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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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verschränkte die Arme. »Weißt du eigentlich, wo der Herzstein überhaupt herkommt?«
    Tol’chuk brummte nur mit vollem Mund und schüttelte den Kopf.
    »Nun, das erste Stück Herzstein, das jemals entdeckt wurde, fand ein Zwerg namens Mimbelwart Triedel. Er arbeitete in den Tiefen eines Berges weit im Hinterland von Gul’gotha. Der Berg hieß Gy’hallmanti, das bedeutet in der alten Sprache so viel wie ›Gipfel des traurigen Herzens‹. Viele hielten den alten Zwerg für verrückt. Der Berg war nicht nur längst restlos ausgebeutet, man munkelte auch, dass es in seinen Gängen und Schächten spuke. Die letzten Bergleute, die zweihundert Jahre zuvor die Minen betreten hatten, waren nie zurückgekehrt, sie blieben für immer verschollen.«
    Tol’chuk aß langsamer. Die Geschichte begann ihn zu fesseln.
    »Aber der alte Mimbelwart behauptete steif und fest, ganz unten in den tiefsten Schächten neue Vorkommen riechen zu können. Und verrückt oder nicht, er hatte die feinste Nase seiner Zeit. Man sagte ihm nach, er wittere einen Opal in einem Haufen Schweinemist. So buddelte er Mond um Mond mit Hacke und Schaufel vor sich hin. Bewohner der angrenzenden Gehöfte berichteten, dem Lärm nach zu urteilen arbeite er Tag und Nacht. Hinter vorgehaltener Hand wurde auch von anderen, unheimlicheren Geräuschen berichtet. Doch wenn man nach Einzelheiten fragte, erntete man nur Kopfschütteln. Viele zogen fort, ohne ihre Parzellen zu verkaufen. Nach zehn Wintern war die ganze Region um den Gy’hallmanti verlassen. Nur Mimbelwart Triedel war zurückgeblieben.«
    »Und was geschah dann?« fragte Tol’chuk. Er hatte seinen Eintopf völlig vergessen.
    Magnams Miene verdüsterte sich, er schüttelte langsam den Kopf »Zuweilen verließ Mimbelwart seine Schächte und zog in eine der Handelsniederlassungen, um Vorräte einzukaufen. Dort kannte man die ausgemergelte Gestalt mit dem gehetzten Blick. Er redete oft mit sich selbst, und manchmal wurde er zornig und stritt sich mit jemandem, den außer ihm keiner sehen konnte. Doch so wirr im Kopf er auch war, wenn er aus seinem Bergwerk kam, hatte er immer genügend Gold und Rubinsplitter bei sich, um neue Vorräte zu erstehen. Anschließend verschwand er wieder in seinem Berg. Der ›Verrückte Mimbel‹ wurde bei unserem Volk bald zur Legende. Als man ihn einen ganzen Winter lang nicht zu Gesicht bekam, vermuteten die meisten Leute, er wäre gestorben und geistere nun selbst durch Gy’hallmantis verwunschene Schächte. Doch das war ein Irrtum.«
    Magnam zog eine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie mit getrockneten Tabakblättern. »Noch eine Portion?«
    Tol’chuk schaute in seine Schale und sah überrascht, dass sie leer war. »Nein. Ich bin satt. Erzähl mir mehr von eurem Verrückten Mimbel.«
    Magnam zündete die Pfeife an und sprach weiter, ohne den Stiel aus dem Mund zu nehmen. »Vielleicht drei Winter später kam der alte Mimbel in das Dorf Zweenstadt und zog einen Karren hinter sich her, als wäre er ein Maultier. Niemand erkannte den buckligen, weißhaarigen Zwerg. Den Bart hatte er sich um den Leib gewickelt, und aus seinen Augen strahlte das Wurmlicht.«
    »Wurmlicht?«
    Magnam nickte. »Wo man den Herzstein findet, sind auch die Würmer nicht weit. Glühwürmer.«
    Tol’chuk erinnerte sich an die Geistpforte seines Volkes, jenen Bogen aus purem Herzstein, durch den er vor so langer Zeit gegangen war, um seine Reise zu beginnen. Alle Gänge, die zu dieser Pforte führten, waren von Würmern bevölkert gewesen, die so grünlich leuchteten wie Schraubenalgen.
    »Niemand weiß, was diese Biester anzieht, aber wo eine Herzsteinader abgebaut wird, wimmelt es wenige Tage später nur so von den kleinen Krabblern. Manche Leute behaupten, sie entstehen direkt aus dem Herzstein.«
    Tol’chuk warf einen Blick auf seinen eigenen Kristall. Als er lange vor der jüngsten Veränderung zum ersten Mal in das Herz geschaut hatte, hatte der Vernichter ausgesehen wie ein schwarzer Wurm, ein Vetter der Glühwürmer im Tunnel. Ob da am Ende ein Zusammenhang bestand?
    »Wie auch immer, wenn man sich lange genug in der Nähe der Würmer aufhält, überträgt sich ihr Leuchten irgendwann auf die eigenen Augen. Es heißt, man könne damit nicht nur in diese, sondern auch in die nächste Welt sehen.«
    »In die Geisterwelt?«
    »Nein, in die Zukunft.« Magnam schwenkte seine Pfeife. »Aber das spielt alles gar keine Rolle. Denn was der Verrückte Mimbel auf seinem Karren hinter sich herzog,

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