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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Flammen es geboren. Während der Vogel über den blauen Himmel raste und unter weißen Wolken dahinjagte, leuchtete sein Gefieder glühend rot.
    Elena und Mama Freda wichen zurück, da der Vogel direkt auf sie zukam. Das Mädchen stolperte über den Stock der alten Frau und fiel. Das gesamte Schiff geriet in Aufruhr, als auch die anderen den Angreifer bemerkten, aber Elenas Augen waren nur auf das herabsinkende geflügelte Raubtier gerichtet.
    Es war viel zu klein für einen Wyvern. Aber was sollte es dann für ein Tier sein?
    Sie hob ihre rote Hand und suchte fieberhaft nach etwas, um sich in die Haut zu stechen und damit den Feuerfluss zu entfesseln.
    Doch es war zu spät.
    Sie duckte sich, da der Vogel im Sturzflug auf sie herunterraste. Elena stockte der Atem, als das Tier seine glänzenden Flügel ausbreitete. Sein Flug endete mit einer eleganten Landung auf der Schiffsreling. Es keuchte durch den offenen Schnabel, die Flügel leicht gespreizt, um sich nach dem Flug zu kühlen.
    Das feurige Leuchten des Vogels verblasste, und zum Vorschein kam ein schneeweißes Gefieder. Die schwarzen Augen sahen Elena an, den Kopf hielt er leicht zur Seite geneigt.
    »Es ist der Sonnenfalke«, erklärte Merik ehrfurchtsvoll.
    Der Elv’e kam um Elena herum, die sich langsam wieder erhob und peinlich darauf achtete, jede plötzliche Bewegung vor dem großen Vogel zu vermeiden. Er musste mindestens vier Handlängen groß sein. »Ein Sonnenfalke?« fragte sie. Elena erinnerte sich an den etwas kleineren Mondfalken, der Merik vor langer Zeit zu ihr geführt hatte.
    »Es ist der Vogel der Königin Tratal«, antwortete er. »Der Herold des Hauses Morgenstern.«
    Flint hatte sich inzwischen zu ihnen gesellt. »Aber warum ist er gekommen?« fragte er.
    Merik wandte sich an alle. »Sie kommt. Die Königin hat Sturmhaven verlassen.«
    »Und warum?« wollte Elena wissen.
    Merik sah sie an. In seinen Augen spiegelte sich Beunruhigung wider. »Sie kommt, um die Länder zurückzufordern, aus denen unsere Vorfahren verbannt wurden.« Er deutete auf den Vogel. »Der Flug ihres Sonnenfalken verkündet den Vorabend des Krieges.«
    Das Gefühl kehrte wie ein altbekannter Albtraum langsam zurück.
    Zuerst eine Berührung auf seiner Haut, so kalt, dass sie sich wie ein Brennen anfühlte. Dann die Geräusche: ein Chor aus Jammern und Wehklagen, weit entfernt, doch gleichzeitig so nah wie der Atem einer Geliebten. Die Schreie hallten in seinem Schädel wider, holten ihn aus der Bewusstlosigkeit zurück. Er kämpfte dagegen an, schwamm aber dennoch aus der tiefen Schwärze nach oben. Weitere Eindrücke stürmten auf ihn ein: ein erstickender Gestank, der Tod verhieß, und eine gewaltige Entladung weißen Lichts, welches die Dunkelheit vor seinen Augen in Scherben sprengte.
    »Er wacht auf«, sprach eine Stimme jenseits der blendenden Helligkeit.
    Einzelne Bilder fügten sich zusammen wie ein Kinderpuzzle. Er lag mit dem Rücken auf einer Steinplatte; sie war hart und unnachgiebig, so kalt wie der Marmor einer Gruft. Ein eiskalter Luftzug auf seiner Haut ließ ihn spüren, dass er nackt war.
    Als er den Kopf zur Seite rollte, sah er eine Wand aus Granitblöcken. Fensterschlitze, hoch oben in der Wand angebracht, ließen ein wenig Sonnenlicht herein und einen kalten Wind.
    Wieder sprach die raue Stimme über ihm. »Er kämpft.«
    Eine andere Stimme antwortete. Sie kam ihm sonderbar vertraut vor, wie ein Flüstern aus lange vergessenen Tagen. »Seine Magik schützt ihn noch immer. Er wird auch von den schwarzen Künsten nicht zu bekehren sein.«
    Er versuchte, diese Worte zu verstehen, aber einstweilen lebte er nur in seiner Gefühlswelt; wer gesprochen hatte, war nicht von Belang. Selbst die Frage, wer er selbst war, mussten sich seine benebelten Sinne erst noch stellen.
    »Was machen wir dann mit ihm? Er hätte eigentlich schon sterben müssen, als er das Wehr betrat.«
    »Sein Eisenschlüssel«, antwortete die so beunruhigend bekannte Stimme, »besitzt die Macht, es zu öffnen. Und damit er den dunklen Weg überleben konnte, hat die Magik aus dem Buch des Blutes ihn beschützt.«
    Als der Schläfer schließlich vollständig erwacht war, nahm sein Verstand allmählich mehr als nur Gerüche und zitternde Haut wahr. Langsam konnte er sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Wer waren diese beiden? Er hob die Hand, um sein Gesicht zu berühren und mit einer Fingerspitze über seine Lippen zu fahren. Wer bin ich?
    »Vergiss diesen neuen Plan. Wir

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