Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
großes Vorkommen entdeckte.«
»Wieder Herzstein?«
Magnam verzog schmerzlich das Gesicht. »Nein, aber wie der Herzstein, den Mimbelwart entdeckte, so hatte auch dieser Stein nicht seinesgleichen. Es war ein Stein, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte.«
»Was war es?«
Magnam beugte sich tiefer über seinen Kessel. Jetzt flüsterte er nur noch. »Schwarzstein. Sie haben Schwarzstein gefunden!«
Tol’chuk überlief es eiskalt. Er hatte Mühe, die einzelnen Teile dieser Schreckensgeschichte zusammenzufügen. Herzstein, Schwarzstein beide in ein und demselben Berg entstanden. Was hatte das zu bedeuten?
Als Magnam fortfuhr, klang seine Stimme gepresst. »Sonst ist aus den Schächten des Gy’hallmanti nur noch eines hervorgegangen.«
»Und was war das?« fragte Tol’chuk. Seine Finger umklammerten den Kristall, er fürchtete sich vor der Antwort.
»Der Namenlose. Aus Gy’hallmantis endlosen Schächten kam das Schwarze Ungeheuer von Gul’gotha in unser Land.«
Elena sah Er’ril mit starrem Blick an. Er trug eine graue Seidenjacke über einem blendend weißen Hemd. Sein rabenschwarzes Haar war nach hinten gekämmt und zu einem Zopf gebunden. Wie konnte sie verlangen, dass er beim Zweikampf um ihre Hand sein Leben aufs Spiel setzte, noch dazu, wenn die Siegeschancen so verschwindend gering waren? Prinz Typhon war jung und kräftig und hatte Schwert und Dolch, während Er’ril mit leeren Händen antreten musste. Wer wagte da an einen Sieg zu denken? Wenn Elena den Zweikampf nach dem Ry’th Lor akzeptierte, verurteilte sie ihren Paladin fast mit Sicherheit zum Tode. Doch wenn sie ihn ablehnte, würde man sie noch in dieser Nacht mit dem Prinzen Typhon vermählen, und Alaseas letzte Hoffnung stürbe auf ihrem Brautbett.
»Entscheide dich, Elena«, verlangte Königin Tratal.
Elena wandte sich nicht von Er’ril ab und blickte ihm fest in die sturmgrauen Augen. Er sah sie eindringlich an, dann nickte er unmerklich mit dem Kopf. Von Angst oder Unschlüssigkeit war ihm nichts anzumerken. Seine Augen verhießen ihr vielmehr, dass er den Kampf gewinnen würde. Das gab Elena Kraft. Sie richtete sich auf, wischte sich die Tränen ab und wandte sich endlich der Elv’en Herrscherin zu. Sie ballte die Fäuste und sagte in hartem, schneidendem Ton: »Du hast es zu verantworten, Königin, wenn heute Nacht Blut fließt. Mit deinem Verhalten verurteilst du deinen Neffen zum Tode. Mein Paladin wird mich nicht enttäuschen.«
»Das heißt, du nimmst die Herausforderung nach dem Ry’th Lor an?« Tratals Stimme war schrill vor Zorn.
Elena ließ sich nicht einschüchtern. »Du lässt uns keine andere Wahl, als zu morden, um unsere Freiheit zu erlangen. Das werde ich dir niemals verzeihen. Ich gebe dir hiermit Gelegenheit, deine Worte zurückzunehmen. Verzichte auf diese erzwungene Hochzeit, und wir scheiden als Verbündete und Freunde. Beharre auf diesem Weg, und Prinz Typhons Blut wird über den Boden dieses Saales fließen.«
Auf der anderen Seite der Königin sprang eine zierliche Elv’en Frau auf. Sie hatte Tränen in den Augen, ihr Blick ruhte auf dem jungen Prinzen. »Ich bitte dich, Königin Tratal … höre auf die Hexe.«
Prinz Typhon bedeutete ihr verlegen, sich wieder zu setzen »Mela, nimm Platz«, zischte er. »Du bringst Schande über mich.«
Die junge Frau jedoch ließ sich nicht so leicht entmutigen. Sie fasste Königin Tratal sogar am Ärmel. »Ich liebe ihn, meine Königin. Ich würde ihn der Hexe jederzeit um des Reiches willen überlassen, aber nicht … nicht, wenn es ihn das Leben kostet. Das könnte ich nicht ertragen.«
Königin Tratal entriss den schmalen Fingern ihren Ärmel. »Fort mit dir!« fuhr sie die junge Elv’e an und rief mit einer Handbewegung einen Gardisten herbei. »Bring Prinzessin Mela auf ihr Zimmer zurück. Sie fühlt sich offenbar nicht wohl.«
»Nein!« heulte die Elv’en Prinzessin. Doch schon hatten zwei Gardisten sie in die Mitte genommen und an den Armen gepackt. Mela brach schluchzend zusammen und wurde von der Königlichen Garde ungerührt aus dem Saal geschleppt.
Elena bemerkte den Schmerz in Prinz Typhons Zügen. Er hatte einen Schritt auf Mela zugetan, als sie die Fassung verlor, war allerdings auf einen strengen Blick der Königin hin sofort wieder stehen geblieben.
Die Königin hob ihr Blitz Zepter. »Die Herausforderung nach dem Ry’th Lor wurde angenommen. Macht Platz für die beiden Bewerber um Elena Morin’stals Hand.«
Rasch wurden vor dem Podest
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