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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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jedes Ende. Er zuckte zusammen und erwartete eigentlich, dass die dunklen Flammen ihn verbrannten. Doch seine Berührung dämmte das Feuer ein, bis die Flammen schließlich ganz verschwanden und nur ein tiefrotes Glühen zurückließen, als wäre der Stab ein Stück glühende Kohle, die gerade aus dem Herd kam. Aber die Hitze brannte nicht; stattdessen fühlte sich das Holz kalt an, als hielten seine Hände einen Eiszapfen vom kältesten Gipfel des Landes. Die Eiseskälte breitete sich in seinen Fingern aus und erreichte schnell die Blutgefäße der Arme. Während er das Holz umklammert hielt, konnte er fühlen, wie der Frost in seine Adern stieg, als wäre der Stab ein kaltes Herz, das sein Eis in ihn hineinpumpte.
    Joach beachtete diese Wirkung jedoch nicht weiter und richtete den Stab gegen das Scheusal, das den Ausgang noch immer blockierte Die Worte der Macht, die er in seinem Traum erfahren hatte, kamen ihm wieder in den Sinn; ungebeten stiegen sie wie Dampf zu seinen Lippen auf. Seine Zunge bewegte sich mit dem ersten Wort des Zauberbanns.
    Der Drak’il fiel auf die Knie und breitete die Arme vor ihm aus, die Stirn auf die Planken gepresst. Ein leises Wimmern drang aus seinem Mund. Offenbar flehte er um Gnade.
    Aber das Eis der Magik hatte Joachs Herz erreicht es war nicht an der Zeit, barmherzige Gefühle zu zeigen, nicht solange seine Schwester blutend darniederlag mit einer Wunde, die ihr genau diese Kreatur zugefügt hatte. Als der alte Zauberbann über seine Lippen glitt, blühte am Ende des Stabes eine Rose aus schwarzen Flammen auf. Lächelnd, doch dies ohne Wärme, beendete Joach die letzte unverständliche Silbe und schleuderte den Stab auf den Kobold.
    Die Blütenblätter der schwarzen Rose sprangen auf, und ein Bösefeuer schoss wie eine Lanze aus dem Herzen des Stabes. In dem Moment musste der Kobold seinen Tod geahnt haben. Er hob ein letztes Mal das Gesicht, in seinen Augen spiegelten sich die Flammen wider. Dann traf ihn das Feuer. Das Untier wurde mit solcher Kraft zurückgeworfen, dass der zuckende Körper die verriegelte Tür durchbrach. Eisenstäbe flogen zur Seite, und sturmgeprüfte Planken zersplitterten wie trockene Zweige. Der Kadaver des Meerkobolds schlitterte, umzüngelt von hungrigen Flammen, über das offene Deck. Nach der kurzen Zeit, die Joach brauchte, um durch die Überreste der Tür zu steigen, waren nur noch die verkohlten Knochen des Drak’il übrig.
    Joach richtete sich auf, da er auf dem Deck stand. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, sowohl die der Kobolde als auch die der Männer auf dem Schiff. Die Luft roch nach verbranntem Fleisch und verkohlten Knochen. Das Deck war überflutet mit Koboldblut, und überall, wohin Joachs Blick auch fiel, bedeckten Gliedmaßen der kleinen Raubtiere die Planken. Joach hatte die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Die Meereswind war zu einer grässlichen Leichenhalle verkommen.
    Joach starrte auf die verbrannten Überreste des Meerkobolds auf dem Deck. Seine Knochen lagen zu einem Knäuel verdreht da und rauchten in der kühlen Nachtluft. Jeder Knochen schien von den Schmerzen der Flammen berichten zu wollen, die Joach entfesselt hatte. Der Anblick erinnerte ihn an ein anderes Ereignis, an die Nacht, als das Feuer seine Mutter und seinen Vater verbrannte und ebenfalls nur geschwärzte Knochen zurückgelassen hatte. Damals war allerdings nicht er der Todbringer gewesen. Oh, Süße Mutter, was hatte er getan?
    Joach hob den Stab über den Kopf und schrie seinen Schmerz in die Nacht hinaus. Das Eis in seinen Adern schmolz, und Flammen schlugen aus den beiden Enden des Stabes wie die letzten Zuckungen eines ausgehenden Herdfeuers.
    Der entsetzliche Anblick versetzte die für einen Moment erstarrte Drak’il Armee schließlich in Aufruhr. Die kleinen Monstren flüchteten ängstlich an die Reling, sprangen darüber und tauchten in die schwarze See. Bald war das Deck leer bis auf die drei Männer und die vielen toten Kobolde.
    »Joach!« Er’ril kam zu ihm gelaufen. Blutende Kratzer, zugefügt von einer Krallenhand, zeichneten seine linke Wange. »Was hast du getan?« Sowohl Verwunderung als auch Entsetzen sprach aus den Worten des Präriebewohners. Er hatte sein Schwert in die Scheide geschoben und wollte nach Joachs Schulter greifen.
    Doch Joach wich zurück. Er konnte es im Augenblick nicht ertragen, berührt zu werden. Er schüttelte nur den Kopf und deutete auf die zerschmetterte Tür. »Elena… sie… sie ist schwer verletzt. In der

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