Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
umrahmte ein bronzefarbenes Gesicht, das von der Hitze des Küchenfeuers glühte. »Marta«, keuchte er.
Sein Gesicht war jetzt fast sauber. Er sah, wie Martas Augen ebenso groß wurden wie die seinen. Geschwind senkte sie den Kopf. »Prinz Joach«, murmelte sie.
Sie wandte sich rasch ab, doch Joach war der panische Schrecken in ihren Augen nicht entgangen. »Schon gut, Marta. Es war meine Schuld. Man sollte eben aufpassen, wohin man tritt.« Das fehlte noch, dass sie sich wegen seiner Ungeschicklichkeit Vorwürfe machte.
»Ich hole noch ein paar Lappen«, murmelte sie. »Und du gibst mir besser deine Jacke, damit ich sie in kaltem Wasser einweichen kann. Sonst gehen die Flecken nie wieder heraus.«
Joach wischte sich die letzten Breireste aus dem Gesicht. »Nicht nötig. Das kann ich auch selbst. Trotzdem vielen Dank.«
Er stand auf und sah erst jetzt, dass ihn das gesamte Küchengesinde mit offenem Mund anstarrte. Das Blut schoss ihm in die Wangen. Er hob die Hand. Sein Haar war dick mit Getreidebrei verkleistert. Mit finsterer Miene zog er die Jacke aus und trat an eine Waschschüssel. Bevor er seine Kleider säuberte, tauchte er den Kopf in das tiefe Becken. Am liebsten hätte er sich ertränkt, nur um dieser peinlichen Situation zu entkommen. Doch während er sich noch den Brei aus den Haaren rubbelte, verzog sich sein Mund unwillkürlich zu einem Lächeln. So viel zu seinem lässigen Auftritt.
Er zog den Kopf wieder aus der Schüssel und schüttelte sich das Wasser aus dem Haar. Marta stand mit einem sauberen Handtuch neben ihm. Joach nahm es ihr mit einem schüchternen Grinsen ab. Überrascht sah er, dass auch die junge Frau lächelte. »Ich wollte zwar schnell etwas zu essen«, sagte er, während er sich den Kopf frottierte, »aber so eilig wäre es nun auch wieder nicht gewesen.«
Es war ein müder Scherz, aber Marta lächelte darüber. »Ich hole dir ein anständiges Frühstück.« Sie deutete mit dem Kopf auf einen der Tische und winkte eine andere Dienstmagd herbei, damit sie ihm die Jacke abnahm. »Nimm Platz, Prinz Joach. Der Koch ist im Großen Saal und bereitet alles für das Mittagsmahl vor, aber ich werde schon etwas für dich auftreiben.«
»Nur keinen Getreidebrei«, bat er und ging zum Tisch.
Sie warf einen Blick über die Schulter. »Keine Sorge. Ich mache dir etwas ganz Besonderes zurecht.«
Er sah ihr nach. Sie bewegte sich sehr selbstbewusst und kommandierte die jüngeren Gehilfen ordentlich herum. Eine der anderen Küchenmägde flüsterte ihr etwas ins Ohr und duckte sich, als Marta mit einem Lappen nach ihr schlug. Dann rannte sie kichernd davon, nicht ohne Joach verschwörerisch zuzuzwinkern.
Joach schüttelte den Kopf und grinste verstohlen, während er sich mit dem feuchten Handtuch das Hemd säuberte und den Brei hinter den Ohren entfernte. Noch bevor er damit fertig war, kam Marta mit einer Gabel und einem irdenen Teller zurück, auf dem mehrere Scheiben Schmorfleisch auf einem Bett von Kartoffelscheiben dampften. Als sie den Teller vor ihm abstellte, stieg ihm ein intensiver Duft in die Nase, eine Mischung von Gewürzen, wie er sie noch nie gerochen hatte. Sie brannte leicht auf den Schleimhäuten.
»Dieses Gericht isst man bei meinem Volk am Morgen«, sagte sie. »Um die Zunge aufzuwecken, wenn die Sonne aufgeht.«
Joach spießte ein Stück Fleisch auf die Gabel, steckte es in den Mund und zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Ein rundes, würziges Aroma, das den Fleischgeschmack ganz vorzüglich unterstrich. »Was ist das?« fragte er und nahm sich ein zweites Stück.
»Sandhai«, sagte sie mit Unschuldsmiene. »Eine Delikatesse aus den Südlichen Ödlanden meiner Heimat.« Sie goss ihm einen Becher kaltes Bier ein. »Das wirst du brauchen.«
In diesem Augenblick entfaltete das Gewürz in seiner Mundhöhle seine volle Wirkung und setzte seine Zunge in Brand. »Süße Mutter!« Er tastete hektisch nach dem Becher, um das Feuer mit einem großen Schluck Bier zu löschen. Das Brennen ließ rasch nach. Joach seufzte. »So begrüßt man bei euch die Morgensonne?«
»Das ist eben so, wenn man in der Wüste lebt«, lächelte sie. »Wo die Sonne brennt, muss auch die Zunge brennen.«
»Ich verstehe«, sagte er und spießte das nächste Stück Fleisch auf die Gabel. Trotz der Schärfe hatte es ausgezeichnet geschmeckt aber noch wichtiger war ihm, vor Marta nicht wie ein Milchbart dazustehen. »Warum setzt du dich nicht zu mir?« fragte er und deutete auf einen freien
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