Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Elv’en die Segel und fliegt zu den Südlichen Ödlanden, um genau die Bestie zu suchen und zu vernichten, die dein Volk quält.«
Kesla machte große Augen.
»Als Gegenleistung für deine Freiheit verlange ich von dir einen neuen Eid: Du sollst mir schwören, das Schiff zum Alkazar zu führen, damit wir deiner Gilde helfen können, dein Volk von diesem Fluch zu befreien. Wirst du das tun?«
Kesla senkte den Kopf. »Ich kann mich verpflichten, euch zum Alkazar zu bringen. Aber ich kann nicht für Meister Belgan sprechen. Wie sich die Gilde verhält, kann nur er entscheiden.«
»Einverstanden.« Elena nickte Joach zu. »Binde sie los, und bringe sie zur Wilder Adler. Stelle sie Prinz Richald vor, und teile ihm mit, was ich von ihm will. Er’ril und ich kommen später nach, um die Pläne im Einzelnen mit ihm durchzusprechen.«
Joach löste Keslas Fesseln mit fliegenden Fingern. Sie stand auf und rieb sich die Handgelenke. Doch als sie nach dem Dolch an seinem Gürtel greifen wollte, wich er aus. »Den behalte ich vorerst lieber bei mir. Zur Sicherheit. In dieser Burg treiben sich zu viele Diebe herum.« Dabei sah er sie böse an.
Der Vorwurf trieb ihr das Blut in die Wangen. »Es tut mir Leid, dass ich dich belogen habe, Prinz Joach.«
»Ich bin kein Prinz«, sagte er müde. »Ich wünschte, du würdest aufhören, mich so zu nennen.«
»Dann hör auf, mich als Diebin zu bezeichnen«, gab Kesla zurück und wandte sich ab.
»Schön, dann bist du eben eine Meuchlerin. Das ist ja so viel besser.« Joach verdrehte die Augen, trat zu Elena und zog sie beiseite. »Elena, ich habe eine Bitte an dich.«
»Nämlich?«
Er legte die Hand auf den Dolchgriff. »Ich würde die Wilder Adler auf dieser Reise gern begleiten.«
»Was? Wozu?«
Joach sah sich kurz nach Kesla um. »Ich finde, nachdem ich den Dolch gerettet habe, sollte ich ihn auch weiterhin bewachen.«
»Warum?«
Nun bekam auch Joach einen roten Kopf. »Es ist nur … Na ja, ich meine … Ich halte es nicht für einen Zufall, dass der Dolch gerade mir in die Hände gefallen ist.« Er seufzte verzweifelt. »Es ist schwer zu erklären. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mitfliegen sollte.«
Elena musste daran denken, dass sie selbst erst vor kurzem Er’ril gegenüber ihre eigenen Reisepläne mit einer ähnlich vagen Begründung gerechtfertigt hatte. Das Schicksal hatte sich offenbar verschworen, die Gefährten auseinander zu reißen und in alle Winde zu verstreuen. »Du bist alt genug, um selbst über dich zu bestimmen, Joach. Wenn du glaubst, diesen Weg gehen zu müssen, werde ich dich nicht daran hindern.«
Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht, er trat näher und umarmte sie. »Danke, Elena. Ich wusste, du würdest mich verstehen.«
»Eigentlich verstehe ich gar nichts«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Mir wäre es lieber, du bliebest hier.« Ihr Herz sträubte sich dagegen, Joach ziehen zu lassen, aber wie konnte sie ihm die Bitte abschlagen, wenn sie A’loatal selbst schon bald verlassen wollte? Sie erwiderte seine Umarmung, drückte ihn so fest an sich, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, und wusste doch, dass sie ihn nicht halten konnte. »Versprich mir nur, dass du wiederkommst.«
Joach löste sich aus ihren Armen. »Keine Sorge. Verlass dich darauf.«
Er wandte sich ab, da packte Er’ril ihn an der Schulter. »Joach, ein Wort noch, bevor du gehst.«
Joach zog die Stirn in Falten. »Worum handelt es sich?«
Er’ril nickte zu Kesla hin, die an der Tür wartete. »Hüte dich vor ihr.«
»Wie?«
»Ich habe bemerkt, wie du sie angesehen hast, und ich habe auch deine Erleichterung gesehen, als sie ihre Geschichte erzählte. Lass dir von deinen Gefühlen nicht dein Urteilsvermögen trüben.«
»Ich …«
Er’ril grub ihm die Finger noch fester in die Schulter. »Du hast mich einmal für ein Geschöpf des Herrn der Dunklen Mächte gehalten. Jetzt glaubst du blind, was dir ein Mädchen erzählt, das sich als Meuchelmörderin bekannt hat. Es könnte wieder eine Falle sein.«
In Joachs Zügen breitete sich Verwirrung aus.
Elena beugte sich vor und wollte Er’ril widersprechen. Sie spürte keine Bedrohung von der jungen Frau ausgehen, nur aufrichtige Sorge um ihr Volk. Doch dann hielt sie lieber den Mund und lehnte sich wieder zurück. Vielleicht war eine gewisse Vorsicht doch angebracht.
Joach sah Elena an und erkannte, dass sie Er’ril zustimmte. Er seufzte, seine Züge verhärteten sich. »Ich werde wachsam sein im Fühlen
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