Alasea 03 - Das Buch der Rache
stank nach verfaultem Fisch, als er Joach anzischte, und die Klauen harkten durch die Luft. Der Kobold machte einen Schritt auf Elena zu.
»Weiche zurück, Dämon!« Mit einem Zorn, der sein Sichtfeld zu einem Punkt zusammenschrumpfen ließ, stieß Joach das dicke Ende seines Stabes dem Drak’il ins Gesicht. Er verfehlte sein Ziel nicht. Knochen krachten, und die Kreatur heulte laut auf. Durch die Wucht des Schlages stürzte sie polternd die Treppe zum Unterdeck hinunter.
»Joach?« stöhnte Elena.
Er stand neben seiner Schwester. »Elena, ich bin hier.«
»Es brennt so…« Damit brach Elena in seinen Armen zusammen. Der Rücken ihres dünnen Kleides wurde heiß und nass unter seinen Fingern. Im gedämpften Licht der Schiffslampen wuchs der schwarze Kreis auf ihrem Rücken. So viel Blut! »Elena!« Er zog sie an sich und ließ seinen Stab fallen, um die Handfläche gegen die Wunde drücken zu können, er versuchte, den Blutfluss zu stoppen.
Von der Treppe zum Unterdeck drang erneut ein leises Zischen herauf. Ob es von dem verletzten Drak’il stammte oder von einem neuen Gegner, wusste Joach nicht zu sagen. Er hievte Elena höher in seine Arme, und dann trug und zerrte er sie in die große Kabine im hinteren Teil des Mitteldecks. Behutsam bettete er sie auf die schmale Koje, riss ein Leintuch in lange Streifen und wickelte den Verband um ihren Rumpf, wobei er ihn fest anzog, um die Wunde abzudrücken.
Als er damit fertig war, hastete er zur Tür und warf einen Blick in den Gang, ein Gebet auf den Lippen. Dann tat er das Schlimmste, was er jemals in seinem Leben getan hatte: Er ließ seine Schwester zurück. Er verließ die Kabine und schloss die Tür hinter sich. Elena brauchte Hilfe, mehr als er ihr anbieten konnte. Er musste die Gefährten benachrichtigen.
In dem düsteren Gang fand er seinen Stab auf dem Boden wieder, wie eine schwarze Schlange lag er dort. Aber jenseits der Waffe, zwischen Joach und der Tür, die an Deck führte, lauerte der Feind. Rote Augen glühten im Dämmerlicht; Klauen schimmerten silbern. Der Schwanz des Untiers, der hin und her peitschte und auf Joach zielte, war ganz schwarz vom Blut seiner Schwester. Aus der breiten Nase der Fratze, die Joach mit dem Stab getroffen hatte, tropfte Blut.
Da er nun ohne Waffe dastand, hatte Joach wenig Aussicht auf Erfolg, das muskulöse Raubtier zu besiegen, es sei denn, er könnte seinen Stab erreichen. Instinktiv streckte er die blutige Hand nach dem knorrigen alten Holz aus. Als Antwort auf seinen unausgesprochenen Wunsch rutschte der Stab eine Handspanne näher an ihn heran, das Kratzen der Rinde auf den Planken war in dem engen Gang deutlich zu hören. Der Kobold hatte die Bewegung gesehen und machte einen Schritt vorwärts, um dem Magik Stab seine Nase entgegenzurecken. Dann warf er den Kopf zurück und streckte eine Klaue aus; offenbar war er neugierig und wurde von der Magik angezogen.
Joach ballte die Hände zu Fäusten. Er durfte nicht zulassen, dass der Drak’il seine einzige Waffe nahm. »Nein!« spie er laut aus und wollte damit eigentlich nur die Aufmerksamkeit des Scheusals auf sich lenken. Doch die Wirkung des Wortes sollte sich als dramatischer erweisen.
Der Stab sprang in die Luft, als hätte er sich durch den lauten Befehl erschreckt. Ein Reigen aus schwarzen Flammen blies über seine Oberfläche. Der Drak’il blieb wie angewurzelt stehen. Joach ebenso. Er hatte noch niemals erlebt, dass der Stab ein solches Gebaren an den Tag legte. War dieses Aufflammen von den Energien ausgelöst worden, die der Stab vorhin aus Elena gezogen hatte? Oder war es einfach nur der Abglanz seiner eigenen, Joachs, Bedrängnis? Joach kniff die Augen zusammen. Es war ihm gleich. Er brauchte eine Waffe ganz gleich, welche!
Er stieß dem schwebenden Stab seinen Arm entgegen. »Komm zu mir!« schrie er aus vollem Hals. Aber nichts rührte sich. Das knorrige Holz schwebte nur in der Luft.
Die Worte zeigten zwar bei dem Stab keine Wirkung, aber zumindest hatte er damit den Drak’il erschreckt. Der duckte sich und stolperte einen Schritt zurück, weil er die Flammen des Stabes und die schwarze Magik darin scheute.
Vielleicht konnte Joach diese Angst für sich ausnutzen. Gedankenlos stürzte er sich auf den Kobold, die Arme hoch in die Luft gestreckt, einen Schrei der Wut und des Hasses auf den Lippen. Das Biest wich zurück. Es lief rückwärts, bis sein Rücken gegen die Tür zum Deck prallte.
Joach griff nach dem Stab und legte eine Hand an
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