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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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sich ein ganzes Netz von Sprüngen aus. Elena spürte, wie Er’ril näher trat, bereit, sie zu packen und in Sicherheit zu bringen, aber sie wich nicht zurück.
    »Ich weiß, wie du leidest, Cho«, sagte sie ruhig. »Aber was du verlangst, ist nicht so einfach. Wir wissen nicht einmal, wo wir mit der Suche beginnen sollen. Und wenn wir blindlings losstürmen, wird uns das Böse in diesem Land auf Schritt und Tritt behindern. Es lässt sich nicht einfach ignorieren.« Sie sah dem Geist fest in die Augen und scheute vor der Leere darin nicht zurück.
    Das Netz von Sprüngen kam weiter auf sie zu. »Wir geben unser Bestes«, fuhr Elena leise fort, ohne sich von der Stelle zu rühren. Die Eis Magik, die von der Gestalt ausging, griff nach ihren Zehen. Schon zersprangen die Granitsteine vor ihren Füßen.
    Doch Elena blieb hoch aufgerichtet stehen. »Mehr können wir nicht tun.«
    Die Gestalt auf der anderen Seite des schadhaften Dachs ließ die Schultern hängen. Stille senkte sich herab wie eine schwere Last. Die nächsten Worte, die gesprochen wurden, waren frei von der verheerenden Kälte. »Aber er ruft doch nach mir«, flüsterte Cho. Aus den Augen, hinter denen Elena die Leere spürte, flössen Tränen, wie sie menschlicher nicht sein konnten. »Sein Schmerz ist schlimmer, als es mein eigener jemals sein könnte.«
    Elena tastete sich langsam über die gesprengten Steine, bis sie neben Cho stand. »Den Schmerz zu teilen, kann das Herz erleichtern.« Sie hob ihre rubinrote Hand zu der Gestalt und spürte überrascht so etwas wie Substanz unter den Fingern. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich über das Gesicht, das ihr so vertraut und zugleich so fremd war. »Wir sind für dich da. Du gibst uns die Kraft, für die Befreiung unseres Landes zu kämpfen. Wir verdanken dir unser Leben und unsere Freiheit. Wir werden dich nicht enttäuschen.«
    Cho schmiegte sich gegen ihre Hand. Sie war so kalt wie eine Eisstatue, aber Elena zuckte nicht zurück, sondern leitete die Magik ihres Herzens in ihre Finger. Ein rubinroter Schein entstand, breitete sich aus und wärmte die kalte Wange. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Cho. Das schwöre ich dir. Wir werden deinen Bruder finden.«
    Zum ersten Mal umspielte ein trauriges Lächeln die Mondsteinlippen. »Die ihr Fila nennt, hat mir viel von dir erzählt, Elena«, sagte Cho. »Es scheint, als hätte sie sich nicht getäuscht.« Die Gestalt richtete sich auf und trat zurück. Ihre Augen wurden starr, als blickten sie in eine andere Welt. »Sie wünscht mit dir zu sprechen.«
    »Tante Fila?«
    Cho nickte. »Aber ich habe dich gehört, Elena. Ich lasse dir vorerst freie Hand. Kämpfe so gegen das Böse, wie du es für richtig hältst, nur mache dir meinen Schmerz zu Eigen. Suche Chi. Finde meinen Bruder.«
    Elena senkte den Kopf. »Ich gelobe es.«
    Die Geistergestalt blieb greifbar, indes die Stimme verklang, als versänke sie in einem endlosen Schacht. »Ich werde dir Macht verleihen, Elena … eine Magik, wie sie noch nie da gewesen …«
    Elena überlief ein Frösteln. Wie hatte Cho das gemeint? Im Schein des Mondes betrachtete sie ihre Hände. Sie waren blutrot, gesättigt mit Energie. Magik, wie sie noch nie da gewesen. Zitternd umklammerte sie das Buch des Blutes.
    Dann holte eine Stimme sie zurück auf das Dach, eine Stimme wie eine Umarmung an einem kalten Wintertag. »Elena, Kind, du bist doch tatsächlich hineingewachsen in den Frauenkörper, den du trägst.«
    Elena blickte auf. Von der Leere war nichts mehr zu sehen. Aus der eisigen Mondsteinstatue war eine warme Erinnerung an zu Hause geworden. Elena konnte die Tränen nicht zurückhalten. »Tante Fila!«
    »Nun trockne dir doch die Augen, Kind!« schalt die Tante barsch, aber Elena spürte ganz deutlich ihre Herzlichkeit, ihre Liebe. In den Augen, in denen sie eben noch die Leere gesehen hatte, standen nun Verwirrung und tiefe Sorge. »Hast du dich etwas erholt, seit wir zum letzten Mal miteinander gesprochen haben?«
    »Ja, Tante Fila«, sagte Elena, aber der strenge Zug um Filas Mund verriet ihr, dass ihr die Tante nicht glaubte. »Alaseas Königreiche rüsten zum Krieg. Nachdem wir die Insel erobern konnten, schauen nun alle auf uns. Die ganze Welt wartet, was wir als Nächstes tun.«
    »Und was tut ihr?«
    Elena blickte zu Er’ril hinüber. Der Präriemann trat an ihre Seite. »Bisher wurde hauptsächlich gestritten«, sagte er verdrießlich.
    »So sind die Männer«, murmelte Fila. »Der Mund wagt

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