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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Besucher an der Tür an.
    Als hätte er darauf antworten wollen, stöhnte der Elv’e hinter Mikela laut auf und schlug mit seinen schwachen Armen auf das dünne Leinentuch. Mikela beugte sich in Richtung Tür. Sie wollte sie mit ihren Sinnen durchdringen, aber die mit Giftwurzelöl gestrichenen Bretter ließen dieses Vorhaben scheitern. »Wer ist da?« zischte sie.
    Nach einer kurzen Pause antwortete ein raue, aber vertraute Stimme. »Bist du es, Mikela?« Dieses donnernde Organ war nicht zu verkennen; der kehlige Hochlandakzent verlieh den Worten die entsprechende Würze.
    »Das ist Kral«, erklärte Tol’chuk unnötigerweise.
    Vorsichtshalber behielt Mikela das Schwert in der Hand, während sie die Tür entriegelte. Wer sagte denn, dass Kral allein da draußen stand? Da ihre Sinne von der Giftwurzel behindert wurden, blieb Mikela wachsam. Sie öffnete die Tür.
    Der hünenhafte Gebirgler begrüßte sie mit einem breiten Grinsen. Er stand allein im Flur. Sie studierte ihn kurz. Der schwarze Bart war dicker und länger geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, fast verfilzt, aber die harten Augen und der Hauch von Felsmagik, der ihn umgab, waren unverkennbar. Mikela trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. Sie konnte nichts Anrüchiges an dem Mann spüren. Selbst die verletzte Hand, deren Mittelfinger der Rattendämon abgerissen hatte, war sauber verheilt, nur eine rosarote Narbe war zurückgeblieben.
    Kral musste Kopf und Schultern einziehen, um durch die Tür zu kommen. »Ich dachte mir schon, dass du hier oben bist. Ich habe Ferndal unten bei deinem Pferd gesehen.« Als er sich aufrichtete, fiel sein Blick auf Mikelas gezogenes Schwert. »Nicht gerade sehr herzlich, deine Begrüßung«, meinte er, aber noch bevor Mikela ein mürrisches Gesicht machen konnte, schwächte er seinen Tadel ab. »Aber in Anbetracht dessen, was ich heute auf den Straßen von Port Raul gesehen habe, nimmst du am besten in jede Hand eine Klinge, auch wenn du schläfst.« Er klopfte auf die Axt, die in seinem Gürtel steckte. »Die Aasgeier von Sumpfstadt begrüßt man am sichersten mit einer Waffe.«
    Mikela schloss die Tür und verriegelte sie, bevor sie sich umdrehte. »Ist Ferndal noch beim Pferd?«
    Kral legte den Umhang ab, der mit Straßenstaub bedeckt war, und hängte ihn an einen Haken. »Ich habe den Stallburschen aus der Herberge nebenan gebeten, dein Pferd in den Stall zu bringen, in dem auch mein Schlachtross steht. Ferndal ist ihm gefolgt, um die Ehrlichkeit des Burschen einer Prüfung zu unterziehen. Ich denke, der Gestaltwandler wird im Stall kampieren, um ein Auge auf Pferd und Gepäck werfen zu können.«
    »Gut«, sagte Mikela. »Ich möchte beim ersten Sonnenstrahl aufbrechen.«
    »Oder noch früher«, schlug Mama Freda vor. Sie hatte Meriks Verbände erneuert und zog das dünne Laken höher über die schmächtige Brust des Elv’en. Sie sah die anderen an. »In der Stadt wird es mit jedem Tag unruhiger. Nach diesem schrecklichen Vorfall im Hafen hält sich jeder an seinem Schwert fest. Es ist nur noch ein winziger Funken nötig, um dieses Pulverfass in die Luft gehen zu lassen.«
    »Trotzdem muss ich, bevor wir aufbrechen«, sagte Mikela, »beim Handelsposten an der Wasserscheide vorbeischauen. Ein Freund sollte heute dort eintreffen, er bringt das Gepäck und die Pferde mit, die wir in Trockenwasser zurückgelassen haben.«
    Mama Freda schüttelte den Kopf. »Sind diese anderen Pferde das Risiko wert, noch länger auf den Straßen von Port Raul zu verweilen?«
    »Für Elena schon«, antwortete Mikela.
    »Dann sollten wir Nebelbraut mitnehmen«, sagte Kral.
    Mikela nickte. »Die kleine graue Stute bedeutet dem Mädchen sehr viel. Zu wissen, dass das Pferd in Sicherheit ist, wird sie für die vor ihr liegende Reise wappnen. Die kleine Verzögerung unserer Abreise, um beim Handelsposten vorbeizuschauen, könnte Elena große Freude bereiten.«
    Mama Freda zuckte die Schultern. »Oder uns alle umbringen.«
    Mikela runzelte die Stirn. »Vielleicht sollten wir versuchen, uns ein wenig auszuruhen. Wir haben eine lange Reise vor uns.«
    Mogwied ergriff das Wort. Der Gestaltwandler saß noch immer zusammengesunken im Stuhl neben dem kleinen Feuer. »Wohin geht die Reise eigentlich?«
    Mikela richtete sich auf und sah sich im Zimmer um. Obwohl die elementare Magik im Raum ihre Sinne nährte wie ein Schluck klares Quellwasser, scheute sie davor zurück, Elenas Aufenthaltsort bekannt zu geben. Nicht das geringste

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