Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
zu bringen. »Der Krieg wird kommen. Er ist unvermeidlich. Doch erst wenn wir bereit sind, können wir uns gegen Schwarzhalls Felsen werfen.«
»Wir sind bereit!« erklärte der Großkielmeister mit Entschiedenheit und ohne an die Verbände zu denken, die unter seinen Kleidern hervorlugten.
Elena lächelte. »Das ist mir klar. Es entspricht nicht dem Charakter der De’rendi, den Kampf zu scheuen, auch wenn sie in der Minderzahl sind.«
Der Großkielmeister nickte mit stolzgeschwellter Brust.
»Doch zunächst liegt ein anderer Weg vor uns.«
»Und wie sieht der aus?« Die Worte kamen von einem ewigen Kritiker, dem stämmigen Vertreter von Penryn, Symon Feraoud. Er betonte seine Skepsis, indem er heftig in seinen schwarzen Schnurrbart pustete. Er’ril hatte nicht erwartet, den Mann noch einmal am Tisch zu sehen, sondern wäre vielmehr jede Wette eingegangen, dass Feraoud noch in der Nacht als einer der Ersten ein Schiff besteigen würde, um in seine Küstenstadt zurückzusegeln.
Elena nickte zu der Frage des Dickwanstes. »Wie ihr alle wisst, habe ich vergangene Nacht die Geister des Buches befragt und Antwort aus fernen Welten erhalten. Uns ist nun bekannt, woher der Herr der Dunklen Mächte seine Magik bezieht. Der Quell seiner finsteren Kräfte befindet sich im Inneren vierer Schwarzsteintore. Bevor wir den Krieg nach Schwarzhall tragen, müssen wir den Herrn der Dunklen Mächte von seiner Magik abschneiden, indem wir diese Tore ausfindig machen und zerstören. Darin liegt unsere einzige Hoffnung, den Sieg zu erringen.«
Er’ril bemerkte, dass Elena mit keinem Wort erwähnte, was sie durch das Buch des Blutes noch erfahren hatte dass nämlich der erwähnte Quell der Macht der gefangene Chi war. Diese Nachricht wäre nicht gut aufgenommen worden.
»Und wie willst du versuchen, diese Tore zu zerstören?« fragte Symon.
»Wir werden es nicht nur versuchen«, gab Elena kalt zurück.
»Wir werden es schaffen. Während wir hier noch tagen, machen sich schon Elv’en Schiffe bereit, um mit der Suche nach den Toren zu beginnen.«
Wieder ging leises Gemurmel durch die Versammelten.
Meister Edyll von den Mer’ai meldete sich zu Wort. »Wir möchten den ganzen Plan hören.«
Elena nickte dem Ältesten zu. »Wir wissen von vier Toren«, begann sie. »Wyvern, Basilisk, Greif und Mantikor. Die Wyvern Statue ist für uns unerreichbar. Sie wurde von Schorkan nach Schwarzhall gebracht. Auf den Standort der drei anderen lässt sich aus verschiedenen Prophezeiungen und anderen Hinweisen schließen.«
Nun berichtete Elena von den zwei Reisen, die man zu unternehmen gedachte: die eine nach Norden unter Meriks Kommando, die andere nach Süden unter Führung von Prinz Richald und begleitet von Saag wan und Kast.
»Und was ist mit dem Mantikor Tor?« fragte Meister Edyll.
Elena schwieg eine Weile, ehe sie sagte: »Tol’chuk der Og’er wird nach Osten ziehen, um jenseits des Meeres in Gul’gotha danach zu suchen.«
Diese Neuigkeit traf die Ratsmitglieder mit Ausnahme derjenigen, die am Morgen mit im Saal gewesen waren wie ein Blitzschlag.
»Eine Reise voller Gefahren«, gab Meister Edyll zu bedenken. »Von allen, die sich jemals in dieses ferne Land aufgemacht haben, ist bisher keiner zurückgekehrt.«
Elena nickte. »Deshalb habe ich kundige Führer angeworben.«
Der Älteste der Mer’ai zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. »Führer?«
»Die Zwerge, die in den Verliesen unter der Burg gefangen gehalten werden. Gul’gotha war einst ihre Heimat.«
Als sie die Zwerge erwähnte, wurden die Gesichter hart.
»Selbst wenn sich diese Führer als verlässlich erweisen sollten«, sagte Meister Edyll mit unüberhörbarem Zweifel in der Stimme, »bleibt dieses Unternehmen das gewagteste von allen und hat die geringste Aussicht auf Erfolg.«
»Nicht, wenn ich die Gruppe begleite«, sagte Elena schlicht.
Das riss alle von den Stühlen. Sogar Er’ril trat einen Schritt auf Elena zu, doch dann nahm er sich zusammen. Er hatte ihr schließlich in die Hand geschworen, sich in ihre Entscheidung zu fügen.
Das hieß allerdings noch lange nicht, dass die anderen es ebenso halten würden.
Das Gesicht des Großkielmeisters war so rot wie das Blut auf seinen Verbänden. »Du kannst nicht durch dieses verfluchte Land reisen! Das wäre dein sicherer Tod.«
Er’ril nickte unwillkürlich, während alle anderen ihre Zustimmung lautstark kundtaten. Es war der blanke Wahnsinn.
Elena stand wie ein Fels in der Brandung und
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