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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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auf die Regale in dem Raum, die mit Kisten und Fässern voll gestellt waren. Auch ein Gestell stand da, auf dem Stiele und Blätter verschiedener Kräuter trockneten. Eine intensive Mischung aus würzigen Gerüchen und einem erdigen Aroma drang aus dem Raum in den Gang. Es war nur ein Lagerraum und verdiente keine weitere Aufmerksamkeit.
    Dennoch kribbelte im Vorbeigehen ein Hauch von Magik in Mikelas Sinnen, der ihr die Haare auf den Armen aufstellte. Keine starke Magik, nur ein Anflug von etwas Elementarem, etwas, das sie bisher noch niemals gefühlt hatte. Für eine Sucherin, die schon kreuz und quer durch die vielen Länder Alaseas gereist war, war eine Magik, die sie nicht einordnen konnte, Grund genug, den Schritt zu verlangsamen. Es roch nach Lehm und tief vergrabenem Erz vielleicht auch Kohle.
    Mama Freda musste gehört haben, dass Mikelas Stiefelabsätze gezögert hatten. »Komm! Verweile nicht!«
    Mikela beeilte sich, die alte Frau einzuholen. Viele Geheimnisse umrankten diese Frau, aber im Augenblick hatte Mikela andere Sorgen.
    Sie erreichten die letzte Tür, und die alte Heilerin klopfte mit dem Stock dreimal gegen das Eichenholz offenbar ein abgemachtes Zeichen für die, die sich in dem Raum befanden.
    Der schmächtige Tamrink tanzte aufgeregt zwischen den Füßen der alten Frau herum. »Tikal… ja, Tikal ist ein gutes Kerlchen.«
    Mama Freda verscheuchte das kleine Tier mit der Spitze ihres Stocks. »Er liebt es, wenn wir Gäste haben«, sagte sie.
    Mikela fühlte mehr als sie es hörte ein Scharren aus dem Zimmer. Sie spannte die Armmuskeln an, bereit, die Schwerter zu ziehen. Als die Tür schließlich aufsprang, drang ein Schwall elementarer Magik heraus, wie der Wind durch ein Fenster, das von einem Wirbelsturm aufgerissen wurde. Ein Windstoß, das Grollen von Gewitterwolken, der schrille Schrei eines Falken. Und vermischt mit diesen Eindrücken, eine Spur von Granit und das leise Knirschen mahlender Felsbrocken. Sie erkannte diese Flut von Magik. Ihre Beine erlangten ihre Stärke wieder.
    In der Tür stand eine vertraute Gestalt.
    »Mutter?«
    »Tol’chuk!« Mikela eilte an der alten Frau vorbei. Sie umarmte ihren Sohn ungestüm, und Tikal kletterte so sorglos am Bein des Og’ers hinauf, als wäre es ein Baumstamm. »Dank der Mutter, du bist in Sicherheit«, flüsterte sie an seiner Brust. Mikela vermochte den kräftigen Rumpf ihres Sohn nicht ganz mit den Armen zu umschlingen. Er überragte sie um einige Köpfe, auch wenn er sich in der üblichen Og’er Haltung leicht gebückt hielt. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Genau wie sein verstorbener Vater, dachte sie. Dieselbe breite Nase und die gleichen dicken, gewölbten Augenbrauen, selbst die Fangzähne, die seine Oberlippe ein wenig anhoben, waren denen seines Vaters ähnlich und auch der stachelige Fellkamm, der von der ausgebeulten Krone seines Kopfes über den Nacken entlang der Wirbelsäule verlief.
    Nur seine großen, goldenen Augen, deren Pupillen schlitzförmig waren wie die einer Katze, verrieten sein Si’lura Erbe mütterlicherseits.
    Tol’chuk erwiderte Mikelas Zuneigung mit gleicher Begeisterung, löste jedoch die Umarmung früher, als es ihr gefiel. »Ihr habt es durch die Sümpfe geschafft«, stellte er fest. »Wie geht es Elena und Er’ril?«
    Darauf bedacht, in Mama Fredas Gegenwart nicht zu viel zu enthüllen, äußerte sich Mikela vorsichtig. »Meiner Nichte geht es gut. Uns allen fehlt nichts. Ein paar Kratzer und Narben vielleicht, aber sonst nichts Ernsthaftes.«
    Tol’chuks Stimme wurde traurig. »Ich wünschte, uns wäre es ebenso gut ergangen. Komm herein.«
    Der finstere Ton ihres Sohnes erinnerte sie an ihre Aufgabe. Sie schickte ihre Sinne aus und beschnupperte jeden noch so kleinen Winkel des Raums gründlich. Aber auch bei näherer Untersuchung erwies sich die elementare Magik im Zimmer als rein und unbefleckt von bösem Zauber. Doch sie fühlte auch den Schmerz im Raum. Sie folgte Tol’chuk ins Zimmer.
    Das Zimmer überraschte Mikela. Sie hatte eine dunkle, düstere Zelle erwartet, doch stattdessen fand sie einen Raum vor, der zwar fensterlos war, aber von mehreren Lampen freundlich beleuchtet wurde, und in einem kleinen Kamin verbreitete glühendes Holz eine angenehme Wärme. Um die einladende Wärme noch zu unterstreichen, hatte jemand einen dicken Wollteppich auf dem Eichenbretterboden ausgebreitet. Jeweils zwei stabile Betten standen an den gegenüberliegenden Wänden, und vor dem Kamin luden drei dick

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