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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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der Tatsache bewusst, dass alle Augen auf sie gerichtet waren, stieg auch Saag wan von ihrem Reittier, die rechte Hand stets an Ragnar’ks Hals. Als ihre Füße sicheren Boden erreicht hatten, nahm Saag wan Scheschons Hand in ihre Linke und drehte sich dem wachsenden Publikum zu.
    Auch der jähzornige Sturm konnte die Mannschaft nicht davon abhalten, an Deck zu stürmen. Aus ihrer Mitte trat schließlich der größte Mann hervor, den Saag wan jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er war schon etwas älter, aber noch immer sehr muskulös und fast genauso breit wie hoch. Sie versuchte das Flüstern der Versammelten zu verstehen und hörte überall nur ein Wort: Großkielmeister. Der Hüne von einem Mann blieb stehen und starrte die zwei Mädchen und den ausgestreckt daliegenden Drachen an. Sein Gesicht wirkte hart und feindselig; kein Willkommensgruß kam ihm über die mürrischen Lippen, nichts, was den verdrießlichen Gesichtsausdruck weicher wirken ließ. Die Augen glänzten schwarz vor Misstrauen.
    Saag wan schluckte. Kast war eigentlich derjenige, der diesem Mann gegenübertreten sollte.
    Die Mer’ai trat vor und nahm die Hand vom Drachen, um den Bann zu lösen. Sie duckte sich vor dem zu erwartenden Wirbelwind aber nichts geschah.
    Saag wan blickte über die Schulter und sah den Drachen noch immer flach auf dem Deck liegen. Nur sein dampfender Atem zeugte davon, dass er noch am Leben war.
    »Kast?« rief sie.
    Eine strenge Stimme ließ sie herumfahren. Es war der Großkielmeister. Sein feindseliger Blick versprach Schmerz. »Zu welcher Art von Sturmdämonen gehörst du?«
    Als Pinorr zu seiner Kabine zurückkehrte, nagte die Sorge um seine Enkelin an ihm. Jetzt, da sein Plan in die Tat umgesetzt wurde, war er nicht mehr so überzeugt von seinem Vorschlag. Alles hing zu sehr vom Wahrheitsgehalt der alten Geschichten ab Wenn er doch nicht Recht hatte, bedeutete das nicht nur einen Fehlschlag für Kast und Saag wan, sondern wahrscheinlich auch Scheschons Tod.
    Er griff nach dem Riegel seiner Kabinentür. Der Donner hallte in seinen Ohren wider, und die schaukelnden Laternen verzerrten die Schatten. Und in jenem Moment rettete ihm die kurze Pause, die der Sturm einlegte, das Leben. Da das Grollen des Donners für einige Sekunden nachließ, vernahm Pinorr ein leises Kratzen von Absätzen auf Holz. Es war gerade laut genug, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Gar nicht weit entfernt von ihm stand der stämmige Gylt im Gang und hielt eine fleckige Klinge in der Hand. An seiner geduckten Haltung und dem schuldbewussten Blick erkannte der Schamane, dass der Maat ihm etwas Böses wollte. Nachdem er einen prüfenden Blick in den Rest des Ganges geworfen hatte, wandte sich Pinorr an den Mann. »Dann willst du also für Ulster einen Mord begehen?«
    Der Seemann stand noch immer wie angewurzelt da. Seine Unentschlossenheit ließ sein Vorhaben ins Wanken geraten.
    »Du willst den Zorn der Meeresgötter auf dein Haupt lenken, um Ulster dieses Schicksal zu ersparen? Wie mutig von dir, freiwillig deinen eigenen Geist zu verdammen.« Pinorr kniff die Augen zusammen. Allmählich ahnte er, was der Kielmeister im Schilde führte. »Die Mannschaft kannst du vielleicht täuschen und mein Verschwinden auf den tobenden Sturm schieben, aber gib dich nicht dem Irrglauben hin, dass die Meeresgötter nicht wüssten, welche Hand das Schwert geschwungen hat. Sogar jetzt in diesem Augenblick beobachten sie dich durch meine Augen. Sie starren in dein Herz.« Ein plötzlicher Donner erschütterte die Planken unter ihren Füßen.
    Gylt rang nach Luft und trat einen Schritt zurück.
    Pinorr wusste, dass der Mann leicht einzuschüchtern war, besonders, wenn er Angst hatte. Er beugte sich zu ihm vor. »Hör nur, wie die Götter schon nach deinem Blut rufen.«
    Gylts Augen weiteten sich vor Entsetzen. Das Schwert zitterte in seiner Hand. »Ich…ich wollte dich nicht umbringen, Schamane. Wirklich nicht! Ich sollte nur dafür sorgen, dass du in deine Kabine zurückkehrst.«
    Pinorr runzelte die Stirn. Er spürte die Wahrheit in den Worten des Mannes.
    Hinter Pinorr öffnete sich nun plötzlich die Tür zur Kabine. Er wusste jedoch, dass er selbige leer zurückgelassen hatte. Offenbar war er blind in einen Hinterhalt gestolpert. Er hatte nicht gedacht, dass Ulster so feige werden würde zumindest nicht so bald.
    Vor Pinorr breitete sich ein Schatten aus, den die Laternen in seinem Zimmer auf die gegenüberliegende Wand des Ganges warfen: ein Mann mit

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