Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Jünglings.
»Ich ergreife die Hand, die man mir anträgt«, sagte er förmlich, »und bin bereit, den Bund der Ehe zu schließen.«
Königin Tratal hob ihr Funken sprühendes Eisenzepter. »So lasst uns denn das Verlöbnis mit einem Kuss bekräftigen und vor Zeugen den Bund besiegeln. Sobald der Mond den höchsten Punkt seiner Bahn erreicht, werden wir die beiden zusammengeben. Dann haben sie bis zum Anbruch des morgigen Tages Zeit, in ihrem Ehebett aus zwei Hälften wieder ein Ganzes zu schmieden.«
Bei diesen Worten brandete neuer Jubel auf. Prinz Typhon verließ seinen Platz und ging um den Thron der Königin herum. Elena stand stocksteif, mit starren, weit aufgerissenen Augen da.
Mama Freda versetzte Er’ril einen Stoß. Dies war der richtige Moment.
Die Gäste im Saal beruhigten sich und warteten auf den Kuss. Prinz Typhon ergriff Elenas behandschuhte Hand und beugte sich zu ihrer Wange.
Noch bevor er sie mit seinen Lippen berührte, schlug Er’ril so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass das Porzellan klirrte und aus den nächststehenden Gläsern der Wein spritzte. Der Schlag schallte durch den ganzen Saal. Alle Blicke flogen ihm zu. Auch Typhon schaute, halb über Elena gebeugt, zu ihm herüber.
»Nach dem Brauch des Ry’th Lor«, rief Er’ril mit lauter Stimme, »fordere ich den Freier zum Zweikampf um Elenas Hand heraus.«
Das leise Gemurmel verstummte. Im Saal wurde es totenstill. Prinz Typhon richtete sich auf. Er schien ratlos. Königin Tratal indes zeigte keine Spur von Verwirrung. Obwohl Er’ril ein Dutzend Plätze entfernt war, spürte er die Eiseskälte, die von der Herrscherin der Elv’en ausging. Tratals Gesicht war eine Maske eisiger Wut.
»Du hast kein Recht, dich auf das Ry’th Lor zu berufen. Es ist ein Elv’en Gesetz und gilt nicht für das gemeine Volk, das da unten auf festem Boden haust.«
Auf diese Antwort war Er’ril vorbereitet. Er hatte die Frage eingehend mit Mama Freda erörtert. »Nicht an dir ist es, zu bestimmen, ob der Zweikampf stattfinden darf oder nicht. Nur die Frau, die das Verlöbnis eingeht, kann die Herausforderung oder den Herausforderer ablehnen.« Er’ril wandte sich an Elena. »Elena ist nach deinen eigenen Worten von Elv’en Geblüt, folglich kann sie nach Elv’en Recht auch diese Entscheidung treffen.«
Er’ril beobachtete, wie Elena sich der Königin zuwandte. Ihr Blick flackerte nervös, doch ihre Worte klangen hart und entschieden. »Ich erlaube Er’ril von Standi, den Zweikampf um meine Hand zu führen.«
Mittlerweile sprühten winzige Energieblitze aus dem Zepter der Königin. Ihre schmalen Lippen hatten alle Farbe verloren. Ihre eigenen Gesetze und Bräuche banden ihr die Hände. »Elena kann entscheiden, ob sie den Zweikampf zulassen will, aber ich bin berechtigt, die Bedingungen festzulegen.«
Er’ril warf einen Blick auf Mama Freda. Die zuckte nur die Achseln. Mit dieser Aussage konnte auch sie nichts anfangen.
»Als Herrscherin von Sturmhaven erkläre ich, dass der Kampf nur mit Blut gewonnen werden kann. Es wird ein Duell auf Leben und Tod.«
Die Versammelten hielten den Atem an. Mit dieser Wendung hatte selbst Er’ril nicht gerechnet. Laut Mama Freda brauchte der Sieger im Zweikampf seinen Gegner nicht zu töten, es genügte, wenn er ihn zwang, sich zu unterwerfen.
»Nach dem alten Recht, das noch aus der Zeit König Belarions stammt, wurde das Ry’th Lor mit Blut entschieden. Da es hier um die Hand der Königserbin geht, werden wir uns an diesen Brauch halten. Dieser Zweikampf kann nur durch den Tod beendet werden.« Königin Tratal wandte sich an Elena. »Willst du ihn immer noch zulassen?«
Elena war bleich geworden. Sie warf einen Blick auf Typhon. Der Elv’en Prinz war jung, wendig und reaktionsschnell. Bewaffnet mit Schwert und Dolch, war er sicher ein gefährlicher Gegner. Der Prinz selbst schien sich über den Ausgang weiter keine Sorgen zu machen. Er hatte die Arme verschränkt und strahlte Gelassenheit aus.
Nur die junge Elv’en Frau zwei Plätze neben der Königin wirkte genauso erschrocken wie Elena. Beide fürchteten um ihre Männer.
»Gestattest du Er’ril von Standi, um deine Hand zu kämpfen?« wiederholte Tratal. Ein winziges Lächeln umspielte ihre kalten Lippen.
Verstört und tief verunsichert wandte sich Elena Er’ril zu. »Triff deine Entscheidung!« forderte die Königin.
Tol’chuk saß in der Kombüse der Sonnenjäger. Außer ihm war nur ein Zwerg im Raum, der sich an dem kleinen
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