Alasea 03 - Das Buch der Rache
ließ, entdeckte sie, dass das Knistern der silbernen Energien entlang der Kiele der fünf Schiffe nun heftiger wurde. Irgendetwas würde gleich geschehen. Das Metall der Kiele verfärbte sich von blutrot zu einem blass glühenden Rosa, als würde das Erz erwärmt werden. Das Knistern wurde lauter, und kleine Blitze schossen wie gezackte Speere aus den Kielen.
Als Ragnar’k sich einem der Schiffe näherte, stand Saag wans Haar plötzlich senkrecht vom Kopf ab, und es funkte nur so darin vor Energie. Der Drache drehte ab. Er spürte die Gefahr.
Während ihr Reittier über die Stadt segelte, beobachtete Saag wan die mächtigen Energien, die nun zwischen den fünf Kielen hin und her zuckten. Saag wan fühlte, dass dies die Kraft war, welche die riesigen Schiffe für gewöhnlich antrieb, nur jetzt wurde diese Energie einem anderen Zweck zugeführt.
Selbst in dieser Entfernung konnte die Mer’ai die Magik in der Luft förmlich schmecken. Unter den Kielen loderten die knisternden Energien wild. Ganze Heerscharen von Blitzen zuckten hinunter zur Burg, ohne sie zu erreichen. Doch mit einem Mal schien die Luft um die Burg herum abgesaugt zu werden. Saag wan erschrak. Sie rang nach Luft und fasste sich an den Hals.
An allen fünf Kielen rasten die Blitze nun vom Heck zum Bug und von dort aufwärts, um den breiteren Kiel des Flaggschiffs über ihnen zu treffen. Einen Moment lang leuchtete am dunklen Himmel ein fünfzackiger Stern mit dem Flaggschiff in der Mitte auf.
Dann verschwand der Stern, und Saag wan fand wieder Luft zum Atmen. Die fünf Schiffe drehten sich von der Zitadelle weg und sackten herab in niedrigere Luftschichten. Ihre Kiele hatten wieder das gedämpfte Tiefrot angenommen, und unter den Bäuchen der Schiffe zuckten keine Energieblitze mehr.
Doch auf das mächtige Flaggschiff traf das nicht zu. Es schwebte noch immer über der Burg und wurde von Feuer und Energie hell erleuchtet.
Saag wans Herz zog sich vor Entsetzen zusammen. »Was wollen sie…?«
Da entlud sich all die Energie, die sich in dem Flaggschiff angestaut hatte, auf einmal. Ein Blitz, so dick wie ein Turm, zuckte nach unten und schleuderte Saag wan und Ragnar’k zurück. Es folgte eine Explosion, ohrenbetäubend und grell.
Selbst geblendet, half Ragnar’k seiner Reiterin, im Sattel zu bleiben, indem er die Fußhalterungen zusammenpresste. Schließlich fing er sich, und das Trudeln hatte ein Ende. Sie befanden sich wieder über dem Meer.
Ragnar’k wandte sich besorgt an Saag wan. Geht es dir gut, meine Leibgefährtin?
Es geht mir gut, antwortete sie, obwohl sie in Wirklichkeit noch völlig benommen war von der gewaltigen Explosion. Sie konnte das grelle Licht nicht aus ihren Augen blinzeln. Dann richtete sie sich plötzlich auf. Es war nicht das grelle Licht des Blitzes, das ihre Augen weiter plagte! Saag wan blickte sich um. Es war die Sonne!
Saag wan beobachtete, wie die letzten Reste der tintenschwarzen Dunkelheit am Horizont ins Meer sanken und damit die Sonne freigaben. Sie fuhr herum. Der Schaft aus schwarzen Energien war verschwunden! Stattdessen stieg ein Rauchschleier aus der Mitte der Burg auf. Die Türme standen noch, aber Saag wan ahnte, dass der Hof in der Mitte völlig verwüstet sein musste.
»Sie haben die Quelle der schwarzen Barriere zerstört!« jubelte sie, und Jubel hallte nun auch vom Meer herauf. Bei Sonnenlicht auch wenn es sich nur um die untergehende Sonne handelte waren die Skal’ten verwundbar. Beifallsrufe und blutgieriges Gebrüll dröhnten von den Schiffen und aus den Rachen der Drachen zu Saag wan herauf: Die Schlacht hatte erneut eine Wendung genommen! Nun konnten sie wieder an einen Sieg denken!
Saag wan wandte sich mit einem erschöpften Lächeln auf den Lippen der Insel zu, um die Himmelsschiffe zu beobachten. Sie wollte ihnen einen schweigenden Dank zukommen lassen, aber angesichts dessen, was sie sah, verging ihr das Lachen.
Fünf andere Schiffe brachen aus dem Verband aus, stiegen über die Burg und formten einen neuen Ring unter ihrem Flaggschiff.
Süße Mutter, die Elv’en setzten ihren Angriff auf die Insel fort!
Saag wan fürchtete um ihre Gefährten. Sie hielten sich bestimmt dort unten in der Burg oder irgendwo in der Stadt auf. Wenn diese Himmelsschiffe nicht nachgaben, würde die Insel bald in Schutt und Asche liegen.
Saag wan ließ den Blick über hunderte von Türmen schweifen und betete, das Signalfeuer der Gefährten irgendwo aufleuchten zu sehen. Doch sie sah weit und breit
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