Alasea 03 - Das Buch der Rache
winselte leise bei dem Gedanken an eine Berührung des Meisters. Irgendwo tief in seinem hungrigen Innern erinnerte es sich an das Brennen der schwarzen Flammen und an das heiße Blut. Es würde gehorchen. Die monströse Gestalt beschnüffelte die Straße, die in die Gasse mündete: leer. Nur die Tollkühnen und Betrunkenen wagten sich nach Sonnenuntergang noch auf die Straßen von Port Raul. Die Türen wurden alle verriegelt und die Fenster mit Brettern vernagelt. Die massige Gestalt sprang in weiten Sätzen über die verschmutzte Straße. Wenn sie sich noch länger hier aufhielt, würde sie das Risiko eingehen, den Verdacht derer zu erregen, vor denen sie sich versteckte. Obwohl der Mond erst aufging, war die Jagd für diese Nacht vorbei.
Das Monstrum erhaschte beim Sprung über die Straße einen Blick von sich in einem Tavernenfenster, auf dem sich das Mondlicht spiegelte. Ausladende Kiefer, Reihen von gefährlichen Zähnen, kompakte, steinharte Muskeln, nackte Haut von der Farbe eines blauen Flecks. Die Nasenflügel blähten sich, um den kühlen Seewind einzusaugen. So viel Blut, so viele schlagende Herzen.
Das Untier raste in eine Gasse und folgte dem schmalen Weg in die dunkelste Ecke. Dort stank es nach Urin und Exkrementen. Es fand den abgelegten Kleiderhaufen, wühlte sich durch und fand das darin versteckte Ding. Mit den Zähnen zog es den Schatz heraus, studierte ihn zuerst nur mit einem kalten, schwarzen Auge, dann mit beiden. Ein Schaudern erfasste seine Muskeln. Das Untier wehrte sich dagegen, in sein Versteck zurückzukehren, es wollte nur laufen und sich an Fleisch und Knochen gütlich tun. Erneut heulte das Scheusal in die Nacht.
Draußen auf der Straße brüllte jemand: »Bring deinen verdammten Hund zum Schweigen, oder ich komme runter und schneide ihm seine stinkende Kehle durch.«
Seine Haut prickelte vor Hunger, als das Ungeheuer einen Schritt vortrat in Richtung Straße, aber die Erinnerung an schwarze Flammen hielten seine Pranken ab. Es konnte sich dem Willen seines Meisters nicht widersetzen. Das scheußliche Untier kehrte zu den Gewändern zurück und zu dem länglichen Objekt, das es daraus hervorgezogen hatte. Es beugte sich darüber und riss die harte Haut vom Eisen der Waffe herunter. Als das Metall schließlich freilag, endete die Jagd für diese Nacht.
Das Biest fühlte das Brennen von zerrendem Fleisch und sich verbiegenden Knochen. Es brach mitten im Unrat der Gasse zusammen und wand sich am Boden. Die Kiefer mit einem stummen Schrei weit aufgerissen, bildete sich die Schnauze zurück, und die Reißzähne wurden zu Zahnfleisch. Die Pranken verwandelten sich in Hände, während die Krallen sich zu gelben Nägeln verlängerten. Nach nur wenigen keuchenden Atemzügen war die Verwandlung vollzogen.
Nackt kroch Kral aus Schmutz und Trümmern. Er rieb sich das Kinn, wo der schwarze Bart noch im Wachsen war, um Wangen und Hals zu bedecken, dann stand er auf. In seinem Herzen pochte das Blut des Mädchens, das er getötet hatte. Er grinste in die dunkle Gasse und ging zu den abgelegten Kleidern. Seine großen weißen Zähne blitzten im Mondlicht auf. Er hatte eine erfolgreiche Jagd hinter sich.
Aber der Mond stieg immer höher in den Nachthimmel, und er musste sich beeilen, um den Verdacht der anderen nicht zu schüren. Er bückte sich und nahm die zurückgelassene Axt auf. Die Fetzen, die den Kopf der Axt bedeckt hatten, fielen hinunter, kleine Stücke der rötlichen Haut eines Schnüfflers. Kral hob sie auf. Er hatte die getrocknete Haut bei einem Fellhändler im Viereck, auf dem Basar, erstanden und ungeduldig darauf gewartet, seine Macht zu kosten. Er war nicht enttäuscht worden. Die Nacht, die er als Schnüffler der Großen Westlichen Marken jagend verbracht hatte, hatte sein Blut wie keine andere Jagd in Wallung gebracht. Selbst jetzt schlug sein Herz noch schneller, und seine Männlichkeit regte sich bei dem Gedanken daran. Vor dieser Nacht hatte er Häute und Felle von Hunden und Wölfen benutzt, um die Verwandlung einzuleiten. Die vorhergehenden Jagdnächte waren zwar auch aufregend gewesen, aber nicht vergleichbar mit diesem Abend. Die Gerüche waren so viel intensiver gewesen, seine Muskeln so viel stärker, seine Zähne so viel schärfer. Kral faltete die Hautfetzen sorgfältig zusammen und hob sie für die nächste Jagd auf.
Er leckte sich den letzten Blutstropfen von den Lippen. Kral hatte auch das silberne Fell eines Schneepanthers unter den Waren des Händlers auf
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