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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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inneren Auge vorüber.
    »Sammele dich, Ferndal.«
    Er winselte kläglich, doch dann wurden die Bilder langsamer und wechselten nicht mehr. Zwei Zwergenwächter … verborgen in einer kleinen verräucherten Höhle in einem Felsenlabyrinth … vor einem Becken mit glühenden Kohlen kauernd.
    Mikela richtete sich auf. »Die Brücke wird vom Waldrand her von Spitzeln bewacht.« Sie wandte sich dem Wolf zu. »Kannst du uns hinführen?«
    Anstelle einer Antwort machte Ferndal nur auf einer Pfote kehrt und wartete. Mikela nickte Tyrus zu. »Du kommst mit mir. Merik, du spannst eine Armbrust und bewachst die anderen.«
    Der Elv’e nickte. Tyrus trat, die Hand am Schwertgriff, an ihre Seite.
    Mit einer Handbewegung gab Mikela Ferndal das Zeichen zum Abmarsch und folgte ihm mit Tyrus. Alle drei konnten sich so bewegen, dass sie weder gesehen noch gehört wurden. Schon bald sah Mikela den schwachen Schein des Notlagers hinter den Felsen hervorleuchten. Die Stelle war für einen Ausguck gut gewählt: hoch genug, um die Brücke beobachten zu können, aber so geschützt, dass die Wächter unbemerkt blieben.
    Lautlos, nur mit Gesten, gab Mikela ihre Anweisungen. Ferndal flitzte so vor dem Höhleneingang vorbei, dass er auch gesehen wurde, und rannte wieder davon. Aus der Höhle war erschrockenes Brummen zu hören. Einer der beiden Zwerge stolperte zum Eingang. Er hielt einen ledernen Weinschlauch in der Hand und schwankte ein wenig. Die glühenden Kohlen allein hatten den gelangweilten Wachposten offenbar nicht genügend Wärme gespendet.
    Der Zwerg stolperte noch einen Schritt weiter, um sich zu vergewissern, ob der Wolf auch wirklich fort war. Ferndal war zwar verschwunden, nicht aber Tyrus. Der hoch gewachsene Prinz trat vor und stieß dem überraschten Zwergenwächter sein Schwert in die Kehle. Blut spritzte über den weißen Schnee, so rot wie der Wein, der aus dem heruntergefallenen Schlauch rann. Tyrus packte den Zwerg an seinem Umhang und schleppte ihn von der Öffnung weg.
    »Hast du den haarigen Teufel erwischt?« lallte sein Gefährte in der Zwergensprache. »Ein ordentliches Stück warmes, blutiges Fleisch käme mir jetzt gerade recht.«
    Mikela hatte sich auf der anderen Seite des Höhleneingangs postiert. Als nun der zweite Zwerg ins Freie trat, stieß sie mit ihren Schwertern zu und durchbohrte seine beiden Herzen. Er fiel in die Höhle zurück und landete auf dem Kohlebecken. Die Glut spritzte nach allen Seiten.
    Tyrus trat zu Mikela und wischte sein Schwert an dem Umhang ab, den er dem toten Zwerg abgenommen hatte. Auch Mikela bot er ein Stück Stoff an, damit sie ihre Waffen säubern konnte. Als sie fertig war, reichte er ihr den ganzen Mantel. »Vielleicht wäre es am besten, du würdest wieder als Zwergin auftreten. Womöglich laufen uns noch mehr von der Sorte über den Weg.«
    Mikela zögerte. Sie hätte lieber ihre eigene Gestalt beibehalten. Andererseits wäre die Verkleidung durchaus sinnvoll, wenn man vorhatte, in eine Zwergenfestung einzudringen. Also legte sie nicht nur ihre Kleider, sondern auch das vertraute Aussehen ab und verwandelte sich wieder in die Zwergin von Burg Mryl. Ihr Körper erinnerte sich an die Transformation und gestaltete sich mühelos um. Die Beine bogen sich nach außen und wurden dicker. Das Haar wurde strähnig, das Gesicht wurde flacher und bekam eine breitere Stirn und gröbere Züge. Als die Verwandlung abgeschlossen war, stahl sie einem der beiden Wächter die Kleider und hängte sich den schwarzen Umhang der Gul’gotha Soldaten über die Schultern.
    Tyrus betrachtete sie leicht amüsiert von oben bis unten. Sie hatte den Mann schon lange nicht mehr lächeln sehen und ganz vergessen, wie gut ihm dieses verwegene Funkeln in den Augen zu Gesicht stand.
    »Was ist?« fragte sie.
    Er steckte sein Schwert in die Scheide und wandte sich ab. »Als Frau gefällst du mir besser. Trotzdem kam mir eben der Gedanke, wie du dich wohl im Bett anfühlen würdest … wenn dein Fleisch so zerfließt wie eben. Es müsste eine beeindruckende Erfahrung sein.«
    Mikela machte große Augen; das breite Gesicht wurde blutrot. Prinz oder nicht, dahinter kam doch immer wieder der Pirat zum Vorschein. Schockiert, aber auch seltsam geschmeichelt, stapfte sie in ihrem neuen Körper hinter ihm her.
    Als sie das Lager erreichte, hätte Merik sie um ein Haar mit einem Pfeilhagel empfangen, hätte Tyrus nicht abgewinkt. »Es ist nur Mikela«, sagte er. »Wir dachten, die kleine Täuschung könnte ganz

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