünschten den anderen eine gute Reise, und jene auf dem Schiff verabschiedeten sich von ihren Freunden, die sich auf eine Wanderung quer durch Alasea vorbereiteten. Keine der beiden Parteien war sonderlich guter Stimmung. Die Gesichter drückten bestenfalls Verdruss aus, in einem Fall sogar Verzweiflung.
    Mikela blickte in die Augen desjenigen, der am verlorensten und einsamsten zu sein schien. Vor ihr stand Tol’chuk am Fuße der Laufplanke, seine Gesichtszüge waren ihm völlig entglitten. Die meisten Menschen hielten die Og’er für gleichmütig und gefühllos, doch Mikela wusste die Zeichen zu deuten, die etwas anderes besagten. Tol’chuks Fangzähne waren vollkommen verdeckt von den heruntergezogenen Lippen; die Augen hatten ihren feinen Glanz verloren; selbst seine Schultern waren herabgesunken wie die Brocken einer zertrümmerten Felswand nach einem verheerenden Erdbeben. »Du könntest mit mir kommen«, sagte Mikela sanft. Es klang wie ein Flehen ihres Herzens.
    Tol’chuk seufzte tief. »Du weißt, dass ich das nicht kann«, sagte er schließlich. »Das Herz meines Volkes erlaubt mir keinen anderen Weg.«
    Sie berührte seine Wange. »Ich weiß. Ich wollte nur, dass du erfährst, dass ich Elena sogar deine Stärke versagen würde, nur um uns nicht

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