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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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der Wüstensprache hervor: »Ein Hinterhalt. Der Herr des Alkazars hat den Verstand verloren. Er hat die Tore zur Burg schließen lassen und will die Fremden ermorden.«
    »Warum?«
    Der Mann schüttelte nur den Kopf und rannte seinem durchgegangenen Tier hinterher. Kesla blieb allein am Eingang der Schlucht zurück und versuchte vergeblich, sich auf die Worte des Treibers einen Reim zu machen.
    Sie wandte sich ab, rannte in die Wüste zurück und lief von außen um den großen Felsen herum. Als sie noch jünger war, hatte sie sich oft mit Innsu aus dem Alkazar geschlichen. Beide hatten das Schlangentraining absolviert, und deshalb war kaum eine Wand vor ihnen sicher. Kesla flog an mehreren herabgestürzten Sandsteinblöcken vorbei und kam zu einem Stück Felswand, das scheinbar glatt und senkrecht aufragte.
    Sie schlug ihren Umhang zurück und schleuderte ihr Greifseil mit einer leichten Bewegung des Handgelenks zu einem kleinen Vorsprung, der hoch über ihr aus der Wand ragte. Nachdem sie mit einem gekonnten Ruck dafür gesorgt hatte, dass die Dreizackhaken fest saßen, kletterte sie an dem Seil aus feinster Spinnenseide empor. Die Zehen in den weichen Stiefeln fanden immer wieder einen Tritt. Als sie hoch genug war, versetzte sie das Seil mit ihrem Körper in schaukelnde Bewegungen und lief dabei mit den Füßen über die Wand. Genau im richtigen Moment stieß sie sich kräftig ab, schwang sich hinauf zu einem überstehenden Sims und bekam mit einer Hand die Kante zu fassen. Nur an den Fingern hängend, wickelte sie sich das Seil einmal um das Fußgelenk, um es nicht zu verlieren, dann ließ sie es los, packte den Sims auch mit der zweiten Hand und zog sich rasch hinauf. Sie rollte sich ab, holte das Seil ein, schwenkte es noch einmal, um die Haken zu lösen, und befestigte es wieder an der Hüfte.
    Diese Prozedur wiederholte sie noch zweimal, dann war sie hoch über der Wüste. Hier oben in der Wand gab es einen Ausguck, der längst nicht mehr benutzt wurde und so gut wie vergessen war. Sie und Innsu hatten ihn als Halbwüchsige entdeckt. Sie zog sich auf die steinerne Plattform hinauf und schlüpfte in den schmalen Tunnel, der in den Alkazar führte. Es war nicht mehr als ein langer Kriechgang. Sie kam nur auf allen vieren voran.
    Sie musste sich sehr beherrschen, um in dem engen Loch nicht in Panik zu geraten. Warum ließ Belgan ihre Gefährten angreifen?
    Schmutzig und mit aufgeschürften Knien und Ellbogen erreichte sie endlich das Ende des Tunnels. Dahinter lag ein kleiner Lagerraum. Mit einem Winkelspiegel vergewisserte sie sich, ob er leer war. Sie sah nur Kisten und einen alten Teppich, der aufgerollt in einer Ecke stand. Vorsichtig kroch sie heraus. Mit allen Sinnen auf Spuren oder Geräusche achtend, huschte sie zur Tür und legte ein Ohr an das Holz. Da sie nichts hörte, drückte sie vorsichtig die Klinke nieder. Nur ein leises Knarren war zu vernehmen, als sie die Tür ganz langsam aufzog.
    Dahinter befand sich ein verlassener Dienstbotenkorridor. Die Luft roch abgestanden; überall lag eine dicke Staubschicht. Kesla zögerte nicht länger. Die Meister dieses Hauses hatten sie zu unterscheiden gelehrt, wann es abzuwarten galt und wann Eile geboten war.
    Mit wenigen raschen Schritten war sie an der Treppe zu den Wohnbereichen und flog die Stufen hinab. Jetzt schallte ihr Kampfeslärm entgegen: Schreie, Rufe, Schwertergeklirr.
    Sie stieg bis ins fünfte Stockwerk hinab und rannte dort zu den hofseitig gelegenen Fenstern und Baikonen. Sie war noch nicht weit gekommen, da stieß sie mit einem ihrer Mitschüler zusammen, einem fünf Jahre jüngeren Knaben, der an einem geöffneten Fenster gestanden hatte und soeben weglaufen wollte.
    Er hatte seinen Bogen über der Schulter hängen, sein Köcher war leer. Als er Kesla erkannte, riss er erstaunt die Augen auf.
    Sie packte ihn an der Schulter, bevor er ihr entwischen konnte. »Was hat das alles zu bedeuten, Symion? Warum greift ihr die Fremden an?«
    Der Junge zog den Kopf ein. »Meister Belgan sagt, sie wollen uns alle vernichten, es sind die Schergen der Hexe, die du getötet hast.«
    »Getötet? Was redest du da?«
    »Du bist verhext! Du bringst den Tod in den Alkazar.« Symion wollte sich mit der Zugknotentechnik befreien, aber Kesla hielt mühelos dagegen und ließ ihn nicht fort.
    »Unsinn«, zischte sie ihn an. »Ich stehe unter keinem Bann. Die Hexe ist noch am Leben und hat sich aus freien Stücken bereit erklärt, uns im Kampf gegen Tular zu

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