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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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fast jede Nacht draußen, streift herum und hält Ausschau nach den Feinden.«
    »Nun… nach mir hätte er nicht suchen müssen«, meinte Mikela. »Da ich elementare Magik spüren kann, hätte ich euch in jedem Fall gefunden. Ich dachte, das wüsstet ihr.«
    Mogwied ging zurück zu seinem Sessel und setzte sich mit einem herablassenden Lächeln auf den Lippen neben Mama Freda. »Hast du auch Merik schon von der Straße aus gefühlt?« fragte er. »Oder von unten im Laden?«
    Mikela legte ihre Stirn in Falten. Die Worte des Gestaltwandlers ließen Zweifel in ihr aufkommen. Sie hatte vorhin nicht einmal einen Hauch von Meriks einzigartiger Wind Magik gespürt, erst als die Tür zu diesem Zimmer aufging, hatte sie etwas fühlen können. »Wie…? Ich hätte spüren müssen…« Mikela wandte sich an Mama Freda.
    Die alte Heilerin lächelte sie an. »Es gibt noch viele Dinge, von denen du nichts weißt, junge Dame. In meiner Dschungelheimat, wo die Magik der Erde genauso fruchtbar ist wie die Wälder, haben wir Wege gefunden, um zu schützen, was uns gehört. Ich habe diese Wände schon vor langer Zeit mit dem wohlriechenden Öl der Giftwurzel bestrichen. So kann ich meine elementaren Fähigkeiten vor neugierigen Augen verstecken.«
    Mikela studierte die öligen Bretter an der Wand. Sie versuchte, mit ihren Sinnen die Holzwände zu durchdringen, doch es gelang ihr nicht. Es schien, als würde jenseits dieser vier Wände nichts existieren. »Deshalb habe ich auch deine Gegenwart nicht gespürt, als ich zuletzt in der Stadt war«, murmelte sie. »Und so ist es dir auch gelungen, der verderbenden Berührung der Bösewächter bis heute zu entkommen. Du hast hier eine sichere Zuflucht.«
    Mama Freda schnaubte laut. »Es gibt in Port Raul nichts, was man als sichere Zuflucht bezeichnen könnte. Sumpfstadt wird niemals sicher sein. Aber es ist meine Heimat.«
    Mikela wurde misstrauisch. Jede Minute, die sie mit dieser alten Frau verbrachte, schien eine weitere Überraschung zu enthüllen und das gefiel Mikela nicht! Sie fühlte sich, als würde sie auf Treibsand kämpfen und Mama Freda hätte das längere Schwert. »Es war sehr, sehr großzügig von dir, meinen Freunden dein Haus zu öffnen. Aber…«
    Mama Freda sprach Mikelas Gedanken zu Ende: »… aber Großmut hat in Port Raul stets seinen Preis.«
    Mikelas Gesichtsausdruck versteinerte.
    Mama Freda rutschte tiefer in die Polster und deutete mit der Hand auf den letzten freien Stuhl. »Wenn dein Gesicht noch finsterer wird, werde ich eine Lampe brauchen, um es überhaupt erkennen zu können. Setz dich… setz dich nur.«
    Mikela blieb stehen und sprach ohne Umschweife. »Schluss mit dem Unsinn. Drück dich klar aus. Du kannst mein Gesicht unmöglich sehen. Du hast keine Augen.«
    »Was sind Augen? Ich kann den Spritzer getrockneten Schlamms auf deiner Wange sehen und das winzige Stück Heu, das sich im Haar über deinem linken Ohr verfangen hat.«
    Mikelas Finger wischten den Schlamm von der Wange und zupften das Heu aus dem Haar. »Wie?«
    Mama Freda zauste die goldene Mähne ihres Haustieres und kitzelte es hinterm Ohr. Der Tamrink schlug nach den neckenden Fingern, dann rollte er sich im Schoß der Heilerin zusammen und saugte an einem seiner Zehen. Und während der ganzen Zeit wandte Tikal den Blick nicht von Mikelas Gesicht. »Die Tamrink«, fuhr Mama Freda fort, »besitzen außer dem Geschick zum Nachahmen noch weitere einzigartige Begabungen. In unserem Dschungel ziehen sie in großen Gruppen umher im engen Familienverbund. Sie wachsen so dicht nebeneinander auf, dass jeder ein Teil des Ganzen wird. Was einer der Tamrink hört, hören alle. Was einer der Tamrink sieht, sehen alle. In gewisser Weise wird aus der Herde ein einziges lebendes Wesen, das alles hört und alles sieht.«
    »Ihre Sinne sind verbunden?« fragte Mikela verwundert. Sie hatte von solchen Begabungen in Texten gelesen, die von der Schwesternschaft aufbewahrt wurden.
    Mama Freda überging Mikelas Frage. »Ich wurde ohne Augen geboren, und in meinem Stamm wird eine solche Fehlbildung als schlechtes Omen betrachtet. Um die Götter zu besänftigen, setzte man mich als Baby im Dschungel aus, damit ich dort sterben sollte.«
    Die alte Frau musste Mikelas mit Entsetzen erfüllten Gesichtsausdruck bemerkt haben.
    »Mach dir keine Sorgen, Kind«, beruhigte Mama Freda sie. »Ich erinnere mich nur an wenig aus dieser Zeit. Die erste echte Erinnerung, die ich habe, war, dass ich zwischen den Bäumen

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