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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Schwimmhäute zu demonstrieren. »Keiner aus meinem Volk trägt die Merkmale eines Mer’ai. Ihr täuscht Euch.«
    Meister Edylls Gesicht wurde nun grimmig. »Wenn du dir der Geschichte der Mer’ai so gewiss bist, Blutreiter, dann erzähl mir von deiner Herkunft. Woher kommen die De’rendi? Welches Land hat dein Volk hervorgebracht?«
    Saag wan wartete gespannt auf seine Antwort. Kast trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Nach langem Schweigen begann er schließlich zu erzählen. »Wir haben kein Heimatland. Man sagt, es war das Meer selbst, das uns gebar. Da wurde das Land eifersüchtig und verdammte uns. Es verwandelte uns in gewöhnliche Menschen, die niemals wieder ins Meer zurückkehren konnten. Verbannt vom Busen unserer Mutter, werden wir für immer auf den Meeren kreuzen und den Weg in die Heimat suchen müssen.«
    Während Kast sprach, kehrte das Lächeln auf Meister Edylls Gesicht zurück.
    »Es ist nur eine Geschichte, die man sich in meinem Volk erzählt«, erklärte Kast und starrte den Ratsältesten an. »Eine Sage. Aber in Euren Augen kann ich sehen, was Ihr gerade denkt. Ihr glaubt, die Geschichte von der Geburt aus dem Meer ist ein Zeichen dafür, dass unsere Völker ein gemeinsames Erbe teilen. Doch ich behaupte weiterhin: Ihr täuscht Euch! Unsere Völker haben nichts gemeinsam außer der Sklavenvergangenheit.«
    »Sogar hier bist du im Unrecht«, sagte Meister Edyll.
    »Dann sprecht deutlich mit mir, alter Mann«, verlangte Kast mit einem besorgten Funkeln in den Augen.
    Meister Edyll aber wandte sich zuerst an Saag wan. »Es tut mir Leid, mein Liebes. Mit Ausnahme einiger weniger Gelehrter und dem Rat selbst weiß niemand aus unserem Volk das, was du gleich hören wirst. Ich muss dich bitten, dieses Geheimnis zu bewahren.«
    Saag wan warf einen Blick zu ihrer Mutter, aber wieder zeigte sich die Frau distanziert und wich ihrem Blick aus. Das Mer’ai Mädchen schluckte schwer und sah Meister Edyll nickend an. »W was wird unseren Leuten vorenthalten?«
    »Die wahre Geschichte unseres Volkes«, erklärte er schlicht und einfach.
    Saag wan runzelte die Stirn. »Aber ich kenne unsere Geschichte.«
    »Du weißt nur, was wir dir beigebracht haben, aber nicht die Wahrheit. Die Scham bringt einen dazu, seltsame Dinge zu tun. Das geht sogar so weit, dass man die Wahrheit vor den Seinen verbirgt.« Er warf den anderen Ältesten einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Als Erstes möchte ich euch beide bitten, mit offenem Herzen zuzuhören«, bat Meister Edyll. Er sah den großen Blutreiter neben dem Mädchen an. »Auch du, Meister Kast. Und dann urteile, ob ich mich wirklich täusche.«
    Kast nickte nur. Sein Gesicht wirkte wie versteinert, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt.
    Meister Edyll setzte sich zurück. »Vor langer Zeit, noch bevor die Länder Alaseas von Menschen besiedelt wurden, waren die Mer’ai ein Fischervolk. Wir lebten auf Inseln weit draußen im Großen Ozean.«
    Saag wan unterbrach ihn. »Du meinst, wir lebten im Meer in der Nähe dieser Inseln.«
    »Nein, meine Liebe, auf diesen Inseln. Wir waren einst Landbewohner.«
    Saag wan packte das Entsetzen. Obwohl sie einige Zeit unter den Männern und Frauen an der Küste verbracht und deren Mut und hohe Gesinnung kennen gelernt hatte, ließen die verbliebenen alten Vorurteile ihr Blut erkalten bei der Vorstellung, dass ihre Ahnen Landbewohner gewesen waren. Sie stand auf und zeigte ihre Schwimmhäute, um die Worte des Ältesten zu widerlegen. »Wie können wir Landbewohner gewesen sein?«
    »Wir waren es«, wiederholte Meister Edyll einfach.
    »So steht es zumindest in den alten Schriften«, fügte der Jüngste des Ältestenrates hinzu und sprach damit zum ersten Mal. Meister Talon trug glänzende Korallenstücke und Perlmutt im geflochtenen Haar. Während er sprach, strich er sich über einen mit Perlen besetzten Zopf, der über seine Schulter fiel. »Aber nicht alle von uns erkennen diese alten Dichtungen als unsere wahre Geschichte an.«
    Meisterin Rupeli nickte zustimmend. »Einige von uns glauben, dass diese alten Geschichten Erfindungen sind. Ich für meinen Teil teile Meister Edylls Annahme nicht.«
    »Annahme? Die Gelehrten sind sich einig, dass die Quellen der niedergeschriebenen Geschichte zuverlässig sind«, entgegnete Meister Edyll.
    »Auch Gelehrte können sich irren«, meinte Talon und warf den dünnen Zopf zurück.
    »Und selbst wenn diese Schriften wirklich zur Zeit der Entstehung

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