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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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mehr?«
    Kesla erkannte das Gesicht tatsächlich wieder, sie hatte in alten Texten davon gelesen, in alten Geschichten davon gehört. Aber das konnte nicht sein. Er war doch längst tot.
    »Nun komm schon. Genug des Versteckspiels. Nenne meinen Namen, und ich nenne den deinen.«
    »Asmara«, flüsterte sie mit schwerer Zunge. »Der Ghul.«
    Die bleichen Lippen lächelten. »Nun, Schiron, war das denn so schwer?«
    20
    Joach kannte beide Namen aus der Geschichte des Aii’schan, die Kesla ihm erzählt hatte. Schiron und Asmara. Zwei Gegner, bei deren Magik Zweikampf der Sand vor dem Südwall zu schwarzem Glas geschmolzen war.
    Kesla starrte entsetzt auf die fahle Gestalt in dem dunklen Nebelumhang. »Wie …?«
    Der Ghul winkte ab. »Nach unserem Kampf vor langer Zeit ruhten meine Gebeine in schwarzes Glas eingeschlossen tief in dem See, dem ihr den Namen Aii’schan gabt. Doch als der Herr des Feuers Tular einnahm, versetzte er meinen Schatten hierher zurück, damit ich über den neuen Basilisken wachte.« Er strich mit weißen Fingern über das dunkle Gefieder der Statue, dann wandte er sich Kesla zu. »Aber die Wüste spürte wohl, dass ich aus ihrem Glasgefängnis ausgebrochen war. Deshalb gebar sie einen neuen Traum, hauchte einer anderen Schöpfung Leben ein einem weiteren Spross, der für sie den Kampf nach Tular tragen sollte.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Asmara hob die Hand, und unter Kesla geriet der Sand in Bewegung und trug sie näher zu ihm. Joach streckte instinktiv den rechten Arm aus, um nach ihr zu greifen, konnte aber mit seinem Stumpf den Umhang nicht fassen. Kesla wurde unaufhaltsam vor den kleinen schwarzen Teich gezogen, auf dem Asmara stand.
    Der Schatten beugte sich über sie und sah sie an. »Du weißt wirklich nicht, wer du bist?« Er richtete sich auf und ließ ein langes, voll tönendes Gelächter hören.
    Kesla sah Asmara kühn in die Augen, aber Joach bemerkte, wie ihre Schultern zitterten. Wovor fürchtete sie sich mehr: vor dem Ghul oder davor, was er ihr gleich offenbaren würde? Joach hätte sie so gern beschützt nur wie? Sie hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Er bedauerte lediglich, sie nicht schon früher aufgeklärt zu haben. Vielleicht hätte er ihr den Schmerz ersparen können, an dem sich Asmara jetzt so unverhohlen weidete.
    Der Schatten lächelte. »Du bist ein Kind der Wüste, meine Liebe. Der Schiron dieser Epoche, wieder geboren aus dem Sand. Nicht mehr als ein Gestalt gewordener Traum. Eine täuschend echte Luftspiegelung.« Er wies auf die Sandhände, die ihre Knöchel umfasst hielten. »Im Grunde bist du ebenso wenig lebendig wie eins von meinen Geschöpfen.«
    Kesla schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
    »Nun komm schon. Im Innersten weißt du, dass ich die Wahrheit spreche. Ich höre es an deiner Stimme.«
    Kesla wandte sich ab. »Nein …« Sie warf einen Hilfe suchenden Blick auf Joach.
    Der schlug die Augen nieder. »Was er sagt, ist wahr, Kesla. Schamane Parthus hat es aus seinen Knochen gelesen.« Er sah auf und stellte sich dem Schmerz und der Angst in ihren Augen.
    »W warum?«
    Joach begriff, dass hinter diesem einen, halb erstickten Wort viele Fragen standen: Warum hatte er es ihr nicht gesagt? Warum hatte er dieses Geheimnis für sich behalten? Warum hatte er so getan, als würde er sie lieben, eine Frau, die nicht real war? Joach wusste keine Antwort.
    Sie schlug die Hände vor das Gesicht und wandte sich ab.
    Asmaras Schatten lachte höhnisch. »Die Wüste ändert sich offenbar nie. Schickt einfach ein Kind für sich in den Krieg.« Eine Hand, aus Sand geformt, schob sich aus dem Boden und nahm eine der Dolchscherben zwischen die Finger. »Und die Wüste lernt offenbar auch nichts dazu. Der Stein Basilisk ist stärker als mein altes, aus Sand gebildetes Original. Das Nachtglas kann ihm nichts anhaben.«
    Kesla ließ die Hände sinken. Jetzt war sie den Tränen nahe. »Wenn … wenn du wirklich Asmara bist, warum tust du das? Wie kannst du mithelfen, die Wüste zu vergiften? Du magst noch so verdorben gewesen sein, sie ist doch immer noch deine Heimat.«
    Asmara sah sie mit schief gelegtem Kopf an. »In diesem Raum muss es ein Echo geben. Mit genau den gleichen Worten hast du bei unserer letzten Begegnung versucht, mein Herz zu rühren.« Wieder lachte er, und es klang grausam und bedrohlich. »Meine Gebeine sind für alle Zeiten eingeschmolzen im schwarzen Glas, die Wüste selbst hat sie nach unserem letzten Kampf dort

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