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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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kein Interesse daran, diesen grünen Jungen noch weiter zu belehren. Er leitete einen letzten Schwall dunkler Magik in den Stab, und der Mann ging vollends in Flammen auf. Ringsum färbte sich der Sand schwarz, verflüssigte sich und bildete eine Pfütze. Greschym kümmerte sich nicht weiter darum.
    Als nur noch das verkohlte Skelett des Schamanen am Ende seines Stabes hing, schüttelte er es angewidert ab und trat zurück. Die glimmenden Reste versanken im geschmolzenen Sand der Traumwüste. Greschym sah ihnen einen Augenblick lang nach, dann seufzte er und wandte sich ab.
    Hinter ihm verblasste die schwarze Pfütze und verschwand im endlosen Sandmeer. Doch inmitten der Oase Oo’schal würde man schon bald die verkohlten Überreste des Schamanen Parthus entdecken, in einer Pfütze aus schwarzem Glas Nachtglas, wie die Stammesleute es nannten , einer kleineren Ausgabe des großen Sees mit Namen Aii’schan.
    Greschym kehrte an den Silberfluss zurück, und während er über den Sand ging, fragte er sich, ob Joach wohl schon über die nachtschwarze Fläche des Aii’schan segelte.
    Dann sah er auf die Gestalt nieder, die er dem Schamanen Parthus geraubt hatte, und lachte laut auf. Joach mochte reisen, wohin er wollte, im entscheidenden Moment würde er ihn schon zu finden wissen.
    Kesla ging auf Joach zu, der auf einer Kiste saß und auf den schwarzen See hinaussah, und stellte sich neben ihn an die Reling. Es war eine klare Nacht, die Sterne schienen am Himmel und spiegelten sich in der glasigen Fläche. Über die harte, glatte Oberfläche fegte immer noch ein frischer Wind, der die Segel des Gleitboots füllte und es rasch dem aufgehenden Vollmond entgegentrug.
    »Wie lange noch?« fragte Joach, ohne sich umzudrehen.
    »Der Führer sagt, wir werden zum anderen Ufer gelangen, bevor der Mond seinen höchsten Stand erreicht hat.« Sie schaute hinter sich. Fess a’Kalar stand am Steuer, hielt das Gesicht in den Wind und die Augen auf die Sterne und seine Segel gerichtet. Ringsum holte seine vierköpfige Besatzung auf sein Kommando die Leinen ein und drehte die Seilwinden.
    Joach nickte. »Ist alles bereit?«
    »Kast und Saag wan können sich in die Lüfte schwingen, sobald wir anlegen. Innsu und die Stammesleute haben die Klingen geschärft und die Pfeile gefiedert und tragen ihr Sandzeug. Scheschon schläft unter Deck, Hant und Richald bewachen sie.« Trotz der Anspannung musste Kesla unwillkürlich lächeln. »Hant hat eine so liebliche Stimme, wenn er sie in den Schlaf singt.«
    Joach sah sie an. Auch über sein Gesicht huschte der Anflug eines Lächelns.
    Sie ließ sich neben ihm auf der Kiste nieder. Er wollte aufstehen und zur Seite treten, aber sie hielt seinen Arm fest. »Bleib doch … bitte.«
    Nach kurzem Zögern sank er mit einem Seufzer auf die Kiste zurück.
    Kesla schwieg und genoss dankbar die kleine Atempause. Endlich spürte sie, wie Joach sich neben ihr entspannte und ganz leicht zu ihr beugte. Sie legte ihm den Arm um die Schultern. Keiner von ihnen sprach; keiner schien die schlichte Geste zur Kenntnis zu nehmen.
    Begleitet vom ständigen Knirschen der Stahlkufen, das wie ein gespenstisches Klagelied durch die Nacht schallte, glitt das Boot über den See.
    Endlich sagte Joach: »Erzähl mir vom Aii’schan.«
    »Was willst du wissen?«
    »Du hattest erwähnt, er sei im Zuge des Kampfes entstanden, in dem die Ghule einst aus Tular vertrieben wurden. Verheerende Magik hätte den Sand zu diesem schwarzen Glas verschmolzen.«
    »Nachtglas«, flüsterte sie, »genau wie der Dolch.«
    »Erzähle mir mehr von dieser Legende.«
    »Es ist keine Legende, sondern Geschichte. Ich habe in Meister Belgans Bibliothek darüber gelesen in Texten und Schriftrollen aus der fernen Vergangenheit der Südlichen Ödlande.«
    Jetzt waren ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt. Joach sah ihr in die Augen. »Du kannst lesen?«
    »Soll ich dich von diesem Kahn stoßen?« Sie erwiderte lächelnd seinen Blick. Es gefiel ihr, wenn er sie neckte. Aber in seinen Augen stand eine Traurigkeit, von der sie ausgeschlossen blieb, und das war schon seit der Flucht aus dem Alkazar so.
    Er wandte sich ab. »Also, erzähle mir von diesem See.«
    Sie seufzte. »Früher gab es hier nur unbewohnte Wüste, mit Ausnahme von Ka’aloo am Fuß des Südwalls, einer großen Handelsstadt an der größten Oase. Dorthin kamen Seiden und Gewürzhändler und andere Kaufleute mit Waren aller Art von überall her. Um Ka’aloo herum

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