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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Ende befand sich auf einem erhöhten Podest die Hohe Tafel. Dort stand Er’ril mit Mama Freda und Wennar, dem Zwergenhauptmann. Alle drei waren gebadet, parfümiert und in Festkleidung gesteckt worden. Während Er’ril wartete, bis die lange Höflingsprozession hinter Elena und der Königin eingezogen war, zerrte er immer wieder an der grauen Jacke und dem leinenen Rüschenhemd. Beides saß etwas zu knapp für die breiten Schultern des Präriemannes.
    Schließlich erstiegen Elena und Königin Tratal die drei Stufen zum Podest. Die Elv’en Königin nahm auf einem zierlichen Silberthron mit mitternachtsblauen Polstern Platz. Elena setzte sich verlegen auf den Stuhl zu ihrer Rechten. Er war ebenfalls in Blau und Silber gehalten, wirkte aber strenger und wuchtiger offensichtlich der Thron für den König. Er’ril und die anderen hatte man auf Elenas Tischseite platziert, ein Dutzend Stühle von ihr entfernt.
    Er’ril zog Elenas Blick auf sich. Er sah die Angst und Besorgnis in den grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln, spürte aber auch die unerschütterliche Entschlossenheit der jungen Frau. Sie nickte kurz und wandte sich wieder der Königin zu, die soeben mit ihrer Begrüßungsansprache begann.
    »Dies ist ein schicksalhafter Tag.« Die Königin sprach leise, aber ihre Stimme drang mühelos in jeden Winkel des großen Saales. »Seit wir aus unserer früheren Heimat vertrieben wurden, sind wir nur noch ein halbes Volk. Unser alter König Belarion wurde uns geraubt, sein Blut wurde immer weiter vermischt und so gingen uns seine Weisheit, seine Führungsstärke und seine Liebe im Lauf der Jahrhunderte verloren. Obwohl wir längst nicht mehr in der Erde zu wühlen brauchen, sondern unsere Schlösser am Himmel errichten, können wir niemals vergessen, wie schnöde wir einst um unser rechtmäßiges Erbe betrogen wurden.«
    Königin Tratal bedeutete Elena aufzustehen. Sie gehorchte. »So sehr König Belarions Erblinie auch von bürgerlichem Blut verwässert wurde, das Eisen im königlichen Geblüt lässt sich nicht restlos auswaschen. Hier steht das Gefäß, aus dem unser König aufs Neue erstehen soll. Aus ihrem Schoß wird König Belarion seinem Volke wiedergeboren werden.« Königin Tratal ergriff ein zierliches Weißweinglas und brachte einen Trinkspruch aus: »Lang lebe der König!«
    Alle im Saal versammelten Gäste erhoben die Gläser. Die Worte der Königin wurden aufgenommen und schallten zurück. »Lang lebe der König!«
    Er’ril sah trotzig zu, bis ihn ein Gardist von hinten mit einem Rippenstoß ermahnte, ebenfalls zum Glas zu greifen. Dann stürzte er den Wein mit einem Schluck hinunter und stellte das Glas so heftig auf den Tisch zurück, dass der Stiel abbrach. Niemand bemerkte es. Alle Augen waren auf das Podest in der Mitte gerichtet. Nur Mama Freda legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm und mahnte ihn zur Geduld. Zuvor hatte sie ihm die Bedingungen des Ry’th hör noch einmal genauer erklärt. Er konnte seine Forderung erst vorbringen, sobald Elenas Bräutigam namhaft gemacht worden war und er musste seinen Anspruch anmelden, bevor der Freier Gelegenheit hatte, das Verlöbnis mit einem Kuss auf Elenas Wange zu besiegeln. Nach diesem Kuss durfte keine Herausforderung mehr ausgesprochen oder angenommen werden.
    Als wieder Ruhe eingekehrt war, setzte Königin Tratal ihre Ansprache fort. »An diesem Glück verheißenden Abend, im Schein des Mondes, der silberhell vom Nachthimmel strahlt, will ich nun die beiden Hälften unseres Volkes wieder zusammenfügen. Ihr alle seid Zeugen. Hiermit verkünde ich, dass noch in dieser Nacht die Vermählung von Elena Morin’stal mit dem Prinzen Typhon, dem ältesten Sohn meiner Schwester, stattfinden soll.«
    Alles lief wie am Schnürchen. Zur Linken der Königin erhob sich ein großer, schlanker Mann. Sein mürrisches Gesicht zeigte weder Überraschung noch Freude. Als er zur Bestätigung den Arm hob, wirkte die Geste so gequält, als wollte man ihn nackt einem Rudel Schnüffler zum Fraß vorwerfen. Er’ril bemerkte, wie eine zierliche Frau zu seiner Linken nach seiner Hand griff. Aus ihren Augen sprach tiefer Schmerz. Typhon drückte ihre Finger kaum merklich und ließ sie gleich wieder los. Das Herz des Prinzen war offenbar bereits vergeben. Aber königliche Prinzen waren rar Merik befand sich auf dem Weg zum Nordwall, Richald weit im Süden und deshalb ruhte die Pflicht, die beiden Elv’en Geschlechter wieder zu vereinen, nun auf den Schultern dieses

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