Alasea 03 - Das Buch der Rache
anerkennend über den Hals des Drachen. Danke, Ragnar’k.
Das war nicht nur der Drache.
Kast?
Ich habe Ragnar’k nicht wecken können. Saag wan fühlte die Erschöpfung und Anstrengung des Blutreiters. Der Schreck und die Schmerzen haben Ragnar’k zu sehr zugesetzt. Ich konnte nur seine niederen Gedanken erreichen seine Instinkte und Reflexe. Aber es reichte. Mein Wille hat ihm Richtung und Absicht gegeben, und die Instinkte und Reflexe des Drachen haben seinen Körper angetrieben.
Aber wie…?
Der Drache kam noch einmal kurz ins Trudeln, doch dann fing er sich wieder. Es… es ist zu anstrengend, auf diese Weise zu sprechen… und gleichzeitig den Drachen zu steuern. Pass auf das Mädchen auf.
Saag wan schickte Kast einen stummen Dank und ein wenig Wärme.
Um sie herum krachte und dröhnte der Donner, während der Sturm zur Hochform auflief. Die Winde wurden noch stärker und zwangen Saag wan, sich noch näher an den Drachen zu drängen, um der Kleinen, die vor ihr saß, Schutz zu bieten.
Plötzlich tauchte in der vom Regen gepeitschten Dunkelheit ein Schiff unter ihnen auf. Ein Dreimaster mit einem Drachen am Bug bekriegte die Wellen mit einem Zorn, der schon fast menschlich wirkte. Saag wan erkannte das Schiff aus Pinorrs Beschreibung. Es war das größte Schiff der Flotte, die Drachenherz.
Saag wans Reittier musste es zur gleichen Zeit erspäht haben. Der Drache beugte den Hals in die Tiefe und setzte zur Landung an. Die Mer’ai drückte das Kind fest an sich, während das Schiff unter ihnen immer näher kam. Der unruhige Flug hinunter zum Deck des Bootes hatte nichts mit dem kunstvollen Gleiten zu tun, das Ragnar’k vollführte, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte war. Kast hatte offenbar arg zu kämpfen, um den Riesen unter Kontrolle zu behalten. Die Flügel des Drachen schlugen wild, um den Sturzflug zu verlangsamen und das Ziel wenigstens ungefähr anzusteuern. Es war ein mühsames Ringen, der Ausgang unsicher.
Das Schiff, das zwischen den haushohen Wellen schlingerte, zeigte sich zudem als unwilliger Gegner. Das Deck wankte, und die drei Masten stachen nach dem Drachen wie feindliche Speere.
Der Drache brüllte das widerspenstige Schiff an, legte sich in die Kurve und wand sich, um das Schlingern des Bootes auszugleichen.
Das Schiffsdeck flog ihnen förmlich entgegen, und Saag wan konnte nur noch die Augen schließen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, die Arme hielt sie fest um den Drachenhals geschlungen, und zwischen ihr und Ragnar’k saß eingekeilt das Kind. Kast, lass mich nicht im Stich.
Der polternde Aufprall war die Antwort darauf. Saag wan hielt sich mit aller Kraft fest, aber die Wucht des Rückschlags war zu heftig. Ihre Füße wurden aus den Hautfalten des Tieres gerissen, und sie und das Mädchen rutschten den Drachenhals hinauf. Keuchend zwang Saag wan ihre Arme und Beine, sich mit aller Kraft festzuhalten. Das Kreischen der Krallen auf dem Holz schien ewig zu dauern, als der Drache über das nasse Deck schlitterte. Saag wan wartete darauf, dass die Reling zerbarst und der Drache letztendlich in die tosende See stürzte.
Doch so weit kam es nicht.
Dem Drachen gelang es, zitternd zum Stehen zu kommen.
Saag wan hielt die Augen geschlossen und schickte ein stilles Gebet an alle Götter der Welt. Dann öffnete sie langsam die Augen. Die Spitze der Drachenschnauze berührte bereits die Reling. Es hatte nur knapp gereicht sehr knapp. Das Riesentier lag ausgestreckt auf dem Deck, zu erschöpft, um sich aufzurichten. Sein Brustkorb hob und senkte sich, es keuchte stoßweise, und der Atem dampfte im kalten Regen. Hinter sich sah Saag wan die tiefen Rillen, die der Drache ins Deck geritzt hatte. Stücke seiner abgebrochenen Nägel glitzerten silbern in der Spur.
Auch Scheschon hatte die neue Umgebung bereits begutachtet. »Das ist nicht Papas Boot«, sagte sie, und man hörte die Angst aus ihren Worten.
Saag wan legte eine Hand auf die Wange des Kindes. »Ist schon gut, Scheschon. Hier bist du in Sicherheit, bis dein Papa kommt.«
Links neben ihnen krachte plötzlich Holz auf Holz, die Tür zum Deck flog auf. Mit Speeren und Schwertern bewaffnete Männer stürmten das sturmgepeitschte Deck. Als sie erkannten, was sie vor sich hatten, hielten sie abrupt inne, und in ihren Gesichtern vermischte sich Angst mit Ehrfurcht.
Saag wan wusste, dass es am besten war, wenn Kast hier das Wort führte. Sie setzte Scheschon auf dem Deck ab. »Bleib beim Drachen«, befahl sie dem Kind.
Sich
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