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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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eingetaucht war. Das Meer hatte sein Kind in Empfang genommen.
    4
    Er’ril stand an Elenas Seite neben dem Rosenthron, während sich der Rat versammelte, und musste feststellen, dass die Hälfte der Sitze leer blieb. Im Laufe der Nacht hatten offenbar alle Kleinmütigen und alle Kriegsgewinnler ihre Sachen gepackt und die Flucht ergriffen. Auf einen ernsthaft geführten Angriff gegen den Großen Gul’gotha wollten sie sich nicht einlassen.
    Er’ril wandte sich Elena zu. Auch sie schaute ernst in die Runde. Die meisten Ratsmitglieder nahmen ihre Plätze wortlos ein, doch viele stumme Blicke streiften die leeren Stühle.
    Vor dem Saal kündigte ein letzter Fanfarenstoß den Beginn des Kriegsrates an. Nun stand Elena auf. Sie trug immer noch ihre Reitkleidung, hatte aber die Kalbslederhandschuhe ausgezogen. Die Rose leuchtete wieder an beiden Händen. Man hatte den Dolch des Meuchelmörders vorsichtig aus dem Tisch entfernt und den Gelehrten in der Bibliothek zur Untersuchung übergeben. Sobald der Handabdruck von der Waffe befreit war, konnte Elena ihre Magik im Licht der Sonne mühelos erneuern und der rechten Faust die Gabe des Hexenfeuers zurückgeben. Jetzt zeigte sie ihre Hände unverhüllt, um allen Gerüchten, sie wäre geschwächt, den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Er’ril war erleichtert, dass der geheimnisvolle Anschlag keinen bleibenden Schaden angerichtet hatte, aber ein leises Unbehagen wurde er nicht los. Es erging ihm wie vielen anderen am Tisch: Er musste den beschädigten Handabdruck immer wieder betrachten. Was hatte dieses Attentat zu bedeuten? Wozu so viel Aufwand für ein so klägliches Ergebnis?
    Während er, die Hand am Schwertgriff, Haltung annahm, hob Elena die rechte Faust, damit alle sie sehen konnten. Im Schein der Fackeln waren die pulsierenden roten Wirbel deutlich zu erkennen. Ein flüchtiger Beobachter hätte keinen Unterschied zur linken Hand festgestellt, aber Er’ril bemerkte, dass die Rose der erhobenen Faust ein wenig blasser war. Elena hatte etwas von ihren Kräften verbraucht. Doch das hatte nichts mit dem Nachtglasdolch zu tun. Vielmehr hatte Er’ril, nachdem sie ihre Magik erneuert hatte, auf einigen Experimenten bestanden, um zu überprüfen, ob die Gabe irgendwie beeinträchtigt war. Also hatte Elena aus zehn Schritten Entfernung eine Reihe Kerzen entzündet und dabei ihre Kräfte so präzise gebündelt, dass kein einziger Wachstropfen geschmolzen war. Der Anschlag hatte offenbar keine nachhaltige Wirkung gehabt.
    Doch gerade das ließ Er’ril keine Ruhe.
    Wieder starrte er auf die Tischplatte. Was war der Zweck der Aktion gewesen? Warum diese Geheimniskrämerei? Es gab keine einleuchtende Antwort, und das machte ihn nervös. Er hatte ein wachsames Auge auf die Gesichter am Tisch. War der Verräter noch im Saal, oder war er im Schutz der Nacht geflohen?
    Als ob die Versammelten seinen misstrauischen Blick gespürt hätten, kehrte tiefe Stille ein.
    Elena trat einen Schritt vor und ballte die erhobene Faust fester. Zwischen den Fingern quoll ein Leuchten hervor, doch ihre Stimme war ruhig. »Die vergangene Nacht hat uns die Folgen kleinmütiger Zweifel deutlich vor Augen geführt. Während wir dasaßen und endlos diskutierten, erwuchsen dunkle Kräfte in unserer Mitte und breiteten sich aus wie Gift in einem Brunnen. Das ist vorbei. Von heute an werden wir ein rauschender Fluss sein, ein Sturzbach von Kraft und Entschlossenheit, den kein Dieb mehr bei Nacht und Nebel vergiften kann.« Ihre Stimme gewann an Feuer, und der Schein ihrer Rose flammte hell auf.
    Er’ril musste sich zwingen, den Tisch und seine Umgebung im Auge zu behalten. Elena zog seinen Blick an wie die sprichwörtliche Kerzenflamme den Falter. Nun ließ sie die Faust langsam sinken.
    »Ich danke euch allen, die ihr hier und heute wahren Mut beweist«, fuhr sie fort. »Unsere Zahl mag geringer geworden sein, aber dafür haben wir an Stärke gewonnen, aus Eisen wurde Stahl. Und ich verspreche euch, bevor ein weiterer Winter vergeht, setzen wir dem Schwarzen Herzen die frisch geschmiedete Klinge an die Kehle.«
    Eine Faust schlug rhythmisch auf den Tisch. Es war der Großkielmeister. Die Aussicht auf einen Krieg ließ seine Augen erstrahlen. »Mögen die Meere sich so lange rot färben vom Blut, bis unser Land befreit ist!« knurrte er. Andere murmelten zustimmend, und bald erzitterte der Eisenholztisch unter den Schlägen vieler Fäuste.
    Elena hob die Hand, um den anschwellenden Beifall zum Verstummen

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