Alasea 03 - Das Buch der Rache
in der Faust beobachtete Er’ril Elena, die den Ersten Maat schüttelte wie ein Hund einen gefangenen Hasen.
Der Zorn funkelte wild aus ihren grünen Augen. Er’ril hatte sie noch niemals so wütend gesehen.
Elena blickte Vael in die Augen. »Warum hast du ihn hierher gebracht?«
Tränen liefen über Vaels Wangen, indes der stinkende Rauch aus seinem Hals aufstieg. »Der Diener des Herrn der Dunklen Mächte… der im Turm… der Prätor… Er verlangte es von mir.«
Er’ril wusste, wen er meinte. Er trat näher. »Mein Bruder.«
Elena hob die freie Hand, um den Gefährten zum Schweigen zu bringen. Sie setzte Vaels Verhör fort. »Wohin wolltest du ihn bringen? Nach Port Raul?«
Vael versuchte zu nicken, während er weiter in ihrem flammenden Griff hing. »Ja, und von dort mit einem Frachtkahn ins Landesinnere.«
Er’ril konnte nicht mehr an sich halten. »Elena, was weißt du?« Er winkte zu Joach und Tok hinüber, die an der Tür Wache standen. »Drück dich klar aus. Die anderen Piraten an Bord werden bald entdecken, dass wir geflohen sind.«
Elenas Antwort bestand darin, den dünnen Mann quer durch die Kajüte zu werfen. Vael prallte an die gegenüberliegende Wand und sank zu einem Gewirr aus Armen und Beinen zusammen. Als die wütenden Flammen des Hexenfeuers Elenas Arm hinaufkrochen, zuckte er zusammen, aber Elena achtete nicht auf die Furcht des Mannes und wandte sich an Er’ril. »Die Statue im Frachtraum ist nicht einfach nur ein Schwarzstein. Während ich mich in Flints Geist bewegte, fühlte ich die Verbindung der Statue zu den Ul’jinn und bekam eine Ahnung ihres wahren Sinns, dem dunklen Geheimnis des Steins.« Elena begann vor Wut heftig zu zittern.
Joach trat an die Seite seiner Schwester. »Was, Elena?«
»Der Stein ist eine Art Gebärmutter«, antwortete sie. »In ihm wächst etwas Böses heran, etwas so Abscheuliches, dass selbst die leiseste Berührung seines Geistes beinahe meinen eigenen ausgelöscht hätte.« Elena hob den Try’sil vom Kajütenboden auf. Mit dem runenverzierten Hammer in der Hand ging sie zu Vael. »Auch wenn der Hammer die Steinhülle zu zertrümmern vermag, fürchte ich, dass das, was darin wächst, bereits zu groß und mächtig ist, als dass ich damit fertig werden könnte. Wenn das darin jetzt entfesselt wird, wird es uns alle vernichten.«
»Aber welche Art von Unwesen ist es?« fragte Joach mit ängstlich krächzender Stimme.
Elena schüttelte den Kopf und kniete neben Vael nieder, der zusammengerollt am Fuße der Wand lag. »Aber er weiß es.«
Vael drückte sich an die Wand.
Elena hob die rubinrote Hand, und aus ihren Fingerspitzen loderten dünne Bänder aus Feuer. Wie mit ausgefahrenen Krallen bedrohte sie damit den dürren Mann. »Sag uns, was in der Schwarzsteinstatue verborgen ist.«
»Ich… ich weiß es nicht… wirklich. Der Diener des Herrn der Dunklen Mächte verband mein Blut mit dieser Macht, damit ich die Ul’jinn befehligen konnte. Ich sollte die Statue nach Port Raul und dann in die Berge bringen. Mehr hat man mir nicht gesagt. Sonst weiß ich nichts.«
Elena zog ihre Magik zurück. Ihr Zorn nahm mit zunehmender Erschöpfung ab, und in ihr müdes Gesicht gruben sich bereits tiefe Linien. »Er spricht die Wahrheit«, stieß sie hervor. Hoffnungslosigkeit dämpfte ihre Stimme.
»Nicht ganz«, wandte Er’ril ein. »Er lässt mehr weg, als er sagt.« Er’ril hockte sich neben den gelbhäutigen Fremden. Der Mann roch nach Angst und getrocknetem Blut. Er’ril hob mit der Schwertspitze das Kinn des Mannes an, bis er ihm in die seltsam violetten Augen sehen konnte. »Wo in den Bergen solltest du den Steinleib abliefern?«
Vael bebte unter der Schwertspitze und der Intensität der Blicke. »In einer kleinen Stadt… nahe dem Hochland.«
»Nenn den Namen.«
»Winterberg.«
Elena und Joach rangen nach Luft. Er’ril starrte Vael nur an und versuchte einen Grund zu finden, warum es ausgerechnet dieser Ort sein sollte. Warum die Stadt, in deren Nähe Elena aufgewachsen war? Aus welchem Grund?
Flint unterbrach das fassungslose Schweigen mit einem röchelnden Stöhnen. Alle Blicke wanderten in seine Richtung. Der alte Mann rollte sich nur zur Seite. Er war zu schwach, um aufzustehen. Er’ril hielt das Schwert weiterhin auf Vael gerichtet, während Joach zu Flint lief und ihm half, sich aufzusetzen. Flints Augen, rot und trüb, suchten den Raum ab. Er schien seine Umgebung und die Umstände rasch zu erkennen, und eine Hand wanderte
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