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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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den Alkazar gekommen aber nicht aus dem Grund, den Meister Belgan genannt hatte. Nicht Rache war die Triebfeder dieses Kampfes, sondern ein Wahn. Man hatte zwei Verbündete gegeneinander gehetzt. Aber warum? Und, wichtiger noch, wer steckte dahinter?
    Kesla suchte den blutbesudelten Hof ab. Doch erst als sie sich weit über die Brüstung beugte, fand sie genau unter sich die Antwort auf ihre Frage. Meister Belgan stand, an seinem roten Mantel und dem wallenden weißen Haar leicht zu erkennen, am Haupteingang.
    Neben ihm sah Kesla eine gebeugte Gestalt, die sich auf einen langen Stab stützte. Der Mann war ihr noch nie begegnet, aber sie erriet, dass es sich um den Wanderer handeln musste, von dem Symion gesprochen hatte.
    Voll Abscheu beobachtete sie, wie ein missgestaltetes Geschöpf die beiden Männer umtanzte. Es befand sich sichtlich im Blutrausch, war völlig außer sich, schnappte ständig ins Leere und riss mit seinen Krallen am Saum von Meister Belgans Mantel. Keslas Lehrer jedoch schien die Kapriolen und die blökenden Schreie gar nicht wahrzunehmen. Damit waren für Kesla auch die letzten Zweifel beseitigt. Der Gildemeister war nicht er selbst, sondern stand unter einem Zauber.
    Der Mann im Umhang hob einen Arm, an dem die Hand fehlte, und lenkte Kesla damit von dem seltsamen Ungeheuer ab. Belgan trat beiseite, und Kesla sah, worauf sein verkrüppelter Begleiter deutete.
    Am Fuß der Treppe wurde ein Mann auf die Knie gezwungen. Ein Pfeil ragte aus seiner Schulter. Zwei Gildegesellen hielten ihn fest: Dryll und Ynian, Jäger alle beide.
    Auf einen Wink von Belgan rissen sie dem Gefangenen die Kapuze vom Kopf. Er starrte sie empört an.
    Kesla keuchte auf und presste sich die Faust an die Kehle.
    Es war Joach.
    Joach warf einen wütenden Blick auf Greschym und spuckte seinem Feind mitten ins Gesicht.
    Der Dunkelmagiker lächelte nur und wischte sich nicht einmal den Speichel ab, der ihm vom Kinn troff.
    Die Reaktion seiner Bewacher war dramatischer. Einer der Meuchler packte Joach beim Schopf, riss ihm brutal den Kopf zurück und raunte ihm ins Ohr: »Wage es nicht, noch einmal einen Gast des Alkazars zu beleidigen.«
    Der Zweite packte den Pfeil in seiner Schulter und bohrte ihn noch tiefer hinein. Es war wie eine Explosion. Joach versuchte sich zu beherrschen, aber der Schmerz war zu stark und kam zu plötzlich. Ein Aufschrei löste sich aus seiner Kehle, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Eben erst hatte ihn der Pfeil des Jägers von den Beinen gerissen. Wie betäubt hatte er dagelegen, zu keiner Bewegung fähig. Das Kampfgeschehen war über ihn hinweggegangen und hatte sich entfernt. Nachdem er von seinen Gefährten abgeschnitten war, hatten die beiden Meuchlern leichtes Spiel gehabt, als sie ihn gefangen nahmen.
    Die Faust ließ sein Haar los, und Joach sank auf das Pflaster. Die Sinne drohten ihm zu schwinden, die Schreie, das Klirren der Schwerter hinter ihm wurden schwächer. Eine Bewegung zog seinen Blick wieder nach vorn. Greschym beugte sich zu ihm. Ein grobschlächtiges Ungeheuer strich um die Knöchel des Dunkelmagikers und schnupperte gierig an Joachs Blut. Greschym schob es beiseite und deutete mit seiner Krücke auf Joach.
    Joach wollte zurückweichen, aber die beiden Bewacher hielten ihn fest. Der Stock tanzte, grau wie ein Kadaver, vor seinen Augen hin und her.
    »Du riechst die Magik, nicht wahr?« sagte Greschym. »Du hast von der Finsternis gekostet, Joach. Nun bist du gezeichnet.«
    »Niemals«, keuchte er. Aber er spürte tatsächlich die Kräfte, die in dem vergifteten Holz pulsierten. Gewaltige Energien waberten durch die grünlichen Kristalle und brachten die Oberfläche zum Leuchten. Joach konnte sich kaum davon losreißen. Der Stab war von einer finsteren Schönheit. In seinem Blut erwachte die Erinnerung an die Zeit, als er selbst über die schreckliche Magik des Bösefeuers geboten hatte.
    Ohne sein Zutun streckte sich seine Hand die Hand, von der ihm in den Katakomben unter A’loatal ein Bösewächter zwei Finger abgefressen hatte nach dem Holz aus. Es war die Hand, in der er auch Greschyms ersten Stab gehalten hatte. Das graue Holz zog sie an wie ein Magnet. Von den Fingerspitzen tropfte Blut Blut aus der Schulterwunde, das über den Arm herabgelaufen war.
    Das Lächeln auf Greschyms runzeligen Lippen wurde breiter.
    Joach wusste, dass es sein Untergang wäre, den Stab zu berühren. Er würde ihm die Seele rauben aber er konnte nicht anders. Die blutigen Finger

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