Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
Stuhl.
    Sie schlug die Augen nieder. »Vielen Dank, sehr freundlich, Prinz Joach, aber ich habe alle Hände voll zu tun.« Sie hob den Kopf und lächelte verschmitzt. »Außerdem ist dieses Gericht bei meinem Stamm allein den Männern vorbehalten.«
    Sie wandte sich ab. Joach beobachtete sie und trank sich an ihrer Schönheit satt wie zuvor am kühlen Bier. Nur konnte dieser Trunk das Brennen in seiner Seele nicht lindern. Er streckte die Hand aus und hielt sie am Ellbogen fest.
    »Ich danke dir«, sagte er.
    Sie blieb stehen, schaute über die Schulter und strich sich lächelnd das Haar zurück. »Es war mir eine Ehre, einen königlichen Prinzen bedienen zu dürfen.«
    Joach blieb für einen Moment die Luft weg. Als der Schein des Feuers auf Martas Wange fiel, war er von ihrer Schönheit so geblendet, als hätte sie ihn mit einem dunklen Zauber belegt. Dann fiel das seidige Haar wieder über ihr Gesicht, und der Bann war gebrochen. Sie entfernte sich, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
    »Ich bin kein Prinz«, murrte er, indes sie in einer der Speisekammern verschwand.
    Elena folgte Er’ril die schmale, dunkle Treppe hinab. Ein dickbäuchiger Gardist ging ihnen mit hoch erhobener Fackel voran. Elena spürte, wie ihr eine Spinnwebe über die Wange strich, und wischte die klebrigen Fäden mit der behandschuhten Hand ärgerlich beiseite. In diesem Teil der Ordensburg war seit ihrem Sieg noch nicht viel zur Verschönerung getan worden.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir gerade sie um Rat fragen sollen«, fing Er’ril wieder an.
    Elena antwortete müde: »Wenn Tol’chuk nach Gul’gotha reisen will, möchte ich ihm so viel Unterstützung mit auf den Weg geben, wie ich nur kann. Du hast den Skorpion in seinem Stein gesehen. Das muss ein Zeichen dafür sein, dass am Ende seines Weges das Mantikor Tor liegt.«
    »Aber was glaubst du, hier unten in den Kerkern zu finden?«
    Elena seufzte. »Einen Verbündeten, hoffe ich.«
    Der Gardist war an einer massiven eisenbeschlagenen Tür stehen geblieben und hämmerte mit seiner dicken Faust gegen den Eichenrahmen. »Mach auf, Gost!«
    Ein heiseres Knurren war die einzige Antwort, doch dann wurden die alten Riegel knirschend zurückgezogen, und unter dem Kreischen der gemarterten Angeln öffnete sich die Tür. Auf der Schwelle stand ein halb nackter Mann der Kerkermeister. In der einen Hand hielt er eine Laterne, in der anderen eine dicke Eisenholzkeule. Er hatte nur noch ein Auge, und das riss er weit auf, als er Elena und Er’ril erkannte. Eine Hälfte seines Gesichtes war von wulstigen Narben aufs Grässlichste entstellt.
    Der Gardist deutete mit dem Kopf auf den Kerkermeister. »Das ist Gost. Er wird euch weiter führen. Aber ihr dürft euch von dem armen Teufel keine lockeren Sprüche erwarten.« Der Soldat lachte leise. »Er war selbst als Gast des Herrn der Dunklen Mächte hier unten, und dabei wurde ihm die Zunge herausgeschnitten.«
    Gost hatte die Worte des Gardisten genau gehört, denn nach einer kurzen Verbeugung drehte er das Gesicht zur Seite, sodass der Fackelschein nicht mehr darauf fiel. Die Bewegung erinnerte Elena daran, wie Jaston, der Sumpfführer, seine Narben vor dem hellen Licht der Sonne verborgen hatte. Sie spürte tiefes Mitleid mit diesem gebrochenen Menschen. Die Schlächter von Gul’gotha hatten so viel Gutes zerstört.
    Der Gardist trat beiseite und ließ Er’ril eintreten. Elena folgte ihm langsam.
    Hinter der Tür wurde der Gang noch schmaler. Sie konnten nur einzeln hintereinander gehen. Gosts Laterne war die einzige Lichtquelle. Niemand sprach. Elena spürte, wie es langsam nach unten ging. Die Luft wurde feuchter und roch leicht salzig. Anfangs waren die Wände noch aus Steinblöcken gemauert, doch bald wurden die Gänge zu Tunneln durch den gewachsenen Fels.
    Endlich sahen sie am anderen Ende einen matten Lichtschein: die Wachstube für die unterirdischen Verliese. Gost ging voran und blieb vor einem Haken stehen, an dem ein Ring mit eisernen Schlüsseln hing. Elena sah sich um. Auf einer Seite befand sich ein offener Kamin, in dem ein Feuerchen brannte. Ringsum hatten Ruß und Rauch über Jahrhunderte den Fels geschwärzt. In allen vier Ecken des Raumes standen Betten, aber drei davon waren unbenutzt. Die dünnen Matratzen lagen zusammengerollt auf den verstaubten Gestellen.
    Gost bewacht die Kerkerzellen wohl ganz allein, dachte Elena.
    Während sie warteten, bis der Wärter den richtigen Schlüssel gefunden hatte, fielen ihr

Weitere Kostenlose Bücher