Alasea 03 - Das Buch der Rache
Tochter hat, schon an meine Tür geklopft.«
Elena drückte mitfühlend seinen Arm. »Das tut mir Leid, Joach. Aber zumindest bin ich dann nicht die einzige Erbin, der die eine Hälfte des Elv’en Erbes zusteht.« Sie grinste ihren Bruder an. »Glaub mir, ich bin froh, dass du das mit mir teilst.«
»Danke, Elena«, erwiderte Joach leicht missmutig.
Bald darauf erreichten sie die Doppeltüren, die in einen der vielen Säle der Ordensburg führten. Man hatte diesen Saal für die Feier gewählt, da er von Feuer und Blutvergießen verschont geblieben war im Gegensatz zum Rest der Burg. Es würde viele Monde dauern, bis auch nur ein Zehntel des Schadens repariert war.
Elena seufzte, wenn sie an die viele Arbeit dachte, die noch vor ihnen lag. Aber wenn erst einmal alles wiederhergestellt war, würden sich die Mühen gelohnt haben. Die Insel würde zu ihrem Stützpunkt werden im Kampf gegen die Gul’gotha. Nach fünf Jahrhunderten würde A’loatal erneut zu einer Bastion der Hoffnung werden. Und so sollte es auch bleiben!
Die Insel wurde ständig von drei verschiedenen Streitkräften bewacht: Unter Wasser wurde das Meer durch die Mer’ai Reiter gesichert, die alle Schiffe kontrollierten, die sich näherten. In den Gewässern unmittelbar um die Insel herum patrouillierten die verbliebenen Schiffe der De’rendi. Sie filzten jeden, der sich ihren gewaltigen Bugdrachen näherte. Über der Stadt selbst schwebten die mächtigen Kriegsschiffe der Elv’en. Sie fuhren unablässig durch die Wolken und suchten den Himmel nach Gefahren aus der Luft ab. Im Augenblick war die Insel sicher.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die Kunde von ihrem Sieg verbreitet. Schiffe aus aller Herren Länder wagten es wieder, die Insel anzulaufen. Elena hatte sogar gehört, dass ein Handelsschiff aus dem fernen Dschungel Yrendl, der Heimat Mama Fredas, in den Hafen der Insel eingelaufen war, um sich dieser Neuigkeiten zu vergewissern. Der Kapitän hatte von der Befreiung A’loatals gehört und war gekommen, um mehr darüber zu erfahren.
Auf der Burg selbst hatten die Männer und Frauen zwei Tage lang hart gearbeitet, um die nun stattfindenden Festlichkeiten vorzubereiten.
Das Fest war für diesen Abend angesetzt worden, um die Krüge zu erheben und ihren Sieg zu feiern. Und zur Eröffnung dieser Feier hatte Elena ihre Rolle zu spielen. Bei Aufgang des Mondes sollte sie erstmalig das Buch des Blutes öffnen und die prophetischen Worte daraus vorlesen. Angeblich besaß ihre Magik die Macht, die leeren Seiten des Buches zum Leben zu erwecken. Doch das musste sich erst noch zeigen. Viel wurde auf die Worte der lange dahingeschiedenen Propheten gegeben, aber wer konnte schon wissen, ob die Ereignisse so eintreten würden?
Als die Türen zum großen Saal vor ihr aufgingen, schnürte die Angst vor dem, was das Buch enthüllen mochte, Elena plötzlich die Kehle zu. Elena konnte kaum noch atmen, als die Musik in dem Raum sie erfasste. Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie jemand ihre Ankunft verkündete.
Freundliches Händeklatschen begleitete ihr Erscheinen.
Joach führte sie hinein. Elena war schier überwältigt von der Menschenmenge. Sie blickte sich um. Eingerahmt wurden die vier Seiten des hohen Raumes von langen Esstischen aus glänzendem Mahagoni, die schwer mit Wein, Bier, Käse und gewürztem Brot beladen waren ein noch üppigeres Essen sollte folgen. An den Tischen saßen die Repräsentanten der verschiedenen Völker und Stämme, die ihr zu Hilfe gekommen waren.
Elena nickte nach rechts zu Merik, der neben seiner Mutter, der Elv’en Königin saß. Meriks älterer Bruder, der majestätische Richald, saß steif auf der anderen Seite der Königin. Elena erhaschte Königin Tratals Blick. Die silberhaarige Frau verneigte den Kopf leicht, jedoch ohne jegliche Wärme, so wie eine Frau königlichen Blutes eine Ebenbürtige zu grüßen pflegt. Elena schenkte Merik ein herzlicheres Lächeln. Sie dankte ihm schweigend dafür, dass er die Insel mit seinen Kriegsschiffen gerettet hatte.
Als Nächstes wandte sie sich dem etwas ausgelasseneren Tisch auf der linken Seite zu. Dort saßen Kast und Saag wan inmitten einer Gruppe von Blutreitern, die schon reichlich Bier genossen hatten. Elena erkannte nur einen von ihnen, einen auffallenden Mann namens Hant. Er war in die Burg gekommen, um die De’rendi Flotte zu vertreten. Der Vater des Mannes, der Großkielmeister, war in der Schlacht so schwer verwundet worden, dass er noch in Mama Fredas
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