Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
genug lebte.
»M meister«, knurrte Ruhack, ohne den Kopf vom Boden zu heben. »Ich bringe Fleisch.«
Greschym drehte sich um und betrachtete die drei ausgeweideten Erdhunde. »Nager. Ich verbrauche Unmengen von Energie, während ich auf den Jungen warte, dann entschlüpft er mir doch, und dieser Gnom speist mich mit ein paar Erdhunden ab.« Greschym verdrehte die Augen und streckte die flache Hand aus.
Stets der gehorsame Diener, eilte Ruhack herbei und reichte ihm einen der Kadaver. Greschym schnupperte an dem blutigen Fleisch und warf einen Blick auf seine Höhle. »Wir sind offenbar, was wir essen.« Er riss mit den wenigen Zähnen, die ihm noch geblieben waren, das Fleisch von den kleinen Knochen und kaute es ausgiebig.
»Wenigstens ist der Junge jetzt in Reichweite«, sagte er endlich und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Und wir wissen auch, wohin er will.« Da er sich den Magen mit dem Fleisch gefüllt hatte, fühlte er sich gestärkt für die letzte Schlacht. Die Zeit des Wartens und des Planens war vorüber.
Er warf die Knochen weg und wandte sich wieder der Höhle zu. »Dieses Mal bin ich bereit.«
Kesla schlich den Gang entlang und lauschte mit gespitzten Ohren auf jedes Geräusch. Dank ihrer Ausbildung in der Meuchlergilde hörte sie noch das Trippeln einer Maus und konnte unterscheiden, ob es ein Männchen oder ein Weibchen war. Aber hier, wo ständig einer von den Gefährten hinter ihr verstohlen flüsterte oder mit einem Absatz über den Felsen scharrte, fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Sie zuckte bei jedem Geräusch zusammen und fürchtete, es könnte ein Monster anlocken, das eventuell im Dunkeln lauerte.
Sie hielt den Haifischzahn höher, aber er warf nicht genügend Licht auf den Weg, der sich vor ihnen verzweigte. Welchen der drei Gänge sollte sie nehmen? Nachdem sie den Tunnel betreten hatten, war es zunächst schnurgerade ins Herz des Südwalls gegangen, doch nun mussten sie eine Entscheidung treffen.
Kesla drehte sich mit dem Anhänger in der Hand um. »Ich weiß nicht«, flüsterte sie. »Ich könnte jeden Gang auf eigene Faust erkunden und dann den besten aussuchen.«
»Und wonach willst du das beurteilen?« fragte Kast. »Ich glaube kaum, dass du ein Schild mit einem Pfeil finden wirst, auf dem steht: Zum Basilisken in diese Richtung.«
Kesla wollte widersprechen, doch Joach fasste sie am Handgelenk und drehte sie zu sich um. »Wir bleiben zusammen«, sagte er eindringlich, und seine Augen schienen im Dunkeln aufzuleuchten.
»Wartet!« Saag wan deutete auf den Haifischzahn.
Kesla sah ihn verständnislos an.
Saag wan nahm ihr den Talisman aus der Hand, ging rasch damit zu jedem Tunnel und hielt ihn in die Höhe. Beim dritten Tunnel strahlte er heller. »Es fiel mir auf«, erklärte Saag wan, »als Joach Kesla zu sich herumdrehte. Das Leuchten wird stärker, wenn der Zahn in diese Richtung zeigt. Das muss der richtige Weg sein.«
Kast runzelte die Stirn. »Der richtige Weg wohin? Zu weiteren Haien?«
»Wenn der Zahn mit den Tieren hier in Verbindung steht«, sagte Kesla, »könnte Kast Recht haben.«
»Nein«, widersprach Joach. »Seine Kraft wird stärker, weil er sich der Quelle seiner Energie nähert dem Wehrtor.«
»Woher willst du das so genau wissen?« fragte Kast.
»Ich weiß es nicht, aber was bleibt uns schon anderes übrig? Die Chance, den richtigen Tunnel zu treffen, steht eins zu drei. Ich sage, wir folgen der Magik.«
Kast zuckte die Schultern. »Schön, folgen wir der Magik.«
Kesla nahm Saag wan den Anhänger wieder ab und betrat den dritten Tunnel. Von jetzt an ging es weiter wie in einem Feuerameisenbau. Die Gänge schlängelten und wanden sich, führten unter oder übereinander hinweg und durchquerten große und kleinere Kammern. Eine Weile kamen sie nur noch kriechend voran. Längst hatten sie völlig die Orientierung verloren. Kesla behauptete zwar, den Rückweg wieder finden zu können, aber als Kast ihr auf den Zahn fühlte, wurde sie immer unsicherer.
»Wenn das der Magik folgen heißt«, grollte Kast, »dann könnten wir ebenso gut einer blinden Ratte folgen.«
»Da vorn wird es hell«, flüsterte Saag wan und hielt die anderen zurück.
Kesla schloss die Finger fest um den Talisman. Sie hatte ihn so dicht vor ihre Augen gehalten, dass ihr das Licht entgangen war. Jetzt steckte sie den Haifischzahn in die Tasche ihres Umhangs. Weit vor ihnen flackerte hinter einer Tunnelbiegung ein feuriger Schein, der die Sandsteinwände
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