Alasea 03 - Das Buch der Rache
zitternd zum Hinterkopf.
Joach wollte ihn beruhigen. »Keine Angst. Elena hat dich von dem Untier befreit.«
Flint stöhnte erneut. »Aber… es fühlt sich an, als wäre mein Kopf gespalten.«
Er’ril wandte sich wieder an Vael. »Die Statue… was solltest du mit ihr in Winterberg machen?«
Vael zuckte zurück. »Sie in irgendeine alte Ruine bringen und dort einfach stehen lassen. Das ist alles, was ich weiß.«
Flint befreite sich aus Joachs Armen. »Was ist das für eine Statue?«
Joach erzählte ihm von ihrer Entdeckung der Schwarzsteinskulptur und den Plänen, die der Herr der Dunklen Mächte damit hatte. Flints Gesicht wurde im Verlauf der Geschichte immer grimmiger. Er’ril ließ dem alten Bruder ein wenig Zeit, diese Neuigkeiten zu verdauen, und vertraute auf den scharfen Verstand des Freundes.
»Ich muss sie sehen«, verkündete Flint schließlich. Er schlug Joachs Hilfsangebot aus und rappelte sich umständlich auf. Als er endlich stand, sah er Elena an. »Kannst du uns den Weg zum Frachtraum frei machen?«
Elena nickte langsam.
Plötzlich ertönte Toks Stimme von der zerstörten Tür her. »Da kommt jemand!« zischte er den anderen zu. Er trat in den Gang, sprang jedoch gleich wieder zurück. Heftiges Glockengeläut drang plötzlich vom Deck herunter. »Sie wissen, dass ihr entkommen seid!«
»Elena?«
»Du brauchst einen Weg?« Ihre Augen wanderten zu Vael. »Er hat selbst gesagt, dass er der alles bestimmende Anführer dieser Männer ist.« Bevor einer der anderen reagieren konnte, hob Elena den Arm, und ein dicker Flammenstoß schnellte heraus.
Er’ril duckte sich, fühlte jedoch deutlich die Hitze, als das Hexenfeuer an ihm vorbeirauschte. Vael scharrte an der Wand. Er versuchte, den Flammen zu entfliehen, aber es gelang ihm nicht.
Elenas Feuerstrom wurde zu einem Gewirr aus glühenden Fäden. Diese fingen Vael so sicher ein, wie ein Spinnennetz eine Fliese schnappt. Er schrie und wand sich in ihrem Netz, seine Kleider brannten, Fleisch rauchte. Joach war zu Tok an die Tür gesprungen. »Da sind mindestens fünf Männer am Ende des Ganges«, warnte er seine Gefährten. »Sie haben Schwerter und Fackeln. Und es kommen noch mehr. Sie wissen wahrscheinlich, dass wir uns hier verstecken.«
»Elena, was tust du?« fragte Er’ril.
»Der Mann weiß nicht mehr. Meine Magik sagt es mir«, erwiderte sie, die Worte kamen gedämpft aus ihrem Mund. Was sie als Nächstes tat, geschah ohne jede Leidenschaft. Die flammenden Fasern aus ihren Fingern drangen in Vaels Mund und Hals. »Aber er ist mit all den Ul’jinn hier auf dem Schiff verbunden.«
Elena ließ die Hand vorschnellen, ballte sie zur Faust und drehte das Handgelenk herum. Vael zuckte zusammen, als hätte man ihm den Hals gebrochen, dann wurde sein Körper schlaff. »Schneide der Schlange den Hals ab, und der Körper wird sterben«, murmelte Elena und nahm die Hand herunter. Die Flammen verschwanden, als hätte man eine Kerze ausgeblasen.
Er’ril ging zu Vael hinüber. Rauch stieg von der Leiche auf. Die Hexe hatte ihn getötet.
Entsetzt wandte er sich an Elena.
Sie starrte Er’ril einige Sekunden lang nur an, dann sprach sie. »Du hast seinen Geist nicht berührt. Ich habe es getan.« Und damit drehte sie sich um.
Joach erstattete von der Tür aus Bericht. »Die Piraten im Gang sind plötzlich alle zusammengebrochen«, verkündete er erstaunt.
Flint nickte. »Vael war das Blutsband. Mit seinem Tod sterben auch die Ul’jinn.«
Tok, der noch einmal hinaus auf den Gang geschlichen war, um sich zu vergewissern, sprang mit einem Satz zurück in die Kajüte. Auf seinem Gesicht machte sich Panik breit. »Die Fackeln und Laternen haben das Holz in Brand gesetzt! Der halbe Gang steht schon in Flammen!«
Er’ril richtete sich auf und trieb die anderen zur Tür. Bei der Skipperjan handelte es sich um ein altes Schiff, das Holz war reif für die Flammen. Ein richtiges Feuer würde das Boot in wenigen Minuten bis zur Wasserlinie niederbrennen.
Joach half Flint auf und bot ihm seine Schulter als Stütze an Tok blieb zurück. Er konnte die Augen nicht von Vaels Leiche wenden. Dann rannte er plötzlich auf sie zu, versetzte dem Körper einen Tritt und spuckte aus. Tränen liefen dem Jungen über die Wangen. »Sie waren meine Familie!« brüllte er den verbrannten Körper an.
Er’ril ging zu ihm und klemmte sich den Jungen einfach unter den Arm. Tok klammerte sich an den Präriemann wie ein ertrinkender Seemann an Treibgut. Sie hatten
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