Alasea 03 - Das Buch der Rache
doch eine Antwort erhielt sie nicht. Der Wind musste ihre Worte fortgetragen haben. Also hob sie eine Hand in die Luft, damit die Fremden ihren Gruß zumindest sehen konnten, aber sie reagierten in keiner Weise auf Saag wan und wandten ihr Augenmerk nicht eine Sekunde von ihren Pflichten ab.
Stirnrunzelnd gab Saag wan ihrem Drachen die Anweisung, abzudrehen und es bei einem anderen Schiff zu versuchen. Der Drache gehorchte, doch auch dort hatten sie nicht mehr Glück. Bald segelten die Elv’en Flotte und der Drache direkt über dem Schlachtfeld, aber die Himmelsschiffe drosselten ihr Tempo nicht. Sie setzten ihren Weg mit großem Aufgebot in Richtung Insel fort.
Unten sah Saag wan die ehrfürchtig nach oben gerichteten Gesichter der Blutreiter, und sogar die Skal’ten beäugten die neuen Eindringlinge misstrauisch und unterbrachen ihren Angriff, um genau wie alle anderen darüber nachzudenken, was diese Schiffe wohl im Schilde führten. Aber keines der geflügelten Ungeheuer wagte es, sich in die Lüfte zu schwingen, um nähere Untersuchungen anzustellen.
Plötzlich entdeckte Saag wan, dass eines der Himmelsschiffe größer war als die anderen es musste mindestens zweimal so groß sein , vermutlich das Flaggschiff. Sie musste die Aufmerksamkeit seines Kapitäns erringen und die Elv’en bitten, den belagerten Blutreitern Hilfe zu leisten. Die Zeit wurde langsam knapp. Die Löcher in der Wand aus Dunkelheit schlossen sich bereits wieder.
Als Saag wan und Ragnar’k schließlich neben dem Flaggschiff herflogen, hatte die Armada bereits A’loatal erreicht. Die Flotte verteilte sich und kreiste die Stadt ein. Fünf Schiffe trennten sich von den anderen und zogen weiter. Sie bildeten einen Ring um die Burg. Was hatten sie vor? Saag wan schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie die Schiffe möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Vielleicht handelte es sich hier um einen neuen Feind.
Sie drängte Ragnar’k, dem Flaggschiff zu folgen, das höher stieg als der Rest der Armada. Ragnar’k musste erst einen weiten Bogen fliegen, um eine entsprechende Höhe zu erreichen. Das Flaggschiff schwebte genau über der Mitte des Ringes, den die fünf Schiffe bildeten, und bezog unmittelbar über den Türmen der Zitadelle Stellung.
In der dünnen Luft hatte Ragnar’k zu kämpfen, um seine Position halten zu können. Am Bug des Flaggschiffes stand kein Mann, sondern eine Frau. Sie trug ein langes, fließendes Gewand aus einem so dünnen Stoff, dass Saag wan ihre geschmeidige Figur darunter so deutlich erkennen konnte, als wäre sie nackt. Das Silberhaar erstrahlte in einem Glanz, der jeden Sonnenstrahl ausgestochen hätte. Und als die Frau sich ihr zuwandte und sich ihre Blicke trafen, spürte Saag wan die Energie, die von dieser Frau ausging: ein Fleisch gewordener Blitz.
Die Lippen der Frau bewegten sich, und Saag wan konnte die Worte deutlich verstehen. »Geht. Dies ist nicht mehr euer Kampf.« Damit wandte sich die Elv’en Frau ab.
»Warte!« rief Saag wan, aber die Fremde beachtete sie nicht mehr, sie hob nur noch einen Arm in Richtung des Drachen.
Plötzlich veränderten sich die Luftströmungen um sie herum. Ragnar’k bemühte sich, neben dem Schiff zu bleiben, aber in seinen Flügeln schien sich kein Wind mehr zu fangen. Drache und Mer’ai trudelten in die Tiefe.
Saag wan klammerte sich wie ein Seestern an den fallenden Drachen und war felsenfest davon überzeugt, dass sie gleich auf der Insel aufschlagen würden. Aber dann blähten sich die breiten Flügel des Drachen plötzlich wieder im Wind. Ragnar’k und Saag wan segelten erneut sanft durch die Lüfte.
Ragnar’k flog nun sehr vorsichtig; der Sturz hatte sie zwischen die Türme der Stadt geführt. Er schwebte um eine schiefe Statue herum, die einen Mann mit erhobenem Schwert darstellte, um wieder an Höhe zu gewinnen.
Saag wan beobachtete den Ring aus fünf Schiffen, während Ragnar’k langsam um die Insel kreiste, um die Schiffe insgesamt im Auge behalten zu können. Näher wagte er sich jedoch nicht mehr an die Elv’en heran. Saag wan drängte ihn auch nicht dazu. Sie hatte der großen Frau in die Augen gesehen und dabei geglaubt, in eine kalte Leere zu blicken. Weder Hass noch Feindschaft waren darin zu sehen gewesen, nur eine tiefe Gleichgültigkeit. Als wären Ragnar’k und Saag wan zu gering, um ihnen weiter Beachtung zu schenken. Die Elv’en Frau hatte sie verscheucht wie eine lästige Mücke.
Als Saag wan den Blick weiter schweifen
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