Alasea 03 - Das Buch der Rache
durch ihre Stiefel. Das Feuer unter Deck begann offenbar, die Planken von unten zu verbrennen.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit«, ließ Flint überflüssigerweise verlauten.
»Bleibt hier«, befahl Er’ril den anderen. Er bedeckte Nase und Mund mit einem Stück Segeltuch und rannte über das verrauchte Deck. Flint und Tok bezogen an der Reling Stellung.
Joach stellte sich neben Elena, und sie nahm seine dargebotene Hand in die ihre. Er war ihre Familie. »Immerzu Flammen«, murmelte er.
»Hmmm?«
Er lächelte sie schwach an. »Immer wenn wir zusammen sind, werden wir vom Feuer verfolgt.«
Sie erwiderte sein erschöpftes Lächeln und wusste, dass er das Feuer im Obsthain meinte, welches sie damals aus der Heimat vertrieben hatte. Ihr Bruder hatte Recht. Es schien, als wäre ihr Weg stets von Flammen gezeichnet.
Unvermittelt tauchte Er’ril wieder aus den Flammen auf. Er hustete und hatte eine kleine Holztür unter dem Arm. »Wir können die Tür hier nehmen, um uns über Wasser zu halten«, erklärte er und lehnte die Tür an die Reling. Dann wandte er sich wieder ab. »Ich hole noch mehr. In der Kombüse habe ich einen zerbrochenen Tisch gesehen.«
Noch bevor ihn jemand davon abhalten konnte, war Er’ril schon wieder im dichten Rauch verschwunden.
An der Reling sagte keiner ein Wort. Sorge und Furcht stand Ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Elena studierte die unruhigen Wellen. Konnte sie überhaupt so weit schwimmen? Sie suchte das Meer nach Haifischflossen und anderen Anzeichen von versteckten Gefahren ab.
In der Ferne ertönte ein Horn zuerst leise, dann hallte der Ton durchdringend und laut übers Wasser. Es klang wie der traurige Schrei eines sterbenden Seeungeheuers.
»Port Raul hat uns entdeckt«, meinte Flint mit einer Stimme, die Erleichterung und gleichzeitig Besorgnis ausdrückte. »Sie geben Alarm. Wenn wir…«
Er wurde von einem heftigen Rumpeln unter ihren Füßen unterbrochen. Tok fiel auf die Knie. Ein schauderhafter Donner grollte aus den Tiefen des Schiffes, als würde das Schiff sein letztes Todesröcheln ausstoßen. Das Rahnock krachte halb verkohlt auf das Mittelschiff und riss einen Teil der Reling heraus. Das Schiff bekam Schlagseite, und das Meerwasser zischte, wo es auf die Flammen traf.
Flint trat an Elenas Seite. »Wir können es nicht riskieren, noch länger zu warten. Wir müssen das Schiff verlassen. Jetzt gleich! Es bricht auseinander.« Der alte Seemann drängte sie zu der herausgerissenen Tür. »Bleib du bei deinem Bruder. Ich werde den Schiffsjungen mitnehmen. Schwimmt so kräftig, wie ihr nur könnt, und haltet Ausschau nach anderen Schiffen.«
Elena wich einen Schritt zurück von der Reling. »Aber Er’ril…?«
Flint packte sie mit eisernem Griff an der Schulter und zog sie zu sich heran. »Er wird es allein schaffen. Er hat sich schon aus schlimmeren Lagen befreit und überlebt.«
Joach trat vor seine Schwester. »Bruder Flint hat Recht, Elena. Hilf mir, die Tür über Bord zu werfen.«
Elena runzelte die Stirn, gehorchte jedoch. Die Geschwister hoben die Tür über die Reling. Sie schlug auf dem Wasser auf, wippte auf und ab und trieb dann langsam ab.
Flint war es unterdessen gelungen, einen Teil von der zerstörten Reling herauszubrechen. Er und der Junge waren bereit, da mit ins Wasser zu springen. »Beeilt euch«, drängte er die anderen.
Joach half seiner Schwester auf die Reling. »Spring, alter Mann«, schrie er Flint zu. »Wir kommen schon zurecht.«
Toks Gesicht schien erstarrt vor Angst, dann drückte Flint den Arm des kleinen Burschen ein letztes Mal, und weg waren sie.
Joach sah Elena an. »Fertig?«
»Ja«, antwortete sie und stieß Joach über Bord.
Er tauchte tief ins Wasser ein, kam aber sogleich wieder hoch und spuckte Wasser. Elena lehnte sich über die Reling und deutete auf das treibende Holz. »Schwimm zur Tür! Warte auf mich! Ich muss nach Er’ril suchen!«
»Elena! Nein!«
Aber sie hatte die Reling bereits verlassen. Sie konnte Er’ril nicht einfach so zurücklassen. Das Schiff fiel langsam zusammen, und der Präriemann war vielleicht irgendwo im Schutt gefangen. Mit ihrer Magik könnte sie ihn rasch befreien.
Sie rannte durch den Rauch auf die Luke am Heck des Schiffes zu. Er’ril hatte etwas von einem Tisch in der Kombüse erwähnt. Sie hielt sich den Arm über Nase und Mund und stieg rasch durch die Luke hinunter. Die Augen brannten vor Rauch und Asche. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Ohne zu zögern, kämpfte
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