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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Kopf und brachte es nicht einmal fertig, ihm in die Augen zu sehen.
    »Schon gut«, sagte Joach und nahm den Dolch.
    »Beeilt euch«, hörte sie Kast hinter sich sagen. »Wir wissen nicht, wie lange wir hier noch allein sind.«
    Kesla wusste, dass sich der De’rendi Krieger irrte. Sie waren nicht allein. Sie wurden beobachtet, von lachenden Augen, denselben Glutaugen, die unter dem schwarzen Umhang der Gestalt aus ihrer Erinnerung hervorgeleuchtet hatten.
    Joach aber war von ihren Bedenken unberührt. Er stürmte mit dem Dolch auf die Statue zu und zielte auf ihr Herz. Als er die Waffe hob, sah man das Hexenblut im Kern hell durch das schwarze Glas leuchten.
    Mach schnell, Joach, flehte sie stumm. Mach diesem Schrecken ein Ende.
    Joach holte weit aus und stieß den Dolch mit aller Kraft und mit einem lauten Triumphschrei in die Brust des Ungeheuers.
    Es klirrte laut, und Kesla hörte, wie der junge Mann entsetzt aufkeuchte.
    Er trat zurück und sah erst sie und dann den Basilisken an. Die Skulptur war unversehrt. Der Nachtglasdolch lag in tausend funkelnden Scherben im Sand. Die Klinge war zerbrochen. Den scharfzackigen Griff hielt Joach ratlos in der Hand.
    Der Schreck trieb Kesla auf die Beine. »Er hat versagt!«
    Joach stolperte beiseite. »Das begreife ich nicht.«
    Während alle noch stumm vor sich hin starrten, ließ der Basilisk ein schrilles Kichern hören. Es klang unheimlich. Die Fackeln drohten zu erlöschen, wurden dann heller und loderten schließlich bis zur Decke.
    »Wir müssen fliehen!« schrie Kesla. Sie spürte ganz deutlich, wie die schwarze Gestalt sich näherte.
    Alle rannten zum Eingang, aber der Sand ließ sie nicht fort.
    Klauen aus Sandstein wuchsen aus dem Boden, packten sie an den Knöcheln und hielten sie fest.
    Kast hieb mit seinem Schwert auf den Stein ein, doch jeder Riss schloss sich so schnell, wie er entstanden war. Schließlich erhob sich eine weitere Klaue und schlug ihm die Klinge aus der Hand. Kast gab trotzdem nicht auf. Er wandte sich an seine Gefährtin. »Saag wan, der Drache.«
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, um sie auf die Tätowierung zu legen. »Ich brauche …«
    Noch bevor sie ihn berühren konnte, rissen ihr die Klauen die Beine weg. Sie schlug hart auf dem Sand auf und wurde an den Knöcheln zur anderen Seite der Höhle gezerrt. Erst als sie außer Reichweite war, durfte sie wieder aufstehen.
    »Saag wan!« schrie Kast.
    »Mir ist nichts geschehen!« rief sie zurück.
    Das Gekicher wurde ständig lauter, der unsichtbare Gegner schien sich über ihre Anstrengungen köstlich zu amüsieren. Alle wandten sich wieder dem Basilisken zu. Doch Kesla, die ihm näher stand als alle anderen, erkannte nun, woher das irre Gelächter wirklich kam. Es war nicht der Basilisk. Das Kichern stieg aus der kleinen Nachtglaspfütze zu seinen Füßen auf.
    Wieder durchraste sie eine Flut von Bildern. Wieder erfasste sie Schwindel.
    Jetzt begann die schwarze Pfütze auch noch zu sprechen.
    »Nur mühsam kämpft sich die Erinnerung ans Licht.« Ihr Blick trübte sich. Aus dem Tümpel stieg eine dunkle
    Wolke wie Nebel über dem Wasser. Hinter sich hörte sie die anderen aufkeuchen, und das brachte sie wieder zu sich. Die Wolke war kein Truggebilde. Aus der Pfütze tauchte tatsächlich etwas auf vermummt, von Nebelschleiern verhüllt.
    Kesla erinnerte sich an die flüchtigen Bilder von eben. Mondschein auf dem Wasser, Bäume und eine schwarze Gestalt, die auf sie zukam.
    Die Gestalt vollendete den Übergang in diese Welt und gewann an Substanz. Jetzt war Kesla sicher: Es war der Feind aus ihrer Erinnerung.
    Nun beugte er sich über sie, und unter der Kapuze sagte eine tiefe, spöttische Stimme: »Diesmal also ein Mädchen. Sehr komisch. Kein Wunder, dass du dich so lange vor mir verstecken konntest.«
    Kesla hörte sich antworten: »Ich … ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Die Gestalt richtete sich auf. »Natürlich nicht. Das hat die Wüste so an sich. Sie behält ihre kleinen Geheimnisse gern für sich.«
    »Wer bist du?«
    Der Fremde warf die schwarze Kapuze ab. Ein Gesicht von so erstaunlicher Ebenmäßigkeit kam zum Vorschein, als hätte es ein Meisterbildhauer aus weißem Eis geformt. Umrahmt wurde es von schneeweißem Haar. Nur in den Augen loderte ein wildes rotes Feuer und Kesla wusste, dass dieses Feuer keine Wärme abgab, sondern kälter war als der strengste Frost.
    »Hast du deinen alten Freund vergessen?« fragte die Gestalt leise. »Erkennst du mich nicht

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