Alasea 03 - Das Buch der Rache
Anzeichen vom Herrn der Dunklen Mächte war hier zu spüren. Aber irgendetwas machte sie unruhig etwas, das sie nicht benennen konnte.
»Es wird das Beste sein, wenn dieses Geheimnis noch in meinem Herzen bleibt«, murmelte sie, und ihr Gesicht wurde rot in Anbetracht des Vertrauensmangels, den ihre Worte ausdrückten.
Mogwied seinerseits ließ nicht locker. Er richtete sich in seinem Sessel auf. »Aber was ist, wenn dir morgen etwas zustößt? Wie können wir Elena und die anderen dann finden?«
Mikela senkte den Blick. Der Gestaltwandler hatte Recht. Alle hier waren Elenas Freunde und hatten sich als solche auch schon unzählige Male bewiesen. Und wenn sie nun wirklich verletzt oder gefangen genommen wurde? Die anderen könnten ja trotzdem Weiterreisen und ihre Fähigkeiten und Waffenstärke zu Elenas Verteidigung einsetzen. Verhielt sie sich in diesem Fall zu vorsichtig?
Sie öffnete den Mund, bereit, ihre Torheit zuzugeben und Elenas Aufenthaltsort an der Küste zu enthüllen, als sie plötzlich von zornigen Stimme unterbrochen wurde. »Nein.«
Alle Gesichter wandten sich dem Bett zu, von wo Merik sie anstarrte, die himmelblauen Augen weit aufgerissen, sein Blick vor Blitzen und Gewitterwolken funkelnd. »Schweig«, warnte er Mikela seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, während er sie mit den Augen förmlich durchbohrte.
Mikela ging zum Bett. »Warum, Merik? Ein Geheimnis, das man mit Vertrauten teilt, ist in mehreren Herzen sicherer.«
Bevor Merik ein weiteres Wort sagen konnte, donnerte es an die Tür. Alle sprangen auf und drehten die Gesichter dem einzigen Ausgang zu. Die dicke Tür drohte aus dem Rahmen zu springen. Eine kraftvolle, herrische Stimme folgte dem Pochen: »Auf Befehl des Kastenmeisters der Stadt Port Raul werdet ihr hiermit angewiesen, euch der Wache auszuliefern. Jeder Widerstand wird mit den Spitzen unserer Schwerter vergolten.«
Es folgte eine Pause, dann krachte etwas mit ohrenbetäubendem Lärm durch die Tür. Die Bretter splitterten und krachten. Noch ein Schlag, und die Tür würde aufgehen. Doch schon vor dem nächsten Hieb konnte Mikela es fühlen: Elementare Magik floss durch die Ritzen in den gespaltenen Brettern in den Raum nicht die reinen elementaren Energien, die hier schon versammelt waren, sondern etwas Schwarzes und Verworrenes.
Mikela zog beide Schwerter. Verflucht sollte das Giftwurzelöl sein, mit dem die Heilerin das Haus gestrichen hatte! Es hatte zwar geholfen, die anderen zu verbergen, aber nun verriet es sie, indem es das Böse, das leise die Stufen heraufgeschlichen war, so lange maskiert hatte, bis es zu spät war. Mikela schickte ihre Sinne aus. Sie erkannte das Abscheuliche hinter der Tür. Nur die Bösewächter gaben so einen Gestank von sich. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Mikela ließ beide Schwerter fallen. Die Stahlklingen klirrten auf den Fußboden. »Sie dürfen mich nicht gefangen nehmen«, flüsterte sie. Dabei fasste sie sich an den Hals und zog das Jadefläschchen unter dem Hemd heraus, das dort an einer derben Schnur hin.
»Nein«, rief Kral, als er bemerkte, was sie vorhatte. Er versuchte, sie am Arm zu fassen zu bekommen.
Sie befreite sich aus seinem Griff. »Ein Bösewächter führt diesen Angriff an«, erklärte sie Kral. »Ich darf nicht riskieren, gefangen genommen zu werden. Das Schwarze Herz darf niemals von mir erfahren, wo sich Elena versteckt.« Sie zog den Jadestopfen heraus, der das winzige Fläschchen verschloss. »Dank der Mutter, Merik hat mich davor bewahrt, mein Geheimnis auszusprechen.«
Ein zweiter Schlag donnerte durch den Raum. Die Tür flog auf, und Eichenholzsplitter verteilten sich über den Fußboden. Dunkle Gestalten sprangen durch die zerborstene Türöffnung.
»Versucht, euch zu retten«, brüllte Mikela den anderen zu, »aber Elenas Geheimnis wird mit mir sterben!« Sie hob das Fläschchen an die Lippen und ließ das Gift den Hals hinunterlaufen. Ein Brennen breitete sich rasch von ihrem Bauch bis in die Gliedmaßen aus. »Es tut mir Leid, Elena.« Sie ließ das leere Fläschchen auf den Boden fallen.
Tol’chuk stürzte zu ihr. »Mutter!«
Die Dunkelheit nahm Mikela mit sich, als sie in die starken Arme ihres Sohnes fiel.
Elena stürzte im Gang auf die Knie. Hinter seiner Schwester entdeckte Joach das Untier. Nahe bei der Treppe, die zum Unterdeck führte, kauerte einer der größeren Meerkobolde, seine Haut hatte die Farbe von sauer gewordener Milch, die Augen waren unheilvoll rot. Sein Atem
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