Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Zerriebenen Sand bei den Ruinen von Tular.«
»Tular?« fragte Elena.
Er’ril antwortete ihr. Er konnte seine Erregung nicht verbergen. »Eine alte Festung, seit Ewigkeiten verlassen, so alt, dass schon zu meiner Zeit niemand mehr ihre Geschichte kannte. Sie duckt sich mit ihren verfallenen Räumen und Gängen in den Schatten des Südwalls.«
Bei dem Wort Südwall bekam Elena große Augen.
Er’ril las das Misstrauen in ihrem Blick. Zuerst die Gefahr in der Nähe des Nordwalls, nun ein böses Omen vom Südwall. »Und das ist noch nicht alles«, raunte er ihr zu.
»Was noch?«
Er wies mit dem Kopf auf die Echse auf dem Griff. »Das ist das alte Wappen von Tular. Ich hatte es nur vergessen.«
»Und was stellt es dar?«
Er’ril sah sie unverwandt an. »Einen Basilisken.«
Elena stockte der Atem, sie taumelte zurück.
Inzwischen waren die Vertreter der anderen Verbündeten näher getreten. »Was hat das zu bedeuten?« fragte Königin Tratal so streng, dass man glaubte, den Sturmwind pfeifen zu hören.
Er’ril wandte sich an Elena.
Sie nickte. »Sag es ihnen. Ich wollte meine Entscheidung ohnehin bald bekannt geben.«
Er’ril nahm den Auftrag mit einer kleinen Verbeugung an. Dann berichtete er von den Geschehnissen der vergangenen Nacht und erklärte auch, was es mit den Wehrtoren auf sich hatte.
Königin Tratal wandte sich an Merik. »Du, mein Sohn, gedenkst also, ein Schiff zu nehmen und nach diesem Wehrtor im Norden zu suchen?«
Er nickte. »Ja. Mit deiner Einwilligung möchte ich heute Abend noch vor Sonnenuntergang aufbrechen.«
Königin Tratal wandte sich an Elena und Er’ril. »Ich gebe meine Erlaubnis. Aber was ist damit?« Sie wies mit langen Fingern auf den Dolch in der Tischplatte.
Elena holte tief Atem, um ihre Fassung wiederzugewinnen.
»Ich finde, die Zeichen sind überdeutlich. Wenn der Herr der Dunklen Mächte ein Wehrtor nahe des Nordwalls postierte, könnte er aus Gründen der Symmetrie ein zweites am Südwall aufgestellt haben.« Sie deutete auf den Dolchgriff. »Dieses Omen können wir nicht unbeachtet lassen eines der vier Tore hat die Gestalt eines Basilisken. Das muss genauer untersucht werden.«
»Ich kann ein weiteres Schiff erübrigen, um euch bei eurer Suche zu helfen«, erklärte die Elv’en Königin kalt. »Aber nicht mehr.«
»Die Südlichen Ödlande sind riesig«, gab Er’ril zu bedenken. »Wenn sich mehrere Schiffe an der Suche beteiligen könnten …«
»Nein«, unterbrach Königin Tratal. Die angestaute Elementarenergie brachte ihr Silberhaar zum Knistern. »Ich darf unsere Flotte nicht zu sehr schwächen.«
Er’ril zog die Stirn in Falten, aber der Blick der Königin war von einer solchen Eiseskälte, dass er es aufgab, sie von ihrem Standpunkt abbringen zu wollen.
Kast hatte mit Saag wan getuschelt. Nun hob er den Kopf und sagte: »Ich möchte mit in den Süden.« Damit hatte er die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. »Der Drache Ragnar’k hat scharfe Augen und kann bei der Suche behilflich sein.« Kast legte den Arm um Saag wan. »Wir werden das Elv’en Schiff begleiten.«
Er’ril nickte zufrieden.
Der Großkielmeister platzte fast vor Stolz und grinste breit.
»Wenn Kast dabei ist, soll auch mein Sohn Hant mit von der Partie sein. Die De’rendi werden sich ebenfalls an der Suche beteiligen.«
»Danke«, sagte Elena. »Dank euch allen.«
Zum ersten Mal ergriff Meister Edyll das Wort. »Wenn sich der Greif im Norden verbirgt, der Basilisk vielleicht im Süden und der Wyvern vom Dunkelmagiker Schorkan in die Vulkanhöhlen des Herrn der Dunklen Mächte versetzt wurde …« Der weise Blick des Alten wanderte über die Anwesenden. » … wo mag sich dann das vierte Tor befinden? Das Mantikor Tor?«
Darauf hatte niemand eine Antwort.
»Was wissen wir über dieses Tor?« fragte Meister Edyll. Der alte Mer’ai stützte sich auf seinen Stock, aber das war mehr Effekthascherei. Da er sich schon seit über einem Mond nicht mehr im Meer, sondern auf festem Land bewegte, brauchte er die Hilfe kaum noch.
Er’ril schüttelte den Kopf. »Der Geist des Buches sprach von einen Og’er mit dem Schwanz eines Skorpions.«
»Sonst nichts? Kein anderer Hinweis?«
Bevor Elena ihre Unwissenheit eingestehen konnte, öffnete sich quietschend eine Seitentür. Alle drehten die Köpfe. Ein Gardist mit einem Speer in der Hand trat zaghaft ein. Sein Blick huschte nervös über die versammelten Würdenträger.
»Was gibt es?« fragte Er’ril.
Die Augen des Soldaten
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