Alasea 03 - Das Buch der Rache
holst. Er soll seinen Hammer mitbringen.«
»Du kannst den Bösewächter nicht allein aufhalten und so lange schon gar nicht.«
»Er hat Recht, Joach«, warf Mama Freda ein und befreite sich aus Meriks Griff. »Ich werde bleiben und an eurer Seite kämpfen.«
Joach musste sich eine Bemerkung verkneifen. Wie sollte ihnen diese blinde, alte Frau helfen können? Kam es zum Kampf, wäre sie nur eine Last, statt ihnen behilflich zu sein.
Merik schien darin einer Meinung mit ihm zu sein. Zweifelnd blickte er über die Schulter der alten Frau zu Joach. Dann lehnte er die Fackel gegen die Wand und sagte zu Mama Freda: »Wenn du bei uns bleiben willst, brauchst du eine Waffe.« Er gab ihr sein Messer. Die lange Klinge glitzerte im Fackellicht. »Es ist ein Eisdolch, den meine Vorfahren einst geschmiedet haben. Wenn nötig, stoße fest und tief zu. Er durchschneidet Knochen so leicht, als wären sie Luft.«
Mama Freda nahm das Messer umständlich in die Hand. Ihr fehlendes Sehvermögen machte sich deutlich bemerkbar. Fast hätte sie sich noch in den Daumen geschnitten. »Danke«, sagte sie zu Merik. »Er wird mir gute Dienste leisten.« Damit drehte sie sich dem dunklen Gang hinter ihr zu.
Joach folgte ihrem Blick. »Warum zeigt er sich nicht?«
Mama Freda schüttelte langsam den Kopf. »Er horcht und hofft, dass wir etwas über Elenas Verbleib verraten.«
Bruder Ewan schien ihre Unterhaltung tatsächlich gehört und erkannt zu haben, dass er seinen Hinterhalt nicht länger verbergen konnte. Er sprang in den Schein des Fackellichts. »Wie Recht du hast, gute alte Frau. Und bevor ich euch alle töte, werde ich meine Antwort bekommen. Also, wo habt ihr das Mädchen versteckt?«
Joach trat mit vorgehaltenem Stab vor den Bösewächter. Er bewegte die Lippen, ohne dabei ein Wort zu sagen, und sofort loderte das Dunkelfeuer über dem Stab auf. »Bleib zurück!« befahl er.
Bruder Ewan stellte sich ihm mit nacktem Oberkörper entgegen. Arme, Brust und Hals waren dicht behangen mit tausenden von winzigen Würmern, und alle hatten sie die Farbe von hässlichen blauen Flecken. Sie schienen nach dem Dunkelfeuer auf Joachs Stab greifen zu wollen. Ihre dünnen Körper streckten sich den Flammen entgegen. »Junger Mann, ich sehe, dass auch du von den schwarzen Künsten berührt bist. Warum kämpfst du gegen mich, wenn du eigentlich auf meiner Seite stehen solltest?«
Joach schwenkte den Stab zur Abwehr herum. Die Blutegel folgten dem Stab. »Magik ist für mich nur eine Waffe«, antwortete Joach kalt. »Ich benutze sie, aber sie hat keine Macht über mich.«
Bruder Ewan tat diese Bemerkung mit einer lässigen Handbewegung ab, wobei ein paar Blutegel gegen die Felswand geschleudert wurden. »Du feilschst um Worte. Berühr die Dunkelheit, und die Dunkelheit wird dich berühren. Flint hätte dir das längst beibringen sollen.«
Joach konnte auf die Worte des Bösewächters in der Tat nicht viel erwidern. Flint hatte ihn vor dem Risiko gewarnt, das er einging, wenn er mit der Magik des Stabes hantierte. Eine leise Sorge beschlich ihn, aber er schob sie beiseite. Er würde sich nicht verderben lassen. Joach blickte seinen Feind finster an. »Nur die Schwachen so wie du erlauben der Dunkelheit, das Helle zu verfinstern.«
Bruder Ewans bleiches Gesicht wurde rot. »Der Meister hat mich nicht besiegt. Er hat mir eine Gabe verliehen.« Der Bösewächter hob die Arme und zeigte seine vielen Würmer. »Blutegel gehörten schon immer zum Werkzeug der Heiler. Aber kein Heiler war jemals mit einer so prächtigen Meute gesegnet wie ich.«
Nun drängte sich Mama Freda neben Joach, wobei sie sich mit einer Hand an der Wand entlangtastete. »Ich bin die einzige Heilerin hier, Bruder Ewan, und ich sage, dass du eine Krankheit bist.« Sie warf Meriks Messer nach ihm, aber blind, wie sie war, traf sie ihn nicht einmal annähernd. Die Waffe landete zu seinen Füßen. »Beweise, dass du noch immer ein Heiler bist. Schneide die Verderbnis aus dir heraus!«
Ihre Darbietung brachte Bruder Ewan zum Lachen. Er stieß das Messer zur Seite und erhob mahnend den Zeigefinger. »Für eine Heilerin hast du eine erschreckende Fehldiagnose gestellt. Du bist die Krankheit und ich bin die Heilung!«
Joach stöhnte innerlich auf, als er einen Schritt zurückwich. Warum hatte die alte Frau ihre einzige Waffe so verschwenden müssen? Es wäre ihre letzte Verteidigungsmöglichkeit gewesen, wenn er und Merik den Feind nicht zu besiegen vermochten. Er schob Mama
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