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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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zurücklassen.
    Während sie darüber grübelte, hörte sie plötzlich ein leises Geräusch. Instinktiv griff sie nach dem Messer und ließ die Faust fallen. Elena fuhr herum und streckte die Waffe drohend aus. Aber da war nichts. Dann hörte sie es wieder… ein leises Jaulen, kaum wahrnehmbar. Es dauerte lange genug an, sodass Elena es bis zu seiner Quelle verfolgen konnte. Im Schatten der Wand lag Tikals Körper schlaff am Boden.
    Elena ging zu ihm und kauerte sich neben das Tier. Der Tamrink lag auf dem Rücken, den Hals unnatürlich verrenkt. Elena bemerkte, dass sein Brustkorb sich noch leicht hob und senkte. Sie berührte ihn vorsichtig mit einem Finger. Ein Stöhnen war die Antwort. Elena zuckte zusammen. Das kleine Wesen lebte noch.
    Elena warf einen Blick zurück auf die Faust und wusste, dass sie sich beeilen musste, aber Tikals leises Wimmern brach ihr fast das Herz. Sie hielt inne und fragte sich, was sie tun sollte. Sie umklammerte das Heft ihres Messers, und ihr war klar, dass sie Tikals Leiden mit einem Stoß beenden konnte. Sie hob den Dolch sogar in die Luft, ließ ihn jedoch wieder sinken sie konnte es nicht tun. Ihr Herz war auf der Reise hierher zwar härter geworden, jedoch nicht hart genug für eine solche Tat. Sie hatte zu viele Tote während der vergangenen Monde gesehen und brachte es nicht übers Herz, das kleine, verletzte Tier zu töten. Aber so konnte sie es auch nicht liegen lassen. Tikal war mehr als nur ein Haustier. Er war schließlich derjenige, der Mama Freda seine Augen lieh.
    Elena biss sich auf die Unterlippe und fällte ihre Entscheidung.
    Sie hob den kleinen Tamrink vorsichtig hoch und war überrascht, wie weich sein Fell war. Er winselte noch jämmerlicher, sobald sie seinen Körper bewegte. Elena konnte sich jedoch dazu durchringen, seinen verrenkten Hals gerade zu richten. Die kleinen Knochen krachten. Tikals leises Wimmern wurde zu einem lauten Jammern, und Elena zuckte zusammen, setzte aber ihr Tun fort. Um zu überleben, musste man manchmal Schmerzen ertragen. Das war eine der harten Lektionen, die sie in ihrem Leben hatte lernen müssen.
    Schließlich schien Tikals Hals wieder halbwegs gerade zu sein.
    Sie wiegte den Tamrink in ihren Armen und schnitt in einen der winzigen Finger des Tieres; dann tat sie dasselbe mit ihrem Finger. Sie hatte einst gelernt, dass sie nur eine Winzigkeit ihrer eigenen Magik in einen anderen fließen lassen durfte. Sie atmete einmal tief durch und legte ihren blutigen Finger an Tikals frische Wunde. Sie schloss die Magik in sich ein; nur ein Tropfen Blut durfte in Tikals Körper gelangen.
    Als ihre Finger sich berührten, schlugen Elenas Gedanken eine Sekunde lang eine Brücke zu der kleinen Kreatur. Sie verschmolz mit dem Tier und fühlte den starken Schmerz in seinem Nacken und das dumpfe Bewusstsein des kleinen Tamrinks, das tief in ihm drin schlummerte. Dann befand sie sich für einen winzigen Augenblick an einem anderen Ort. Sie stolperte am Arm eines anderen, sie lief, obwohl ihre Gelenke schmerzten, verwirrt und blind. Blinzelnd zog Elena den Finger zurück. Sie befand sich wieder in ihrer eigenen Haut und wusste, dass sie gerade auf Tikals Verbindung zu Mama Freda gewandelt war.
    Dieser kurze Kontakt erinnerte Elena an ihre eigentliche Aufgabe. Die anderen flüchteten, um den Bösewächter abzulenken, und sie vergeudete hier ihre Zeit, weil sie ein verletztes Tier am Leben erhalten wollte. Elena legte Tikal zurück auf den Boden. Der Tamrink atmete nun viel tiefer, dann regte sich sogar ein Bein, und ein kleiner Arm wanderte zum Ohr, um es zu kratzen. Jetzt musste der Tamrink allein gesund werden.
    Elena ging zurück zu der Eisenfaust und hob sie vom Boden auf. Nun wusste sie, welchen Gegenstand sie mitnehmen musste. Sie legte ihr Messer neben Flint und nahm den Schlüssel von A’loatal in die rechte Hand. Als sie die Angst in Mama Freda gespürt hatte, hatte Elena erkannt, dass sie ihren eigenen Ängsten ohne Dolch gegenübertreten konnte. Der Schlüssel war jetzt wichtiger.
    Entschlossen richtete sich Elena auf. Als sie kurz innehielt, hörte sie Stiefel auf Felsen scharren. Sie fuhr herum und vermutete, dass das Geräusch aus den tiefer gelegenen Katakomben stammte. Ihr Verdacht wurde bestätigt, als sie Licht aus dem Gang flackern sah. Noch jemand war in den Katakomben zugange!
    Elena drückte sich an die Wand und führte sich alle Arten von Gefahren vor Augen: Skal’ten, Zwerge, Bösewächter. Was nun? Sie hielt die Luft an,

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