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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Kesla schüttelte den Kopf und berührte Halt suchend den Nachtglasdolch, den sie unter ihrem Umhang verborgen hatte. Es war nur eine Täuschung, die alten Geschichten waren in ihrem Geist lebendig geworden. Sie wandte dem Wall den Rücken zu, aber sie wurde das Gefühl nicht los, einen kurzen Moment lang durch Schirons Augen geschaut und das alte Ka’aloo so gesehen zu haben, wie es einst dem Jungen erschienen sein musste.
    Joach fasste sie am Arm. »Hast du etwas?«
    Sie griff nach seiner Hand, drückte sie stumm und verdrängte ihre dunklen Vorahnungen. »Sagen wir den anderen Bescheid. Es gibt noch viel zu tun, bevor der Tag anbricht.«
    Joach lehnte neben Richald an einem Sandsteinfelsen und wartete auf das Zeichen. Beide trugen Umhänge von der Farbe des Sandes und der Steine und wagten nicht zu atmen. Jenseits des flachen Tales versteckte sich Innsu mit seinen zehn Kriegern hinter kleinen Felsen. Zwischen ihnen, in der Mitte des Tales, saßen Hant und Kesla an einem Feuer, und Scheschon lag nicht weit davon in ihrem Schlafsack.
    Ein Köder für die nahenden Feinde.
    Nachdem sie das Gleitboot verlassen hatten, war es ihnen nicht leicht gefallen, im flachen Sand eine geeignete Stelle zu finden, an der sie die Kinderkarawane erwarten konnten, ohne vorher bemerkt zu werden. Der Mond und die Sterne tauchten die Landschaft auch bei Nacht in silberhelles Licht. Das erschwerte ihnen einerseits die Aufgabe, hatte es ihnen aber andererseits auch leichter gemacht, den Zug frühzeitig zu entdecken.
    Noch bevor das Gleitboot auf den Strand gelaufen war, hatte Kast die Karawane mit seinem Fernglas erspäht. Eine endlose Reihe von Wagen und Malluken hatte sich schwerfällig am Ufer des Aii’schan entlang auf Tular zugewälzt. Tiere und Wagen waren mit Laternen an langen Stangen versehen, sodass die Karawane wie eine leuchtende Schlange durch die dunkle Wüstenlandschaft kroch. Kast hatte das Fernglas mit besorgtem Blick gesenkt. »Ich zähle sechs Skal’ten, die um die Karawane herumstolzieren.«

Folglich hatten sie so viel Vorsprung wie möglich gebraucht, um die Falle vorzubereiten.
    Fess a’Kalar hatte sich als fähiger Bootsführer erwiesen. Er hatte die Karawane weit überholt und außerdem eine Stelle am Ufer gefunden, wo er sein Boot verstecken konnte. Nach der Landung hatten sie sich rasch auf den Weg gemacht und diesen Punkt an der Uferstraße für ihren Hinterhalt gewählt, eine Senke, umgeben von Sandsteinfelsen, die mit ihren tiefen Schatten genügend Deckung boten.
    »Da kommt der Kundschafter«, sagte Richald und duckte sich.
    Hinter der nächsten Düne waren die schweren Tritte eines Malluks zu vernehmen. Joach lag reglos im Sand. Der Geruch des großen Tieres stieg ihm in die Nase. Sobald es vorbeigeschlurft war, drehte er sich so weit, dass er sehen konnte, wie es die nächste Düne erklomm und dahinter verschwand.
    »Ho!« rief der Reiter, als er die Gruppe am Feuer erblickte.
    Kesla tat sehr überrascht, sprang hastig auf und redete in der Wüstensprache auf den Kundschafter ein. Der Mann stellte ihr offensichtlich Fragen, und sie zeigte auf die kleine Scheschon. Joach verstand kein Wort, aber er wusste, dass sie dem Fremden erklärte, sie und ihr Onkel seien auf dem Weg nach Dallinskrie, um ihre Nichte zur Tributkarawane zu bringen.
    Die Sache war dem Kundschafter nicht geheuer. Misstrauisch musterte er das kleine Lager. Scheschon erwachte von dem Lärm, rieb sich die Augen und schmiegte sich verschlafen an Hant. Er streichelte sie und bedeutete ihr zugleich, sich still zu verhalten. Wenn Scheschon jetzt spräche, wäre alles verloren. Ihr De’rendi Akzent würde sofort verraten, dass sie nicht aus der Wüste stammte.
    Der Kundschafter musterte das Kind, ohne aus dem Sattel zu steigen. Joach hoffte inständig, er möge den Köder schlucken. Jetzt schnüffelte er misstrauisch. Sie hatten Mallukenharn rings um das Lager versprüht, ein bewährtes Mittel gegen Sandhaie und andere unterirdisch lebende Raubtiere. Außerdem wurde dadurch der Körpergeruch der versteckten Männer überdeckt. Fess a’Kalar hatte sie vor den Karawanenwächtern gewarnt. Man habe für diesen schändlichen Dienst mit viel Gold Banditen aus der Wüste angeworben, und die seien ebenso gerissen wie gewissenlos.
    Endlich nahm der Kundschafter ein Horn vom Sattel und meldete der Karawane mit einem lang gezogenen Ton, hinter der Düne drohe keine Gefahr.
    Sobald das Signal verklungen war, warf Hant seinen Umhang zurück und schwang

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