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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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getrieben hatte.
    »Sei vorsichtig, Junge«, fügte Moris hinzu. »Für eine Waffe muss man manchmal einen zu hohen Preis zahlen.«
    Joach schwieg weiter, er stimmte dem Bruder weder zu, noch widersprach er ihm. Aber in seinem Herzen wusste er, dass er jeden Preis zahlen würde, um Elena in Sicherheit zu bringen. Er erinnerte sich ganz deutlich an den ernsten Blick seines Vaters, als der große Mann die Sorge um Elenas Sicherheit auf die schmaleren Schultern seines Sohnes gelegt hatte. Es war der letzte Auftrag, den sein Vater ihm erteilt hatte: Pass auf deine Schwester auf.
    Joach wollte keine Schande über die Erinnerung an seinen Vater bringen, indem er versagte.
    Moris klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich wieder seinen Pflichten zuwandte. »Du und deine Schwester, ihr habt beide einen starken Willen. In der Stärke eurer jungen Herzen sehe ich die Hoffnung.«
    Joach wurde rot bei diesen Worten und versuchte, einen Dank zu stottern, doch es gelang ihm nur ein peinliches Gurgeln.
    Moris wanderte übers Deck zum Heck des Schiffes. Allein mit seinen Gedanken, wandte sich Joach wieder dem Ozean zu. Er lehnte sich über die Reling und starrte ins blaue Wasser. Manchmal folgten ihnen Delfine im Kielwasser, aber an diesem Morgen waren die Wasser so leer wie sein Geist.
    »Wie weit sind wir beide doch schon gereist, Elena«, murmelte der Junge ins vorbeirauschende Meer.
    Da entdeckte Joach ein Gesicht, das ihn aus dem Wasser anstarrte. Zuerst dachte er, es wäre sein eigenes Spiegelbild in den glasklaren Wellen. Aber dann schnürte es ihm beinahe die Luft ab, als er die Täuschung entdeckte. Das Gesicht war nicht sein Spiegelbild, sondern jemand anders tauchte da in einer funkelnden Blase aus Magik aus dem Meer herauf.
    Joach öffnete den Mund, um einen Warnruf auszustoßen, doch der Schrecken des Erkennens lähmte seine Zunge. Er kannte diesen Mann: das schmale Gesicht, den dünnen braunen Schnurrbart unter der Hakennase und die spöttischen Augen. Seit vielen Monaten verfolgte dieses Gesicht seine Albträume.
    Es war der Schlächter seiner Eltern!
    Das lächelnde Gesicht tauchte aus den Wellen, die glatten braunen Haare glitten völlig trocken aus dem Wasser, unberührt von der salzigen Gischt. Hinter dem Mann brodelte das Meer von den schwimmenden Gestalten von hunderten von Drak’il.
    »Du denkst also, du bist weit gereist, was, mein Junge?« rief Rockenheim höhnisch herauf. Offenbar hatte er Joachs leise Worte gehört. »Aber unglücklicherweise nicht weit genug, um mir zu entkommen.«
    Kral schritt in der engen Zelle auf und ab und warf durch die dicken Eisenstäbe böse Blicke auf die Wachen. Der Ort roch nach verhärmten Körpern, und aus den anderen Zellen hallte das Rasseln von Ketten. Irgendwo weiter hinten schluchzte ein Gefangener leise vor sich hin. Doch das interessierte Kral alles nicht, seine Hand sehnte sich nach dem Griff seiner Axt. Verflucht sollten diese verdammten Dummköpfe sein, die sich in die Sache eingemischt hatten! Er schlug mit der Faust gegen die Holzwand.
    »Eine gebrochene Hand wird uns hier auch nicht herausholen«, meinte Tol’chuk hinter ihm. Die Stimme des Og’ers hörte sich an wie das Mahlen eines Mühlsteins: rau und unerschütterlich. Die anderen zwei Insassen der Zelle waren die ganze Nacht so still gewesen, dass Kral sie schon fast vergessen hatte. Der Og’er, der neben Mogwied die Zelle mit ihm teilte, saß gekrümmt auf dem mit Stroh bedeckten Fußboden, die Arme und Beine in mächtigen Ketten, die normalerweise für Pferde verwendet wurden, während Mogwied auf der schmalen Pritsche lag, einen Arm über die Augen gelegt.
    »Wir waren schon so nah dran«, zischte Kral zwischen den gequetschten Zähnen hervor. Er zeigte seine Wut, doch den wahren Grund für seinen Ärger musste er verschleiern. »Elena braucht so viel Schutz, wie wir nur aufbringen können, und nun werden wir nicht nur von ihr fern gehalten, sondern müssen auch noch den Tod ihrer Tante verkraften. Wenn sie uns nur nicht entdeckt hätten. Am Morgen wären wir weg gewesen.«
    »Wir alle haben viel verloren in dieser letzten Nacht«, erwiderte Tol’chuk mit klagender Stimme.
    Kral erinnerte sich mit einem Mal, dass Mikela nicht nur Elenas Tante, sondern auch die Mutter des Og’ers gewesen war. Er hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, wie der Verlust Mikelas, die durch ihre eigene Hand gestorben war, auf die große Kreatur wirken mochte. Er zwang sich zu einem sanfteren Gebaren und zeigte

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