Alasea 03 - Das Buch der Rache
Reling.
»Mach die Bug und Heckleinen los!« rief Flint Moris zu, während er das Schwert schwang. »Die Bucht ist eine Todesfalle, wenn wir hier bleiben.«
Der riesige dunkle Mann flog förmlich zum Heck des Schiffes und stieß die kleinen Kobolde, die sich ihm dabei in den Weg stellten, einfach zur Seite. Flint arbeitete sich zum Hauptmast vor und schnappte sich eine Handaxt. Während er die Kobolde mit einer Hand in Schach hielt, hieb er mit der anderen die Seile durch, die fest um die Eisenpfosten gebunden waren. Jedes Seil, das gekappt war, schnellte zur Seite. Gegengewichte krachten auf das Deck, als die Hauptsegel sich mit lautem Knallen des Segeltuchs entrollten und der Wind danach schnappte.
Er’ril tötete seinen Gegner mit einem blitzschnellen schonungslosen Stich. Er drehte das Schwert herum und tänzelte zurück, als das Biest ein letztes Mal mit seinem Schwanz ausschlug, bevor es tot auf die Planken stürzte. Noch bevor er sich wegdrehen konnte, kletterten zwei weitere der größeren Drak’il über die Reling.
Einer zischte etwas zu einer Gruppe von kleineren Kobolden, die gerade auf Flint zumarschierte. Sie fuhren herum, um nun Er’ril von hinten anzugreifen, während die beiden anderen den Präriebewohner von vorn attackierten.
»Komm schon, Elena!« bedrängte Joach seine Schwester. Elena und ihr Bruder hatten die Tür zum Unterdeck des Schiffes erreicht. Er hatte ihren Ellbogen losgelassen, um mit der Schulter die Tür aufzudrücken, nun hielt er sie weit auf. »Wir müssen uns da drin verstecken.«
»Nein.« Sie hatte bereits ihre Handschuhe ausgezogen. Die rubinroten Hände glühten im Mondlicht. »Wenn es den anderen nicht gelingt, die Kobolde zu überwältigen, werden wir hier gefangen sein.«
Plötzlich fing das Schiff unter ihren Füßen zu schlingern an, und Elena fiel auf Joach. Er verlor ebenfalls das Gleichgewicht, und mit lautem Geschrei stürzten die zwei in den offenen Gang. Joach rappelte sich als Erster wieder auf und griff nach dem Riegel, um die Tür zum Mitteldeck zu verschließen.
Bevor die Tür zuschlug, hörte Elena Flints Ruf. »Wir treiben ab! Ich muss zum Steuerrad, oder wir werden auf ein Riff auflaufen!«
Elena sprang auf die Füße. »Nein, Joach! Sie brauchen Hilfe!«
Er überhörte ihr Flehen und schlug die Tür zu. Dann schob er die Riegel vor und wandte sich ihr zu. »Nein, du weißt nichts über Schiffe.«
Elena berührte die wilde Magik in ihrem Blut und hob die Handflächen. Ihre Hände gingen über vor Hexenlicht, das den Gang in ein rubinrotes Licht tauchte. »Aber ich bin nicht nutzlos.«
Joach erhob den Stab gegen sie. »Ich werde dich nicht gehen lassen. Es ist zu gefährlich.«
Die wilde Magik schrillte nun in Elenas Blut, also griff sie nach Joachs Stab und wollte ihn beiseite schieben. Da ihre Finger das Holz berührten, brannte ihre Haut, als hätte sie geschmolzenes Gestein berührt, und mit einem blendenden Blitz flog ihre Faust mit solcher Heftigkeit zurück, dass die Knöchel mit voller Wucht gegen die Eichenwand schlugen. Keuchend trat sie einen Schritt zur Seite.
»Elena?«
Sie rieb sich die Finger und vergewisserte sich, ob Blitz und Feuer sie nicht verkohlt hatten. Sie waren noch alle dran aber nicht unverletzt. Dort, wo ihre Finger das Holz berührt hatten, war die rubinrote Farbe aus der Hand gewichen. Weiße Flecken auf der Haut entstellten die ansonsten tiefrote Oberfläche. Sie konnte zusehen, wie die rote Färbung in die weißen Flecken floss, um die Lücken zu füllen, aber die Tiefe der Röte wurde abgeschwächt, indes die weiße Haut langsam verschwand.
Elena hob den Kopf.
Joach starrte verblüfft auf seinen Stab.
Es schien, als hätte der Stab einen Teil ihrer Magik aufgesogen.
Plötzlich hörte Elena das leise Kratzen einer Kralle auf Holz. Ein Zischen ertönte direkt hinter ihr.
»Elena! Pass auf!«
Noch bevor sie sich umdrehen konnte, fühlte Elena den Stich eines flammenden Dolches, der sich in ihren Rücken bohrte.
Während Mikela Mama Freda half, Meriks Verband zu wechseln, hörte sie schwere Schritte auf der Treppe. Ohne ein Wort zu verlieren, zog Mikela eines ihrer Schwerter aus der Scheide und ging zur Tür.
»Beruhig dich, Mädchen«, sagte Mama Freda. »Es ist nur euer noch fehlender Gefährte. Der Mann aus den Bergen.«
Mikela beachtete die Worte der alten Heilerin nicht. Das Schwert zu vorschnell zu ziehen, hatte dem Vorsichtigen noch nie geschadet…
Mit einem lauten Klopfen kündigte sich der
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