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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Kopf in die Tiefe und riss Mikela mit sich. Die Schwertkämpferin wollte unwillkürlich loslassen, aber sie blieb standhaft und hielt seine Hand fest, obwohl ihr Magen Purzelbäume schlug.
    Da spürte sie wieder Grund unter den Füßen und drehte sich um. Die anderen standen hinter ihr. Der Vorraum war der gleiche geblieben. Nichts hatte sich verändert.
    »Ihr könnt jetzt loslassen«, sagte Kral. »Wir haben die Schwelle überschritten.«
    Merik griff sich an die Stirn. Er war ziemlich grün im Gesicht. »Was war das eben?«
    »Wir sind wieder da, wo wir vorher waren«, stellte Mogwied fest.
    »Nein.« Der Gebirgler zeigte auf die Treppe. »Wir sind im unteren Bogen.« Er trat auf die erste Stufe. »Wir sollten uns beeilen, bevor eine Streife die Leiche des Wachpostens entdeckt.«
    Mikela starrte die Treppe an. Der tote Zwerg war verschwunden. Kein Tropfen Blut war zu sehen. »Was hat das zu bedeuten?« fragte sie. »Wo sind wir hier?«
    Kral seufzte. »Das sage ich euch während des Aufstiegs.« Er setzte sich in Bewegung und begann mit seiner Erklärung. »Wir befinden uns im Spiegelbild des eigentlichen Bogens dem Widerschein, der auf dem Wasser des Sees liegt. Wenn ein Mitglied der königlichen Familie in das Trugbild hineingerät, wird es Wirklichkeit.«
    »Wasser verwandelt sich in Stein«, murmelte Tyrus. Das waren in etwa Krals Worte gewesen.
    Kral nickte. »Ja, Tyrus, das Land hat auch meiner Familie ein geheimes Geschenk gemacht, das es uns ermöglicht, unsichtbar durch unsere Festung zu wandeln. Wir bewegen uns jetzt in der Welt hinter dem Spiegel.«
    Sie kamen an einer Schießscharte vorbei, und Mikela blickte hinaus. Vom Schneesturm war nichts mehr zu sehen. Draußen war alles dunkel. Sie blieb stehen und streckte eine Hand durch die Öffnung. Ihre Finger fassten in Wasser.
    »Der See«, erklärte Kral, der sie beobachtet hatte. »Wir steigen auf dieser Treppe eigentlich in die Tiefen des Amov Sees. Wir folgen dem Spiegelbild ins Wasser hinab.« Er zeigte auf ein breiteres Fenster etwas weiter oben, einen Ausguckposten. Fenstersims und Mauer waren nass, desgleichen die Stufen davor. »Dort bin ich vom See her eingestiegen und dann hinuntergegangen, um euch zu holen.«
    »Aber wozu steigen wir in diese Wasserburg hinunter … oder hinauf? Was für einen Sinn hat das?« fragte Mikela und wischte sich die nasse Hand ab.
    »Auf diesem Weg kann uns niemand sehen. Er ist nur den Stämmen des Bergvolks bekannt und muss von einem Mitglied der Senta Sippe geöffnet werden. Hier sind wir sicher, und wenn wir die Burg erreicht haben, können wir in die wirkliche Welt die echte Burg zurückkehren, ohne dass bis dahin jemand etwas von unserer Anwesenheit ahnt.«
    Mikela ließ sich den Plan durch den Kopf gehen. Wenn Kral die Wahrheit sagte, wären sie damit sicherlich im Vorteil. »Und du kannst ohne weiteres zwischen den beiden Ebenen der Wirklichkeit und ihrem Spiegel hin und herwechseln?«
    Kral brummte zur Bestätigung.
    Mikela nickte und bedeutete ihm weiterzugehen. Das Misstrauen saß ihr noch immer in den Knochen, aber was für eine Wahl hatten sie schon? Sie mussten den Kampf mit dem Greifen Tor aufnehmen. Also folgte sie dem Mann aus den Bergen, und die anderen kamen mit.
    Der Aufstieg zog sich in die Länge. Die Stufen wollten kein Ende nehmen. Unterwegs stießen sie mehrfach auf uralte Gebeine, die auf einem Treppenabsatz in der Ecke lagen oder über die Stufen verstreut waren. Kral erklärte heiser: »Die Überreste der Verwundeten. Die letzten Hüter der Zitadelle. Viele waren zu schwach und starben auf den Stufen, als die letzten Überlebenden des blutigen Krieges unter Führung meines Vorfahren auf diesem geheimen Weg flohen. Nun liegen sie hier für alle Zeit.«
    Schweigend wie auf einem Friedhof stieg die Gruppe weiter. Endlich hatten sie erschöpft und am Ende ihrer Kräfte die letzte Stufe erreicht und standen vor einer großen, weit geöffneten Steintür. Dahinter lag ein riesiger Saal, der von rot glühenden, flackernden Irrlichtern erhellt wurde.
    »Spiegelbilder der Fackeln im Saal der wirklichen Welt«, erklärte Kral und ging als Erster durch die Tür.
    Nach ihm trat Mikela über die Schwelle. Der große Raum wirkte seltsam leer, ihre Schritte hallten dumpf von den Phantomwänden wider. Doch zugleich glaubte sie, die Gegenwart anderer Wesen zu spüren. Und das ging nicht nur ihr so. Auch die anderen sahen sich immer wieder verstohlen um, als hätten sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung

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