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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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ließ sich von den Ausbrüchen wenig beeindrucken.
    Zum ersten Mal meldete sich Königin Tratal zu Wort. Ihr sonst so undurchdringliches Gesicht war vor Wut verzerrt. »Das werde ich nicht zulassen.«
    Elena wandte sich langsam der Elv’en Königin zu. »Ich werde dennoch gehen.«
    Die beiden Frauen starrten einander an. Aus Tratals Silberhaar sprühten kleine Blitze, ihr Schein umgab den Kopf der Elv’en Herrscherin wie eine silberne Krone. Doch Elena hatte Tratals Eis Magik eigene Kräfte entgegenzusetzen. Der ganze Saal wartete schweigend, während die beiden ihren stummen Kampf ausfochten. Die Atmosphäre knisterte wie vor einem Gewitter, und die Minuten dehnten sich quälend in die Länge.
    Endlich ballte Königin Tratal die Fäuste und lehnte sich zurück. »Du hast tatsächlich königliches Blut in den Adern.« Die Blitze erloschen aber ihre Augen blieben schmal und kalt und glitzerten wie Eiskristalle. »Doch wenn du unbedingt den Großen Ozean überqueren willst, dann wirst du das auf meinem Schiff tun.«
    Elena ging mit einem Nicken auf die Bedingung ein. Sie wuchs nicht nur in ihre Rolle als Hexe hinein, sondern wurde auch immer mehr zur Diplomatin. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Nun meldete sich der Großkielmeister zu Wort. »Wenn Elena geht, dann gehen auch wir. Die De’rendi sind durch ihren Bluteid verpflichtet, dich zu beschützen.«
    Elena schenkte dem Anführer der Blutreiter ihr wärmstes Lächeln. »Ich danke dir für deine Loyalität, Großkielmeister der De’rendi. Ich fühle mich zweifach geehrt, aber auch A’loatal braucht Schutz. Deshalb bitte ich die De’rendi und die Mer’ai, die Insel zu bewachen, solange wir anderen uns auf Reisen befinden. Wenn wir Erfolg haben, brauchen wir einen Ort, an den wir zurückkehren können. Und ich möchte keinen zweiten Inselkrieg entfesseln müssen, um A’loatal zurückzuerobern.«
    Der Großkielmeister antwortete nur mit einem unverständlichen Brummen, aber sie hatte ihm wohl den Wind aus den Segeln genommen.
    »Wichtiger noch ist Folgendes«, fuhr Elena eindringlich fort.
    »Diese kleine Insel ist die Saat, aus dem ein neues, ein freies Alasea wachsen muss. Ich werde nicht zulassen, dass sie abermals unter den bösen Einfluss des Herrn der Dunklen Mächte gerät.«
    Der Großkielmeister verneigte sich tief und legte die Faust an die Kehle. »Ich schwöre beim Blut jedes einzelnen De’rendi: Ein solches Verbrechen werden wir niemals zulassen.«
    Elena verschränkte nach Art der De’rendi die Arme vor der Brust. Der Schwur war angenommen. Dann ließ sie die Arme sinken und wandte sich an den gesamten Rat. »Habe ich euer Einverständnis?« fragte sie schlicht.
    Die Frage war überflüssig.
    Alle Ratsmitglieder klopften zum Zeichen ihrer Zustimmung mit der Faust auf das Eisenholz. Er’ril wandte sich Elena zu, die immer noch am oberen Ende des Tisches stand, und sah sie unverwandt an. Königin Tratals Worte klangen ihm noch in den Ohren: »Du hast tatsächlich königliches Blut in den Adern.«
    Daran konnte jetzt kein Zweifel mehr bestehen.
    In einem verlassenen Teil der Burg duckte sich die Vermummte tiefer in den Schatten einer flachen Nische und wartete auf das Signal. Nur Spinnen und Sandkäfer leisteten ihr Gesellschaft. Endlich schallte ein Fanfarenstoß durch die Gänge der Ordensburg: Die Ratssitzung hatte begonnen. Die Hexe und ihre Gefährten waren für einige Zeit beschäftigt. Die zierliche Gestalt richtete sich auf, glitt so geschmeidig aus der Nische, dass sie nicht einmal die Spinnweben über sich streifte, und huschte durch die Sandkäferprozession, ohne ein einziges Insekt zu zertreten. Ihr Meister hatte sie gelehrt, nicht die geringste Spur zu hinterlassen.
    Ringsum waren die Gänge leer, und sie nahm an, dass selbiges zurzeit auch für die belebteren Teile der Burg galt. Die gesamte Festung hielt den Atem an und wartete auf den Ausgang der Sitzung im Großen Saal. Aber Politik und Intrigen waren ihre Sache nicht. Sie hatte ihren Auftrag zur Hälfte erfüllt. Eine letzte Tat hatte sie noch auszuführen, dann konnte sie fliehen.
    In Schuhen aus dünnstem Leder huschte sie lautlos und ohne eine einzige Fußspur zu hinterlassen über den staubigen Boden. So drang sie allmählich zu den oberen Stockwerken vor. Ein letzter Korridor, und schon stand sie vor der gesuchten Tür und probierte den Heberiegel. Als er nicht nachgab, stieß sie einen stummen Seufzer der Erleichterung aus. Die Tür war versperrt, ein Zeichen, dass sich niemand

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