Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
verzog er das Gesicht. »Hmm …«
    »Was ist?« fragte Er’ril.
    »Genau wie ich dachte.« Meister Edyll trat einen Schritt zur Seite, hielt aber den Kristall weiter vor die Fackel. Dann nickte er zur gegenüberliegenden Wand hin.
    Er’ril und die anderen drehten sich um. Der Kristall vergrößerte die Flamme so stark, dass die ganze Wand in einen rubinroten Schein getaucht wurde. Nur im Zentrum herrschte tiefe Dunkelheit. Dort war, für alle sichtbar, der Schatten des Vernichters erschienen.
    Allen stockte der Atem. Er’ril trat einen Schritt näher.
    Und dann, als hätte er die Blicke gespürt, bewegte sich der Schatten und entrollte sich. Schwarze Klauen wurden ausgefahren und scharrten an der Wand. Aus dem Kern löste sich ein Schwanz mit einem spitzen Stachel und stellte sich drohend auf.
    »Ein schwarzer Skorpion.« Elena fasste sich an die Kehle. Sie wandte sich an Tol’chuk. »Der Vernichter ist ein Skorpion.«
    Joach strebte dem Untergeschoss der Burg zu. Sein Magen forderte mit hörbarem Knurren das ausgefallene Frühstück ein. Elena hatte das Treffen des Kriegsrats auf den Mittag verschoben. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Vernichter ein Skorpion war, hatte sie Bedenkzeit verlangt, um sich die jüngsten Erkenntnisse durch den Kopf gehen zu lassen. Bevor sie ging, hatten sie und Er’ril die Köpfe zusammengesteckt und miteinander getuschelt. Die Miene des Präriemannes hatte sich verfinstert; dann waren alle beide mit gleichermaßen verschlossenen Gesichtern hinausgerauscht. Sie hatten es nicht für nötig befunden, Joach in ihre Pläne einzuweihen.
    Alle anderen im Saal hatten eigene Grüppchen gebildet. Keiner kümmerte sich um Joach. Und da er niemanden hatte, mit dem er reden konnte, hatte sich sein leerer Magen bemerkbar gemacht, und er hatte den Saal verlassen, um sich etwas zu essen zu besorgen. Nun stieg er die letzten Stufen zur Küche der Burg hinab.
    Tatsächlich war es nicht nur sein Magen, der ihn in die Küche zog, sondern die Erinnerung an ein Mädchen mit Augen wie der Abendhimmel und Haaren wie gesponnenes Gold. Seine Lippen formten stumm ihren Namen: Marta.
    Der Gedanke an sie beflügelte seine Schritte. Unten schlugen ihm abermals die köstlichen Düfte und der fröhliche Lärm der Küche entgegen. Joach sah an sich hinab, zog sich Jacke und Hemd gerade und marschierte betont gelassen hinein. Seine Füße sollten nicht verraten, wie es um sein Herz stand.
    Kaum eingetreten, flog sein Blick über die emsig umhereilenden Diener und Küchenhelfer. Er war so eifrig mit der Suche beschäftigt, dass er den Holzlöffel übersah, der jemandem auf den Boden gefallen war, und mit der Ferse darauf trat. Es klapperte laut, und schon rutschte ihm das Bein weg. Alles sah sich nach ihm um.
    Joach ruderte wild mit den Armen und fiel nach vorn. Als er nach einer Tischkante greifen wollte, um den Sturz aufzuhalten, erwischte er stattdessen den Rand einer großen Schale mit Getreidebrei. Kurz bevor er auf dem Boden aufkam, drehte er sich und fing die Wucht des Aufpralls mit der Schulter ab. Die Luft entwich keuchend aus seinen Lungen, er rollte sich auf den Rücken und sah gerade noch, wie die Breischüssel über die Tischkante kippte und ihren Inhalt über ihn ausgoss.
    Die warme Pampe schwappte ihm über Kopf und Schultern, verklebte ihm die Augen und floss ihm in den geöffneten Mund. Dabei konnte er noch von Glück reden, dass es nur der Rest des Frühstücks war, den man zum Abkühlen auf den Tisch gestellt hatte. Wäre der Brei noch dampfend heiß gewesen, er hätte schwere Verbrennungen davongetragen. Doch seine Wangen brannten auch so vor Verlegenheit. Prustend und würgend stützte er sich auf einen Ellbogen und spuckte aus, was ihm in den Mund gelaufen war.
    »Pass doch auf, du Tollpatsch!« schalt eine Stimme.
    Jemand wischte ihm mit einem kühlen, feuchten Lappen das Gesicht ab, vor allem Mund und Nase, sodass er wieder atmen konnte. Das Missgeschick war ihm so peinlich, dass er nur kleinlaut stammelte: »Es tut mir Leid … Ich hatte nicht gesehen … Ich bin gestolpert …«
    Jetzt machte sich der kühle Lappen über seine Augen her. Joach wollte sich nicht weiter demütigen lassen, richtete sich auf und nahm das Tuch selbst in die Hand. »Ich komme schon klar«, murmelte er eine Spur hitziger.
    Erbost rieb er in seinem Gesicht herum. Als er endlich wieder sehen konnte und aufblickte, um seinem Wohltäter zu danken, schaute er in mitternachtsblaue Augen. Goldenes Haar

Weitere Kostenlose Bücher