Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
kein Laut war zu hören. Im Hintergrund erhob sich Schwarzhall, ein ausgehöhlter Vulkan, durchzogen von einem Labyrinth aus tausend Kammern und Gängen. Im Inneren des Kegels verbargen sich die Verliese und der Geburtsort des Herrn der Dunklen Mächte, während darüber beständig eine schwarze Wolke hing und den Himmel verfinsterte. Die Säule aus Rauch und Asche wurde nicht nur von den Kräften des Vulkans erzeugt, sie war auch der Ausstoß der giftigen Schmieden im Herzen des Berges, der Hochöfen, die unablässig Schwarze Magik erzeugten.
    Greschym drehte sich um und sah zum Ausgang der Höhle. Selbst hier, meilenweit vom Meer entfernt, konnte er die schwarze Wolke am Horizont erkennen. Der Südwind blies unentwegt den Rauch und die Asche über den Wald und machte ihn damit praktisch unbewohnbar, außer für die ohnehin schon vergifteten Geschöpfe, die sich wie sein Diener Ruhack hierher geflüchtet hatten, um sich in den Schatten zu verkriechen. Doch das Land hatte nicht immer so ausgesehen. Vor langer Zeit, vor dem ersten Ausbruch des Vulkans, war dieser Wald lebendig gewesen. Erst Schwarzhalls qualvolle Geburt in Feuer und Rauch hatte alles mit glühender Asche überzogen. In einer einzigen Nacht war der gesamte Wald zu Stein geworden, und alle Lebewesen waren umgekommen.
    Greschym hatte dieses Versteck gewählt, weil hier mit Schwarzhalls Asche auch Reste seiner Magik vom Himmel fielen. Das hatte dem Schwarzmagiker nach den Kämpfen vor einem Mond wieder auf die Beine geholfen. Schwach und erschöpft hatte er sich auf allen vieren in diese Giftküche geschleppt. Fast blind, dem Tode nahe, war er tagelang durch den Wald geirrt und hatte die Magik Spuren in sich aufgesogen, die Schwarzhall abgab. So war er allmählich wieder zu Kräften gekommen.
    Nun war er endlich so weit, dass er das Exil verlassen konnte, um Rache zu nehmen.
    Der Schwarzmagiker im Quecksilberspiegel wandte sich plötzlich von der Küste ab und sah Greschym direkt an. Der zuckte zusammen, hob die Hand und löschte das Bild. Das war knapp gewesen. Schorkan musste gespürt haben, dass er beobachtet wurde. Fast hätte er ihn ertappt. Aber nun wusste Greschym wenigstens, wo einer seiner Feinde steckte in Schwarzhall.
    »So, so, Schorkan, du leckst dir also immer noch die Wunden«, flüsterte er mit grimmiger Genugtuung. Er hatte die schwarzen Brandmale und die hellen Narben, die Schorkans einst so ebenmäßiges Gesicht entstellten, wohl bemerkt. Offenbar war nicht einmal der Schoßhund des Herrn der Dunklen Mächte der Schlacht um A’loatal unversehrt entkommen.
    »Gut …« Greschym gestattete sich ein leises Lächeln. Allzu lange hatte ihn Schorkan mit seiner jugendlichen Schönheit zum Gespött gemacht. Zwar waren beide dank eines alten Zauberbanns unsterblich, aber bei Greschym war etwas schief gelaufen. Während Schorkan ewig jung blieb, wurde Greschyms Haut faltig, und er alterte wie alle Menschen, nur von dem Tod blieb er verschont. Sein Lächeln vertiefte sich, aus der Greisenkehle löste sich ein heiseres Kichern, jetzt bekommt auch Schorkan zu spüren, wie es ist, entstellt zu sein.
    Greschym griff abermals nach dem Rehherz und wiederholte den Zauber. Als er diesmal den Finger in das Quecksilber tauchte, sprach er einen anderen Namen. »Elena.«
    Wieder verschwamm der Blutfleck, ein neues Bild entstand. Greschym runzelte die Stirn. Der Anblick verwirrte ihn. Die Hexe mit dem Feuerhaar stand an der Reling eines riesigen Schiffes; hinter ihr ragten drei Masten auf. Doch vom Meer war nichts zu sehen. Dann begriff Greschym: Sie befand sich auf einem Windschiff der Elv’en. Er sah nach dem Sonnenstand. Das Schiff flog von der untergehenden Sonne weg. Nach Osten? Elena verließ Alasea? Sie stand am Heck, eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Wieder lächelte Greschym. War sie etwa auf der Flucht? Auf der Flucht aus Alasea?
    Er veränderte den Blickwinkel des Spiegels. In weiter Ferne, hinter den Türmen und Dächern der Inselstadt, strebten zwei weitere Schiffe dem Horizont zu eines in nördlicher, das andere in südlicher Richtung. Greschym fiel auf, dass die Hexe dem südwärts fliegenden Schiff wie gebannt nachsah. Ihre Lippen bewegten sich, und obwohl der Magiker sie nicht hören konnte, wusste er, welchen Namen sie aussprach: Joach!
    Greschym ballte die Faust. Der Bruder der Hexe! Dieser Teufelsbraten, der ihm schon zwei Mal in die Quere gekommen war und ihm bei der letzten Auseinandersetzung sogar den Stab zerstört hatte.

Weitere Kostenlose Bücher