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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Morgen würden die De’rendi entweder zusammengeschmiedet sein, um ihrem letzten Ziel entgegenzusehen, eine Waffe gegen die Gul’gotha, oder sie würden unter den Wellen versunken sein.
    Das Schicksal seines Volkes hing nun von dem verfluchten Schwert eines Schamanen ab und vom Herzen eines Kindes.
    16
    Während die Blitze unvermindert weiter über den Himmel zuckten, stand Saag wan dem Großkielmeister gegenüber. Regentropfen hämmerten unaufhörlich auf das Deck. Hinter dem großen Mann war das Schiff gespickt mit Speeren und Schwertern. Die Mer’ai beachtete die anderen Besatzungsmitglieder jedoch nicht. Es zählte nur der Riese, der vor ihr stand. Er war der Anführer, derjenige, den sie und Kast überreden mussten. Aber nichts verhielt sich so, wie es der alte Schamane geplant hatte. Eigentlich hätte Kast, der Blutreiter, ihren Fall vortragen sollen und nicht sie.
    Sie warf einen Blick auf den verletzten Drachen hinter sich und wusste, dass ihre Pläne schnellstens neu geschmiedet werden mussten, aber sie vermochte nicht einmal mehr klar zu denken. Ihre Gedanken kreisten nur um Ragnar’k und Kast. Was war geschehen? Warum konnte sie den Bann nicht aufheben? War der Blitzeinschlag schuld? War Kast nun für immer in der Gestalt des Drachen gefangen? In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Eine kleine Hand drückte die ihre, dann zerrte Scheschon an Saag wans Arm. »Der Mann ist größer als Papa«, stellte das Mädchen fest und deutete auf den Großkielmeister. Das völlig durchnässte Kind zitterte im kalten Wind.
    Saag wan drückte die Kleine an sich, um sie zu wärmen, und drehte sich um. Auch aus einigen Schritten Entfernung musste Saag wan den Kopf in den Nacken legen, um dem Hünen ins Gesicht sehen zu können. Seine Augen glichen blauem Stahl, sein geflochtenes Haar glänzte dunkel, war jedoch von silbernen Strähnen durchzogen, die die vergangenen Winter hinterlassen hatten. In der rechten Faust hielt er eine Walfangharpune, die weit über seinen Kopf hinausragte. Seine Augen wanderten schnell zwischen Saag wan und dem riesigen schwarzen Drachen hin und her. Da Ragnar’k hinter Saag wan lag, ließ er Vorsicht walten.
    »Ich frage dich noch einmal«, sagte er, »zu welcher Art von Dämon gehörst du?«
    Saag wan fand schließlich die Sprache wieder. Mit Schweigen würde sie niemanden überzeugen können. »Ich bin kein Dämon, Großkielmeister der De’rendi«, sagte sie feierlich und verneigte zur Begrüßung den Kopf. »Ich heiße Saag wan und bin eine Abgesandte der Mer’ai. Der Schamane Pinorr schickt mich, um dich um deinen Rat zu ersuchen.«
    Die Mannschaft war zu diszipliniert und erfahren, um ungefragt das Wort zu erheben, aber Saag wan bemerkte die verstohlenen Blicke, die die Männer und Frauen hinter dem Großkielmeister tauschten. Zweifel und Zorn mischten sich in der nervösen Haltung der Menschen, und aus ihrem Gemurmel konnte sie schließen, dass Pinorrs Warnungen durchaus gerechtfertigt waren. Der Begriff Mer’ai wurde nicht sonderlich gut aufgenommen.
    Der Großkielmeister brach das Schweigen. Seine Stimme klang rau, da er jetzt wusste, mit wem er es zu tun hatte, aber bald hatte sie den Befehlston wieder gefunden. »Hast du einen Beweis für eine so gewagte Behauptung?« fragte er.
    Saag wan wies mit der freien Hand auf den Drachen. »Wenn das nicht Beweis genug ist«, sagte sie und schob Scheschon vor sich, »Schamane Pinorr schickt sein einzig Fleisch und Blut als Zeichen für seine Unterstützung.«
    Der Großkielmeister schien das kleine Mädchen nun endlich zu bemerken. Er blinzelte Scheschon an. »Ich kenne dieses Kind…«, meinte er zögernd.
    Da drängte sich ein anderer Mann vor und stellte sich neben den Großkielmeister. Er trug das blaue Gewand eines Schamanen, aber im Gegensatz zu dem hageren und wettergegerbten Pinorr trug dieser Mann einen stattlichen Wanst vor sich her, auf dessen Wölbung er die Hand gelegt hatte. Unruhig beäugte er den Himmel. »Wir sollten die Gefangenen mit hinunter nehmen«, lispelte er. »Ich fürchte, dies ist nur die Ruhe, bevor der Sturm richtig los geht.« Er warf einen angstvollen Blick auf den Drachen. »Die Winde bringen schlechte Vorzeichen.«
    Der Großkielmeister nickte. Er winkte zwei Männer heran, die die beiden Mädchen bewachen sollten. Die Männer trugen sichelförmige Schwerter, auf deren Klingen sich die Blitze widerspiegelten. »Wenn ihr keine Dämonen seid, dann kommt mit uns. Teilt uns mit, warum ihr gekommen seid, warum mein

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