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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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sollten ihn einfach töten«, beharrte der eine barsch auf seinem Vorhaben. Der Zuhörer fühlte, dass es ein alter Mann sein musste, der da sprach, die Stimme rau von vielen Wintern.
    »Nein«, antwortete der andere. Dies war eine junge Stimme, voller jugendlicher Stärke.
    »Warum? Welchen Unterschied sollte es machen? Die Hexe wird trotzdem kommen. Sie wird ohnehin glauben, er sei tot. Warum machen wir es nicht gleich wahr?«
    »Ob das Kind nun kommt oder nicht, hat keinen Einfluss auf meine Entscheidung.«
    »Aber Elena sollte…«
    Um ihn herum wurden Stimmen und Raum wieder dunkler. Ein Wort stieg leuchtend wie eine Flamme vor seinem Bewusstsein auf: Elena. Dann blühte ein Bild auf und ersetzte das Wort: Augen von eindrucksvollem Grün, Wangen und Hals sanft geschwungen, Haare von der Farbe eines glühenden Sonnenuntergangs. Mit dieser Erinnerung kam auch alles andere zurück.
    Zuerst war es nur ein dünnes Rinnsal von Eindrücken: Eine Eisenhand erhob sich gegen eine schwarze Skulptur… Ein Riss in der Wirklichkeit, als der Stein der Statue zu einer Lache aus schwarzer Energie zerschmolz… Sein Körper wehrte sich, wurde aber trotzdem von einer gewaltigen Kraft in den Rachen der schwarzen Lache gezogen…
    Und dann… kam die Dunkelheit, so schwarz und kalt, dass es keine Worte gab, um sie zu beschreiben.
    Er erschauderte bei dem Gedanken daran, schob die unliebsame Erinnerung beiseite.
    Schon drängten andere Ereignisse zurück in seinen Kopf, ein reißender Strom bekannter Gesichter und alter Geschichten. Erinnerungen aus fünf Jahrhunderten füllten rasch die gähnende Lücke in seinem Bewusstsein.
    Süße Mutter, was hatte er getan?
    Er’ril atmete schwer, als seine Gedanken wieder seine eigenen waren. Er setzte sich mühsam auf. Wut und Schmerz erwärmten seine nackte Haut. »Elena…«, murmelte er leise.
    Von links und rechts beugten sich zwei Gestalten über ihn.
    Den älteren mit der dunklen Robe kannte er gut. Das alte Gesicht war von der Zeit gezeichnet, die Augen trübe von den vielen Wintern der vergangenen Jahrhunderte. »Greschym.«
    Der greise Dunkelmagiker verneigte spöttisch den Kopf und erhob den rechten Armstumpf zum grausamen Gruß. »Ich sehe, dass dein Verstand nun also auch endlich aufwacht.«
    Er’ril beachtete ihn nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem anderen. Während der Rücken des alten Dunkelmagikers schief und krumm war, stand der andere groß, aufrecht und breitschultrig vor ihm. Unter dem ordentlich geschnittenen schwarzen Haar starrten Augen hervor, die denen Er’rils sehr ähnlich waren. Es war das Grau eines schneereichen Wintermorgens, das Zeichen, an dem man einen echten Standi Präriemann erkannte. Aber statt der Wärme des geteilten Erbes leuchteten nur Kälte und Schwärze aus den Augen des anderen. Es war, als starrte Er’ril in ein offenes Grab. Vor Entsetzen fand er keine Worte.
    Sein Gegenüber zeigte sich nicht so unfähig. »Willkommen, mein lieber Bruder«, sagte er, »viel Zeit ist vergangen.«
    »Schorkan«, krächzte Er’ril.
    Das Lächeln seines Bruders strahlte keinerlei Wärme aus, versprach nur Schmerzen. »Es wird Zeit, dass wir uns endlich wieder miteinander vertraut machen.«
    Er’ril spuckte ihm ins Gesicht. »Du bist nicht mein Bruder, nur ein Ungeheuer, das sein Gesicht trägt.«
    Schorkan machte sich nicht die Mühe, den Speichel von seiner Wange zu wischen. Er seufzte nur. »Du wirst wieder lernen, mich zu lieben. Das verspreche ich dir.«
    »Niemals!« antwortete Er’ril fest entschlossen.
    Da hob Schorkan die Hand und gab mit den Fingern ein Zeichen. Hinter Er’ril trat ein Dritter hervor, der sich bislang als Zuschauer im Hintergrund gehalten hatte.
    Als Er’ril diese dritte Person erkannte, versetzte ihn der Schrecken beinahe zurück ins dunkle Nichts. »Nein!« schrie er, nachdem er sich die Nacht in dem Gasthaus in Erinnerung gerufen hatte, wo er vor so langer Zeit das Schwert in den Rücken des Jungen gerammt und ihn damit an die Fußbodenplanken genagelt hatte. »Ich tötete dich!«
    Der Bursche zuckte die Schultern, und aus seinen Augen leuchtete ein wildes Licht. »Mach dir keine Sorgen, Präriemann. Ich werfe dir nichts vor. Es erfordert schon mehr als ein gewöhnliches Schwert, um meine Bande zu dieser Welt zu durchtrennen.«
    Es war De’nal, der Magikerlehrling und das dritte und letzte Mitglied der Zusammenkunft, die vor fünf Jahrhunderten das Buch des Blutes gebunden hatte. Oder zumindest das, was von De’nal

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